Hallo und ein kräftiges Waidmannsheil, so langsam neigt sich der August dem Ende zu, die Sauen sind im Mais und halten mich auf Trapp und trotzdem schreibe ich diesen Blog mit einem Lächeln im Gesicht. Aber warum? Ich habe in diesem Jahr eine Jagdart kennengelernt und ausgeübt, die mich unendlich in ihren Bann gezogen hat. Es ist die Blattjagd, die mich fasziniert hat und mit der ich in diesem Jahr einige wunderschöne jagdliche Erlebnisse hatte. In diesem Blog werde ich über meine Erfahrungen und Erlebnisse der Blattzeit schreiben. Es ist gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe und ich kann euch nur empfehlen, es selbst auszuprobieren. Wie ich es gemacht habe, werde ich in diesem Blog schreiben. Lest also weiter, damit ihr für die nächste Blattzeit gut vorbereitet seid.
Was ist eigentlich die Blattjagd und wie funktioniert sie? Anders als die normale Ansitzjagd ist die Blattjagd eine Lockjagd, die während der Brunft des Rehwildes stattfindet. Dabei versuchen wir mit einem Lockinstrument verschiedene Töne zu erzeugen, um den Rehbock zu uns zu locken. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Lockinstrumenten, die man im Fachhandel kaufen kann. Welches Model das für sich passende ist, muss jeder selbst herausfinden. Es gibt ausführliche Testberichte im Internet, mit denen ihr euch bestens informieren könnt. Als es noch keine Lockinstrumente gab, wurden die Locktöne mit Blättern erzeugt, daher der Name Blattjagd. Da ich bisher kaum Berührungspunkte mit der Blattjagd hatte und es unbedingt lernen wollte, habe ich im Juli ein Blattjagdseminar von Klaus Demmel in der Nähe von Dortmund besucht. Vorab kann ich sagen, dass ich es mir durchaus schwieriger vorgestellt hatte und mir viele Gedanken gemacht habe. Relativ schnell stellte ich fest, dass man das Blatten einfach lernen kann. Das Seminar startete mit einem theoretischen Teil, in dem die Basics vermittelt wurden. Nach einem gemeinsamen Abendessen starteten wir mit dem praktischen Teil. Damit jeder nach dem Seminar seinen Blatter beherrschte, nahm sich Klaus ausreichend Zeit für jeden Teilnehmer und konnte so den ein oder anderen nützlichen Tipp geben. Nach dem Seminar starteten alle Teilnehmer selbstbewusst in die Blattjagdsaison. Natürlich müsst ihr nicht unbedingt ein Seminar besuchen, um das Blatten zu lernen. Ist es nicht am schönsten, wenn euch euer Jagdherr das Blatten beibringt?
Alternativ gibt es auch ausreichend Videos, in denen die Kunst der Blattjagd gezeigt wird. Was ist in der Blattzeit zu beachten? Wichtig ist, dass ihr euch nicht nur auf den Blatter verlasst, denn ihr müsst wissen was ihr macht. Meist reicht es aus einfach auf sein Gefühl zu hören. Von vielen Jägern habe ich gehört, dass man maximal 15 Minuten an einem Stand bleiben sollte, da sowieso nichts mehr kommt, wenn die Böcke nicht nach kurzer Zeit aufs Blatt springen. Ich sehe das nicht so und denke, dass man sich ausreichend Zeit für die Blattjagd nehmen sollte und bleibe deshalb 30 – 40 Minuten auf einem Stand. Wenn ihr einen Stand eingenommen habt, verhaltet euch 5-10 Minuten ganz ruhig, damit sich die Umgebung wieder beruhigen kann, bevor ihr mit dem Blatten anfangt. Leider kann ich euch keinen perfekten Zeitraum für eine erfolgreiche Blattjagd nennen. Bewährt hat sich jedoch der Zeitraum vom 25.07 – 12.08. Es kann natürlich Unterschiede geben, also legt euch nicht nur auf diesen Zeitraum fest. Wenn die Einstände bekannt sind, könnt ihr die Blattjagd grundsätzlich überall im Revier ausüben. Mit einem Blattstand seid ihr flexibel, haltet jedoch ca. 80 Meter Abstand von den Einständen, damit ihr nicht zu nahe dran seid. Damit ihr Erfolg bei der Jagd habt, müsst ihr auch auf das Wetter achten. Bekommt das Rehwild Wind von euch, hat es sich ausgeblattet, bevor es überhaupt losgeht. Ist der Wind zu stark, ist es eher unwahrscheinlich, das Wild in Anblick zu bekommen. Die Blattjagd könnt ihr grundsätzlich zu verschiedenen Tageszeiten ausüben. Bei großer Hitze ist das Wild jedoch mehr in den Morgen- und Abendstunden aktiv, wenn die Temperaturen angenehmer sind. Wenn die Wiesen morgens nass sind und es sehr kalt ist, sind die Erfolgsaussichten eher gering. Optimal ist die Zeit nach einem Regenschauer, wenn die Sonne wieder scheint. Aber wie sagt man so schön “Ausnahmen bestätigen die Regel“, es kann immer anders kommen.
