Jagt der Jäger vom Hochsitz aus, gibt’s fast immer eine gute Auflage. Bei Pirsch, Drückjagd oder Ansitz auf dem Sitzstock sieht’s dagegen anders aus. Doch mit den richtigen Hilfsmitteln lässt sich auch dabei präzise schießen.
Während das Schießen vom Hochsitz aus mit ein wenig Übung kein Problem ist, erfordert der Schuss ohne bombensichere Dreipunktauflage Übung. Im Gegensatz zu vielen skandinavischen Jägern, die fast ausschließlich auf der Pirsch jagen, sind deutsche Jäger eben Hochsitz-Hocker. Ausnahme: Drückjagden. Schießt der Jäger auf Wild in Bewegung, sollte er immer stehen. Nur im Stand kann der Schütze seinen Oberkörper frei drehen, was zwingende Voraussetzung für einen gezielten Schuss auf flüchtende Sauen ist.
Auf bewegendes Wild
Dabei wird fast immer ohne Auflage geschossen. Doch das muss nicht sein, denn im Fachhandel gibt’s für solche Situationen Helferlein. Sie bestehen aus einem Gurt, den sich der Jäger um die Hüfte schnallt. Durch ein Kugelgelenk ist daran eine Teleskopstange angebracht, an deren Ende entweder eine Auflage für den Ellenbogen oder für den Vorderschaft angebracht ist. Entscheidet sich der Rechtsschütze für die Version mit der Halbschale für den Ellenbogen, kann er seinen rechten Arm beim Schuss bequem in der Auflage ablegen. Das sorgt für mächtig Stabilität! Durch Teleskopstange sowie das Kugelgelenk kann sich der Jäger die Schießhilfe individuell anpassen. Eine super Hilfe auch für den Schuss auf flüchtiges Wild.
Die Ausführung mit der Auflagemöglichkeit für den Vorderschaft eignet sich meiner Ansicht nach nicht wirklich für den Schuss auf flüchtiges Wild. Beim Schuss auf ein verhoffendes Stück Rehwild ist diese Kombination jedoch genau das Richtige. Weitaus verbreiteter als die zuvor vorgestellten Schießhilfen sind Zielstöcke in den unterschiedlichsten Ausführungen für die Pirsch oder den Ansitz auf dem Sitzstock. Von der einbeinigen Ausführung als Haselnussstecken, der lediglich auf Länge geschnitten werden muss, bis hin zum vierbeinigen Karbonstock ist fast alles in Jägerhänden zu finden. Doch eines haben alle Schießhilfen gemeinsam: Der Schütze muss den richtigen Umgang damit üben.
Dazu sollte er möglichst verschiedene Ausführungen der Helferlein mit auf den Schießstand nehmen und dort auf unterschiedliche Entfernungen und diverse Ziele üben — vom Fuchs bis zum Rothirsch. Denn nicht jeder Jäger kommt mit der vermeintlichen Top-Ausstattung beim Zielstock zurecht.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Zielstock-Ausführungen ist die notwendige Standposition des Schützen. Wie beim Schuss stehend angestrichen an einem Baum oder Pfahl, sollte der Jäger im etwa schulterbreiten Stand stehen. Rechtsschützen müssen sich dabei hinter dem Zielstock leicht nach rechts drehen. Der Oberkörper selbst wird in der richtigen Position nicht gedreht. Die notwendige Drehung wird ausschließlich über die Standposition herbeigeführt.
Vergleichbar mit dem Schuss stehend angestrichen kann der Rechtsschütze mit der linken Hand den Zielstock fassen. Für eine maximale Stabilität sollte der linke Arm dabei möglichst ausgestreckt sein. Im Unterschied zum Schuss, bei dem der Jäger an einem Baum anstreicht, darf er sein Körpergewicht keinesfalls gegen den Zielstock lehnen. Denn die Zielhilfe ist nicht fest im Boden verankert. Beim Dagegenlehnen würde der Jäger den Stock nach vorn drücken und so mit hoher Wahrscheinlichkeit zu tief abkommen.
Nicht zu kompliziert!
Welche Zielstock-Ausführung für den Jäger optimal ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Am wichtigsten ist die persönliche Vorliebe des jeweiligen Schützen. Kommt der Jäger mit dem Einbein gut zurecht, sollte er dabei bleiben. Nicht unbedingt ist der vierbeinige Zielstock besser.
Vor allem in puncto Handlichkeit können die Versionen mit weniger Beinen punkten. Muss es im Eifer des Gefechts mal richtig schnell gehen, kann die vielbeinige Ausführung für manche Schützen zu kompliziert sein. Außerdem muss für jedes Bein eine sichere Standfläche gefunden werden. Das kostet unter Umständen viel Zeit. Bei der Pirsch kann das eventuell schon zu viel sein und der Jäger so leer ausgehen. Auch wenn das anvisierte Stück Wild plötzlich ein Stück weiterzieht, kann der Jäger mit einem vielbeinigen Zielstock in Schwierigkeiten kommen. Beim Einbein muss sich der Schütze für die Korrektur lediglich ein Stück drehen. Bei einem mehrbeinigen Zielstock muss die Schießhilfe oft verstellt werden. Das erfordert Zeit und sorgt für Unruhe, die von der begehrten Beute unter Umständen wahrgenommen wird. Die Chance wäre dann dahin.
Doch nicht nur die Anzahl der Beine variiert. Zielstöcke gibt es auch mit nur einer oder sogar 2 Auflagepunkten für die Waffe. Mehrere Auflagepunkte sorgen
natürlich ebenso wie mehrere Beine für eine höhere Stabilität. Sie sind aber auch komplizierter in der Handhabung und wesentlich unflexibler als einfachere Ausführungen. Generell gilt: Sind die Situationen, in denen der Jäger vom Zielstock Gebrauch machen muss, planbar sowie die Schussentfernungen groß, sollte auf Zielstöcke zurückgegriffen werden, die durch ihre mehrbeinige Ausführung sowie doppelte Auflage einen sicheren Schuss zulassen. Zieht der Jäger dagegen in der Blattzeit im Wald los, wo die Schussentfernungen gering sind, punktet das Einbein.