Winteransitz auf Sauen

Sind die schönsten Ansitze nicht die, bei denen es kalt ist und man vom Schnee eingedeckt ist?

Winteransitz auf Sauen: Man hört das Wild auf eine große Entfernung und kann die Stunden auf der Kanzel einfach genießen und ist in einer anderen Welt. Was gibt es dann noch schöneres, als wenn man Anblick hat? Ob man dann noch zu Schuss kommt, ist fast zweitrangig, da es meiner Meinung genau diese Momente sind, die die Jagd ausmachen.

Sauen haben im Winterwald gebrochen

Sind die schönsten Ansitze nicht die, bei denen es kalt ist und man vom Schnee eingedeckt ist? Man hört das Wild auf eine große Entfernung und kann die Stunden auf der Kanzel einfach genießen und ist in einer anderen Welt. Was gibt es dann noch schöneres, als wenn man Anblick hat? Ob man dann noch zu Schuss kommt, ist fast zweitrangig, da es meiner Meinung genau diese Momente sind, die die Jagd ausmachen.

Nun aber der Reihe nach: Es war einer der Tage, an dem ich mich schon beim Aufstehen auf den abendlichen Ansitz gefreut habe, aber wer kennt das nicht? Der Tag konnte nicht schnell genug rum gehen und ich zählte fast die Minuten, bis ich mich zum Ansitz fertig machen konnte. Ein Jahr hatte ich mittlerweile meinen Jagdschein und das unendliche Glück, in einem wunderschönen Revier in meinem Wohnort auf die Jagd gehen zu dürfen.

Restschnee

Wir haben viele Wiesenflächen, die die Sauen gerne annehmen und so entschloss ich mich zum Ansitz an einer Wiese, auf der die Sauen in den letzten Tagen jede Nacht gebrochen hatten. Die Kanzel steht direkt an der Waldkante. Das Wetter versprach einen einzigartigen Ansitz. Es waren Temperaturen um die -13 Crad und schneebedeckter Boden, der Himmel war klar. Nach ewigen Stunden der Arbeit war es soweit und ich konnte mich endlich für den Ansitz fertig machen. Schnell hatte ich mir die passende Kleidung rausgesucht, da es bitterkalt war, half hier nur das Zwiebelprinzip und es dauernde eine Weile, bis ich mich fertig angezogen hatte. Waffe aus dem Waffenschrank geholt, Fernglas in den Rucksack und los ging es.

Während der Fahrt zum Ansitz überkamen mich Zweifel, ob ich bei diesem Wetter mit dem Auto überhaupt so weit auf dem Feldweg in Richtung Kanzel fahren kann. Da ich nichts riskieren wollte, fuhr ich nicht allzu weit und nahm lieber einen längeren Weg zu Fuß in Kauf. Alleine dieser Spaziergang, bei diesem winterlichen Wetter, mit dem Hintergedanken des Ansitzes, ließ meine Gedanken in eine andere Welt gleiten. Nun war ich in der Nähe der Kanzel und kontrollierte die Wiese vorab. Ich konnte aber nichts erkennen und begab mich langsam zur Kanzel. Ich musste nun den verschneiten Feldweg verlassen und ca. 150 Meter auf der verschneiten und vor Frost steifen Wiese zur Kanzel gehen. Schritt für Schritt und ganz langsam, da jede kleine Bewegung das gefrorene Gras zum Knacken brachte. Ich hatte das Gefühl, dass jeder Schritt so laut sei, dass man ihn bis ins Dorf hinein hören konnte.

So ging ich immer weiter, Meter für Meter zur Kanzel. Nach dem halben Weg blieb ich kurz stehen um erneut die Umgehend abzuglasen. Mein Puls war extrem hoch, obwohl ich noch keinen Anblick hatte und ich nichts hören konnte.. kann man das schon Jagdfieber nennen? Ich konnte nichts erkennen und ging noch einige Meter weiter, als mich plötzlich Geräusche aus dem Wald zurück in die Realität holten. Ich blieb wieder stehen um genau zu hören was im Wald vor sich ging. Auf einmal Rascheln ohne Ende und da hörte ich sie, die Sauen. Nun war es definitiv da, das Jagdfieber. Ich als Jungjäger, unerfahren, mitten auf der Wiese, die Sauen im Wald und ganz viele Fragezeichen in meinem Klopf. Was mache ich jetzt am besten?

Winterwald

Warten auf der Wiese in der Hoffnung, dass die Sauen kommen? Soll ich weitergehen und mich auf die Kanzel setzen? Jeder Schritt verursachte einen riesen Lärm auf der Wiese und um auf die Kanzel zu kommen, musste ich auch noch einige Meter in den Wald hinein und das würde ebenfalls einen riesen Lärm verursachen. Nach einer Minute der Überlegung entschloss ich mich ganz langsam zur Kanzel zu gehen. Nur keinen Lärm machen und ganz langsam dachte ich, jedoch konnte ich wegen dem gefrorenen Boden den Lärm leider nicht vermeiden. Nun war ich an der Waldkante angekommen und musste die, meiner Meinung bis dahin, letzte Hürde nehmen und mich ganz langsam auf den Ästen, welche den Boden bedeckten, fortbewegen.