Wie und wie oft ihr blattet, hängt von euch ab. Über die perfekte Blattstrophe gibt es viele verschiedene Meinungen. Ich beginne mit 2 Serien Rickenfiep mit je 5-8 Tönen. Der Rickenfiep ist ein Kommunikationslaut der Ricke und sagt lediglich aus, dass eine Ricke anwesend ist. Tut sich nach der ersten Serie nichts, mache ich eine kurze Pause von 3 – 5 Minuten und starte mit 2 – 3 Serien Fieplaut mit PIA-Ton mit erneut 5 – 8 Tönen. Dieser Laut signalisiert dem Bock, dass eine Ricke da ist, die nach einem Bock ruft. Habe ich erneut keinen Anblick, versuche ich nach einer erneuten Pause den Sprenglaut. Den Sprenglaut wendet die Ricke an, wenn sie von einem Bock bedrängt wird, diesen aber nicht duldet. So soll der eifersüchtige Platzbock angelockt werden. Als letzten Ton wende ich den Kitzklagelaut an. Er signalisiert der Ricke, die ihr Kitz abgelegt hat, einen Angstgeschrei des Nachwuchses. Somit eilt die Ricke zum Kitz, um zu helfen. Steht nun ein Bock bei der Ricke, wird ihr dieser folgen. Wenn sich auch nach diesem Ton nichts ergibt, versuche ich mein Glück an einer anderen Stelle. Hilfreich sind auch einige Szenen mit Nebengeräuschen, z.B. Plätz- oder Fegegeräusche zu imitieren, oder das Knacken von Ästen. Das ist aber lediglich meine Vorgehensweise. Um euren eigenen Weg zu finden, testet es aus und sprecht mit euren Mitjägern. So bin ich sicher, dass ihr bei der nächsten Brunft ein kräftiges Waidmannsheil habt. Blattzeit – Welche Ausrüstung benötigt ihr? Diese Frage hat mich sehr beschäftigt, da man im Fachhandel jahreszeitbezogen und für jede Jagdart eine riesige Auswahl an Equipment kaufen kann, aber benötigt man das alles überhaupt? Fangen wir mit der Tarnung an. Wobei es hier drauf ankommt, ob ihr euch einen Blattstand eingerichtet habt, oder von einer Kanzel aus jagen wollt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es keinen Unterschied gemacht hat, ob ich von der Kanzel aus oder vom Blattstand geblattet habe. Wichtig ist, dass ihr einen ausreichenden Rundumblick habt, damit ihr alles mitbekommt und einsehen könnt. Ein großer Vorteil der Kanzel ist der meist vorhandene Kugelfang, den ihr bei einem Blattstand auf dem Boden bei größeren Entfernungen meist nicht habt, da ihr direkt vom Boden aus jagt. Auch werdet ihr und eure Bewegungen auf einer Kanzel nicht so wahrgenommen, wie auf dem Blattstand am Boden.
