Feinschliff im Apport

Apport – Nachdem Retriever-Hündin „Bella“ und Drahthaar „Grimm“ das Aufnehmen aus der Hand erlernt haben, erklärt Revierjagdmeister Sascha Schmitt die weiteren Schritte auf dem Weg zum sicheren Apporteur.

Apport

Bevor es in der Apport -ausbildung weitergeht, muss das Aufnehmen des Apportiergegenstandes aus der Hand fehlerfrei und zügig funktionieren. Vielen Hunden fällt es schwer, sich nach dem Apportel zu bücken, um ihn vom Boden aufzunehmen. Auch darauf muss der Hund gründlich vorbereitet werden.

Bei Drahthaar „Grimm“ wurde deutlich, wie peinlich genau auf eine saubere Arbeit geachtet werden muss, und dass ein schneller Fortschritt auch Gefahren mit sich bringt: Von Beginn an kooperierte „Grimm“ bei der Apportausbildung hervorragend. Er machte nicht nur schnell, sondern auch verhältnismäßig große Fortschritte, während „Bellas“ Lernerfolge zwar stetig, aber bei weitem langsamer eintraten. Beflügelt durch die vermeintliche „Genialität“ des Vorstehhundes ließ ich mich dazu hinreißen, mehr auf das Ziel zu achten. Dabei verlor ich aber die einzelnen Etappen aus dem Auge. Großzügiges Überspringen einzelner Zwischenschritte, einhergehend mit wenigen Wiederholungen, waren die Folge. Dies sollte sich aber schon bald rächen.

Auf Befehl soll der Hund das Apportierholz aufnehmen

Während „Grimm“ bereits nach kürzester Zeit den tief gehaltenen Apportierbock blitzschnell aufnahm und selbst beim abgelegten Apportel umgehend zufasste, war es mit „Bella“ etwas mühsamer – und vor allem zeitaufwendiger. Jeder Schritt musste vielfach wiederholt werden. Letztlich zeigte die Retriever-Hündin eine absolut korrekte und zuverlässig freudige Arbeit. „Grimm“ aber begann plötzlich, komplett zu versagen.

So schnell er während der ersten Übungen Fortschritte zeigte, so zügig kam auch der Einbruch. Nichts ging mehr. Alles auf seiner „Festplatte“ schien gründlich gelöscht. Die Ursache lag auf der Hand: Beflügelt durch seine schnellen Erfolge ließ ich es als Abrichter an der nötigen Gründlichkeit – und vor allem an den nötigen Wiederholungen – mangeln. Das gewünschte Verhalten wurde nicht gefestigt und war nicht sicher abrufbar.

In dieser Situation wäre Zwang absolut kontraproduktiv gewesen! Zudem hätte es sich mit Sicherheit negativ auf die Führer-Hund-Beziehung ausgewirkt. Eine negative Sanktion meinerseits hätte der führerbezogene „Grimm“ nicht richtig deuten und einordnen können. Es hätte ihn unnötig gehemmt und eingeschüchtert.

Bevor Zwang am Vierläufer angewandt wird, muss sichergestellt sein, dass der Hund den Grund für diese Handlung auch begreift! Ein lautes Wort, ein Zehentritt oder Gertenstreich ersetzen niemals das Verstehen des Ausbildungschrittes. Im falschen Moment kann das fatale Folgen haben.

Bei „Bella“ wurde jeder einzelne Erfolg mühsam erarbeitet, aber dadurch ausreichend verinnerlicht. Am Ende war der „Apport“ jederzeit abruf- und steuerbar. Grund für den relativ langen Prozess war nicht etwa mangelnde Arbeitsfreude oder Unlust. Vielmehr war es der bedächtigen und besonnenen Art der Hündin geschuldet. Im Grunde genommen ist das eine ihrer Stärken.