Zuerst blieb ich aber stehen um zu hören, ob die Sauen immer noch im Wald waren. Ich wartete eine kurze Zeit und ja, da waren sie noch. Alles ganz einfach dachte ich, jetzt auf die Kanzel und warten bis sie auf die Wiese ziehen. Als ich endlich an der Kanzel angekommen war, griff ich die Stufen der Leiter und ging Schritt für Schritt höher, bis ich oben angekommen war. Ich traute mich gar nicht mich hinzusetzen und hörte erneut, ob die Sauen noch da waren, oder ob sie was mitbekommen hatten. Da ich sie immer noch hörte, wollte ich mich nun auf der Kanzel einrichten, um einen wunderschönen Ansitz, vielleicht mit Strecke zu genießen.

Als ich mich hinsetzen wollte passierte es, meine Waffe schlug mit einem riesen Lärm gegen die Kanzel und nun wusste ich gar nicht mehr was los war. War der Weg umsonst? Spätestens jetzt sind doch die Sauen sowieso weg, oder? Was solls, erstmal hinsetzen und einrichten und dann warten. Alles war auf einen Schlag ruhig, es war nichts mehr zu hören. Ok, jetzt kannst du wenigstens einige schöne Stunden in einer wunderschönen Winterlandschaft genießen, dachte ich mir.

Kanzel bei Vollmond

Nach einigen Minuten der Stille, glaste ich nun mit meinem Fernglas die Gegend ab. Ich konnte es kaum glauben, dass ich die Sauen 200 Meter links unterhalb meiner Kanzel wieder sehen konnte. Wieder war der Puls auf 180 und ich hatte das Gefühl, dass jeder Atemzug zu viel und zu laut war. Nun konnte ich mich nur ruhig verhalten und hoffen, dass sie genau in meine Richtung ziehen. Nein einigen Minuten waren sie wieder im Wald verschwunden und meine Hoffnung auf einen Jagderfolg gänzlich auch. Was dann aber passierte, sollte zu meinem bisher spannendsten und aufregendsten Jagderlebnis bis jetzt werden.

Nach einigen Minuten hörte ich erneut Geräusche im Wald. Wieder, voller Aufregung, nahm ich mein Glas um die Gegend abzusuchen und sie waren wieder da. Diesmal ca. 60 Meter neben der Kanzel an der Waldkante Jetzt traute ich mich zu keiner Bewegung mehr und blieb mit meinem Glas permanent bei den Schwarzkitteln. Sie zogen ganz langsam in meine Richtung und ich konnte es nicht glauben, als sie direkt unter der Kanzel verhofften. Jetzt müssten sie doch was merken und Wind bekommen?

Was für ein Moment. Ich sitze auf der Kanzel und 4 Meter unter mir stehen die Sauen. Ich kann sie schnaufen hören. Aber was ist mit ihnen? Hören sie mich, haben sie Wind bekommen, oder bin ich vielleicht zu laut? Nach ca. zwei Minuten zogen sie weiter, nun aber nicht mehr an der Waldkante entlang, sondern direkt auf die Wiese vor meine Kanzel. So, nun nichts falsch machen und ganz besonnen handeln dachte ich mir, wenn das bei diesem Puls überhaupt möglich ist. Ich wartete einige Minuten, bis die Rotte vollständig auf der Wiese war um die Stücke ansprechen zu können.

Alles Überläufer, ok – und jetzt, welches ist das schwächste Stück und steht passend? Ich wollte nichts falsch machen und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich entschieden hatte, welches Stück ich erlegen wollte. Also nun keinen Lärm mehr, das Glas zur Seite legen und Waffe nehmen. Langsam legte ich meine Waffe auf die Wand der Kanzel und schaute durch das Zielfernrohr. Nochmal kontrollieren, ob wirklich alles passt. Ja es passt, Waffe entsichert ein letztes Mal Einatmen und der Schuss bricht.

Tausend Gedanken sind im Kopf, habe ich alles richtig gemacht, liegt die Sau usw… Nun wieder Stille, es ist nichts mehr los auf der Wiese und ich kann nichts mit meinen Glas erkennen. Ich bin mir sicher, gut abgekommen zu sein. Jetzt aber erstmal einige Minuten warten. Anschließend abbaumen und mit der Taschenlampe die Fläche absuchen und da liegt sie mit einem guten Schuss. Ich bin unendlich glücklich und erleichtert.

Dieser Abend wird mich mein Jägerleben begleiten.

Fotos und Text: Torben Petry

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