Da die Böcke bis auf kurze Distanz aufs Blatt springen und euch deshalb gut wahrnehmen können, ist die Tarnung auf dem Blattstand sehr wichtig. Wenn ich von einem Bodenstand aus jage, nehme ich meinem Ansitzstuhl und einen Schießstock mit. Zur Tarnung nutze ich einen dünnen Camouflage-Anzug, sowie eine Gesichtsmaske und Handschuhe. Zu Beginn richte ich mich so ein, dass ich mich beim Anblick kaum bewegen muss. Ihr habt aber auch die Möglichkeit einen Ansitzschirm zu nutzen. Das ist ganz euch überlassen. Jeder hat natürlich seine Vorlieben. Ich bevorzuge meinen Ansitzstuhl, da ich mit ihm flexibler bin und den Stand einfacher wechseln kann. Ansonsten versuche ich nicht allzu viel Ausrüstung mitzunehmen. Sollte ich Waidmannsheil haben, habe ich die restliche Ausrüstung zum Versorgen des Wildes im Auto und kann diese noch holen. Mit dabei habe ich aber auf jeden Fall meine Wärmebildkamera, um das Wild früher im Bestand erkennen zu können und mich rechtzeitig mit der Waffe fertig zu machen. Ein Fernglas habe ich meist nicht dabei, da ich das Wild über das Zielfernrohr der Waffe anspreche. Das erspart einige Bewegungen. Solltet ihr keine Wärmebildkamera haben, funktioniert ein Fernglas natürlich genauso gut. Das Wichtige bei allem was ihr macht ist es, so ruhig wie möglich zu sein, denn dann erlebt ihr viele Überraschungen und spannende Momente bei der Blattjagd. Meine erste Blattjagd Natürlich wollte ich das Erlernte so schnell wie möglich umsetzen und mich bei der Blattjagd versuchen. Ich konnte es kaum abwarten und war sehr gespannt und auch aufgeregt. Pünktlich am 25.07. habe ich meine Sachen gepackt und meinen Blattjagdstand im Wald eingerichtet. Ein wenig geschützt hinter einem Baum, aber mit ausreichendem Rundumblick. Zuerst habe ich wieder Ruhe einkehren lassen, wobei ich zugeben muss, dass ich am liebsten sofort losgeblattet hätte. Bevor ich angefangen habe, habe ich bereits mit der Wärmebildkamera die Gegend abgesucht, aber nichts erkennen können. Also los geht’s mit der ersten Serie und kurz warten, anschließend die zweite Serie und ganz langsam mit der Wärmebildkamera die Gegend absuchen. Die Waffe liegt bereits auf dem Schießstock auf. Wegen des Bewuchses habe ich nur ein Schussfeld von ungefähr 5 Metern in der Breite. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das funktionieren soll, aber mal abwarten. Und tatsächlich kann ich etwas mit der Wärmebildkamera erkennen. Ich warte erst mal ab und lass das Stück näher kommen, bis ich es mit dem Zielfernrohr ansprechen kann. Voller Aufregung und in Erwartung auf einen Bock, stelle ich aber fest, dass es eine Ricke ist. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn mir bereits nach 2 Minuten ein Bock aufs Blatt springt. Also wieder ein wenig Ruhe einkehren lassen und weiter geblattet und eine kurze Pause eingelegt. Und tatsächlich erkenne ich wieder eine Bewegung im Bewuchs, die meine Aufregung steigen lässt. Das Stück kommt näher und ich kann es als Bock ansprechen, der tatsächlich passen würde. Aber habe ich das Glück, dass der Bock genau in mein Schussfeld zieht, wahrscheinlich eher nicht, da er irgendetwas mitbekommen hat und abspringt. Ruhe bewahren und weiter versuchen nach einer kurzen Pause. Und tatsächlich springt der Bock erneut aufs Blatt und nähert sich mir. Er nähert sich nicht nur mir, sondern auch dem passenden Schussfeld. Die Aufregung steigt erneut und ich bin gespannt, ob er mir den Gefallen tut und sich tatsächlich passend stellt. Die Wärmebildkamera habe ich mittlerweile zur Seite gelegt und beobachte den Bock mit dem Zielfernrohr der Waffe. Er kommt der optimalen Stelle immer näher und sichert immer wieder in meine Richtung, bis er an der besagten Stelle passend breit steht. Kurz Luft holen, sich sicher sein, dass alles passt und ich lasse die Kugel fliegen. Nach einer kurzen Flucht von ca. 10 Metern liegt der Bock im Bestand. Ich kann es kaum glauben, dass es bereits bei dem ersten Versuch funktioniert hat. Glücklich über dieses Waidmannsheil bin ich mir sicher, dass ich am diesem Abend ein Jagdart gefunden habe, die mich in meinem Jägerleben nicht mehr loslassen wird. Ich freue mich jetzt bereits auf die Blattjagd im nächsten Jahr und kann es kaum abwarten. Welche Erfahrungen habt ihr mit der Blattjagd gemacht und wie blattet ihr? Ihr freue mich, auf Eure Rückmeldungen. Und meinem nächsten Blog werde ich über die Vorbereitung in die Drückjagdsaion berichten. Bis dahin mit einem Waidmannsheil Torben