Hat der Hund sauber gearbeitet, wird er ausgiebig belohnt

Mit ausreichend Temperament gesegnet, ist „Bella“ in der Lage, sich über ­einen längeren Zeitraum zu konzentrieren und vertraute Aufgaben zuverlässig zu lösen. Neue, unbekannte Herausforderungen verunsichern die Retriever-Hündin nur zu Beginn. In diesen Situationen braucht sie die Unterstützung durch ihren Führer. Bei den ersten gemeinsamen Jagden benötigte sie sehr viel Aufmerksamkeit und Hilfestellung, um bei Nachsuchen auf abgelaufenes Federwild ans Stück zu kommen. Mittlerweile ist „Bella“ durch entsprechende Erfahrung ein „Selbstläufer“ geworden, der auch schwierige, durch Naseneinsatz geprägte Nachsuchen an Land und im Wasser souverän löst.

Den von mir verursachten Mangel in „Grimms“ Ausbildung konnte ich nur
abstellen, indem wir von Grund auf alle Schritte noch einmal durchliefen. Um ihm das Aufnehmen des Apportels zu erleichtern, wurde dieser erst auf zwei hochkant stehende Backsteine abgelegt. Der Hund muss sich dadurch nicht sofort bis zum Boden bücken. Er wird nah an den Bock gesetzt und erst dann zum Aufnehmen aufgefordert. Dabei muss auf zügiges Aufnehmen und einen korrekten Griff geachtet werden. Jegliches Knautschen wird sofort unterbunden.

Erst wenn die einzelnen Übungen perfekt sitzen, werden die Steine auf die flache Seite gelegt, damit sich die Distanz zum Boden deutlich verringert. So gewöhnt sich der Hund schrittweise an das Aufnehmen des Apportels. Zu Beginn der Übungen lege ich noch einen Zeigefinger an den Gegenstand, um dem Hund zu zeigen, was er tun soll. Nach und nach wird der Abstand zwischen Hand und Apportel vergrößert, bis der Abrichter nur noch den Gegenstand ablegt und den Vierläufer aufnehmen lässt. Auch dabei wird auf reflexartiges Aufnehmen geachtet. Mit viel Fingerspitzengefühl wird die Distanz zwischen Hund und Apportel stetig vergrößert, sodass er nach Erhalt des Befehls „Apport“ zum Bringgegenstand eilen und diesen zutragen muss. Selbstverständlich ist der Hund dabei immer an der Feldleine, damit im Zweifelsfall korrigierend auf ihn eingewirkt werden kann.

Bei „Grimm“ war es mehrfach nötig, mit der langen Leine Hilfestellungen zu geben, um für zügiges Herankommen mit dem Apportel zu sorgen. Er reagierte einfach noch zu stark auf Ablenkungen. War „Grimm“ unkonzentriert, wurde er mit sanften Zügen an der Feldleine zum Führer gelotst. Dort musste er sich korrekt setzen und durfte die Beute erst auf Befehl ausgeben. Jede noch so kleine Ungenauigkeit musste jetzt penibel korrigiert werden. Jeder Erfolg wurde ausgiebig mit Lob und Streicheleinheiten belohnt.

Wichtig beim Bringen auf Distanz ist, dass der Apportiergegenstand nie geworfen werden darf. Er wird stets ausgelegt. Dabei wird der Vierläufer abgelegt, und der Ausbilder entfernt sich, um den Gegenstand zu platzieren. Bevor er das Dummy ablegt, hält es der Ausbilder deutlich nach oben, sodass der Hund es sieht. Gerade bei „Grimm“ war dies wichtig, weil er sich durch geringste Ereignisse ablenken ließ. Achtete er nicht genau auf mein Vorgehen, wurde er deutlich mit direktem Blickkontakt ermahnt. Anfangs ist es immer sehr mühsam, einen solchen Vierläufer bei der Stange zu halten. Aber durch stetige Wiederholung dieser Technik bringt man den Hund dahin, dass er mit seinem Blick geradezu an seinem Führer klebt und in jeder Situation blitzschnell auf Hilfen und Befehle anspricht.

Vor allem bei jungen Hunden, wie „Bella“ und „Grimm“, muss der Ausbilder die individuelle Konzentrationsfähigkeit des jeweiligen Hundes genau beobachten. Zeigt dieser sich erschöpft und überfordert, muss die Übungseinheit zeitnah mit einem positiven Erlebnis beendet werden.

Am Schluss der Ausbildung soll der Hund den Gegenstand zuverlässig auf 40 bis 50 Meter Distanz bringen. „Bella“ schaffte dies zuerst. Nun bekam sie sogar drei Gegenstände gleichzeitig ausgelegt, die sie nacheinander bringen sollte. In der Jagdpraxis kommt es relativ häufig vor, dass der Hund mehrmals nacheinander bringen muss. Zusätzlich wurde mit verschiedenen Apporteln und Bring­gegenständen gearbeitet.

Erst als beide Vierläufer unabhängig von Distanz, Art und Anzahl der Gegenstände immer zuverlässiger arbeiteten, benutzte ich Schleppwild. Es ist absolut wichtig, dass dieser Schritt erst erfolgt, wenn im Vorfeld keine Probleme mehr auftreten. Beiden bereitete der Wechsel zum Wild keine Probleme. Die umfangreichen Wiederholungen machten sich jetzt bezahlt. Von Beginn an wurde auf einen korrekten Rückengriff geachtet. Dazu muss der Abrichter das Wild so halten, dass der Vierläufer auch passend zufassen kann.

„Bella“ und „Grimm“ lernten alles Niederwild kennen, das im Jagdbetrieb anfiel – auch den Fuchs! Jeder gesunde, ausgewachsene Vierläufer in Vorstehhundgröße ist körperlich dazu in der Lage, einen Fuchs aufzunehmen und auch über längere Strecken zu tragen. Genau wie bei den Übungen mit den einzelnen Bringgegenständen wird auch bei der Arbeit mit Wild der Schwierigkeitsgrad langsam gesteigert. Das bedeutet im Klartext, dass erst mit dem Fuchs begonnen wird, wenn alle Aufgaben mit Kanin, Hase und Jungfuchs ohne Fehler gelöst worden sind.

Gerade bei „Bella“ war diese schrittweise Gewöhnung an die einzelnen Wildarten nötig, da sie anfänglich eine leichte Aversion gegen Haarwild zeigte. Dies äußerte sich dadurch, dass sie Kanin und Hase nur zögerlich aufnahm und es ihr sichtlich keine Freude machte. Getreu dem Motto: „Der Spaß kommt mit der Zeit!“ hat sie sich im Laufe der Ausbildung auch an Haarwild gewöhnt und verrichtet mittlerweile sehr zuverlässig ihre Arbeit.

Machen Sie es Ihrem Hund leichter!

Greift der Vierläufer anfangs schnell nach dem Holzapportel, kann er sich die Lefzen zwischen Zähnen und Holz quetschen. Das erschwert die weitere Apportausbildung. Mit wenigen Handgriffen kann man dies verhindern: Wickeln Sie einfach ein neues, vorher ausgewaschenes Fensterleder um den Mittelsteg des Appportels und vernähen Sie es (siehe Bilder). Der Hund wird dadurch freudiger arbeiten. Überdies nimmt das Wischtuch den Speichel des Hundes auf, und das Apportierholz wird nicht unangenehm glitschig.

Übungs-Tipp

Der korrekte Rückengriff ist äußerst wichtig. Trainieren kann man dies leicht mit sogenannten Wildtierdummys.

Diese sind in den Größen Kanin und Fuchs erhältlich und können mit Gewichten variiert werden. Ihre Bauweise zwingt den Hund, das Apportel mittig zu greifen.

Lob hilft mehr als Leckerli

Auf Leckerlis verzichte ich bei der Apportierausbildung bewusst. Das hat einen einfachen Grund: Beim Zerkauen werden die Belohnungsbrocken vom Hund einge­speichelt und oft nur zum Teil geschluckt. Im Fang befindet sich bereits nach kurzer Zeit ein nicht sonderlich appetitlicher Speichel-Futter-Brei, der nach wenigen Übungen das Apportel „ziert“.

Viele Hunde weigern sich, ein derart verschmutztes Apportel aufzunehmen. Ist der Vierläufer gut auf Lob und körperliche Zuneigung konditioniert, sind ­Leckerlis unnötig.

Merke

Bei allen Apportierübungen den Schwierigkeitsgrad langsam steigern!

.    Erst mit kleinem Wild, wie Taube und Kanin, beginnen.

.    Langsam über Jungfuchs zum Altfuchs steigern.

.    Sobald Probleme auftreten, einen Ausbildungsschritt zurückgehen!

Fotos: Sascha Schmitt

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