Moderne Hochleistungspatronen hinterlassen Rückstände im Lauf. Um die Präzision für die kommende Jagdsaison zu gewährleisten, ist ein Frühjahrsputz erforderlich. Welche Mittel und welche Techniken notwendig sind, erklärt ein Waffenexperte.
Büchsengeschosse hinterlassen im Lauf Ablagerungen, die von Zeit zu Zeit entfernt werden müssen. Hat sich zu viel Mantelmaterial abgelagert, wird die Präzision schnell schlechter, denn der Querschnitt des Laufes wird durch die Ablagerungen enger. Ist die Schicht der Mantelrückstände zu stark, kann dies sogar zu gefährlichen Gasdrucksteigerungen führen. So weit wird es hoffentlich niemand kommen lassen. Es ist weitaus besser, die Ablagerungen kontinuierlich zu entfernen, als zu warten, bis der Lauf so richtig zugeschmiert ist. Nach einem Kontrollschuss auf dem Schießstand oder einem Schuss im Revier gleich dem Lauf mit Chemie zu Leibe zu rücken, ist aber wenig ratsam. Der Lauf muss trocken sein, sonst kann der Ölfilm zu Veränderungen der Treffpunktlage führen. Nach einem Einzelschuss lediglich mit einem ölfreien Patch oder Reinigungsfilz durchzuziehen, reicht völlig aus, wenn die Waffe im trockenen Waffenschrank aufbewahrt wird. So lässt sich eine Jagdsaison mit 20 bis 30 Schuss ohne Weiteres überstehen. Jetzt, zum Ende der Jagdsaison, ist der richtige Zeitpunkt, um den Lauf intensiv zu putzen und die Mantelrückstände zu entfernen. Vor dem Beginn der nächsten Jagdsaison verschaffen wir uns dann mit einem Probeschuss Gewissheit, dass die Büchse noch die gewünschte Treffpunktlage hat. Mit speziellen Laufreinigern können die Mantelrückstände bequem und vor allem laufschonend beseitigt werden. Wer noch eine der alten Stahlbürsten in seinem Putzkasten hat, sollte das Ding so schnell wie möglich verschwinden lassen. Damit bekommt man zwar die Ablagerungen weg, die Felder mit der Zeit aber auch. Ohne Bürste geht es aber nicht, denn nur damit können die Feldkanten erreicht werden. Zum Einsatz sollten aber nur Bronzebürsten kommen, die wesentlich weicher als der Laufstahl sind.
Wunderwaffe Ammoniak
Laufreiniger lassen sich in zwei große Gruppen einteilen: ammoniakhaltige und ammoniakfreie. Ammoniak ist ein klassischer Stoff, um Tombak- und Mantelrückstände aufzulösen und aus dem Lauf zu putzen. Auf dem Filzpfropfen erscheinen sie dann als grünblauer Belag. Ammoniakhaltige Reiniger sind allerdings nicht nur in der Lage, Mantelrückstände aufzulösen, sondern können auch den Laufstahl angreifen. Der Reiniger darf nicht zu lange im Lauf bleiben, denn in Verbindung mit Sauerstoff rostet auch der Laufstahl nach einigen Stunden. Diese Reiniger müssen daher nach einigen Minuten Einwirkzeit wieder entfernt werden. Danach ist eine Konservierung des Laufstahles mit Waffenöl erforderlich. Bei starken Ablagerungen kann der Lauf auch einseitig verschlossen und dann vollständig mit Reiniger gefüllt werden. So kann er eine Nacht lang bleiben, da ja kein Sauerstoff an die Laufinnenwand gelangt. Doch Vorsicht: Einige Reiniger sind so wirksam, dass sie sogar die Brünierung angreifen. Ammoniakhaltige Reiniger sind zwar hochwirksam, aber auch nicht ganz unproblematisch, von der Umweltbelastung mal ganz abgesehen. Sie ätzen, stinken und beißen in der Nase. Daher produzieren heute viele Firmen Laufreiniger, deren Wirkung nicht auf Ammoniak beruht. Diese Mittel haben oft sogar konservierende Wirkung, so dass ein Einölen des Laufes nach dem Reinigen nicht notwendig ist. Wer es ganz eilig hat, ist mit ammoniakhaltigen Reinigern am besten bedient. Beim Reinigen muss aber sorgsam gearbeitet werden, dass kein Tropfen danebengeht, und anschließend muss der Lauf unbedingt mit Öl konserviert werden. Ohne Ammoniak ist es mühsamer. Dafür sind die Reiniger aber wesentlich einfacher zu handhaben, und der Arbeitsgang „Einölen“ entfällt. Die Zukunft gehört eindeutig den ammoniakfreien Mitteln.
Neben einem guten chemischen Reiniger werden aber noch Putzstock und Bürsten benötigt. Hier sollte man nicht sparen. Der Putzstock muss von erstklassiger Qualität sein. Der Griff sollte sich kugelgelagert drehen lassen, damit die Bürste leicht und problemlos dem Drall des Laufes folgen kann. Hartnäckigen Belag bekommt man von den Feld- und Zugkanten nur mit einer Bürste weg, auch wenn er durch chemische Mittel schon gelöst wurde. In den Putzkasten gehört also ein Sortiment von Bronzebürsten, für jedes Kaliber eine genau passende. Die Bürsten müssen nach dem Einsatz unter warmem Wasser gereinigt werden. Sind sie richtig verschmutzt und verschmiert, bekommt man sie durch Schütteln in Bremsenreiniger wieder sauber. Weiterhin werden zum Kaliber passend Patches benötigt. Dies sind kleine Baumwollläppchen, die zum Entölen und Reinigen des Laufes benutzt werden. Alternativ können auch Filzpfropfen gewählt werden, die den gleichen Zweck erfüllen. Öl oder Fett haben im Patronenlager nichts zu suchen. Es ist daher praktisch, eine Putzstockführung, ein so genanntes Falsches Schloss, zu benutzen. Es verhindert, dass die Bürste oder das Patch Kontakt zum Patronenlager bekommt und zentriert die Führung des Putzstocks. Für Kipplaufwaffen lässt sich eine Führungshilfe einfach selbst herstellen. Dazu wird der Boden einer passenden Hülse soweit durchbohrt, bis der Putzstock durchpasst
Reinigungsschritte beachten
• Ein Patch oder ein Filzpfropfen trocken durch den Lauf schieben, um Pulverrückstände zu entfernen.
• Laufreiniger anwenden. Hiernach heißt es warten, denn der Reiniger muss wirken. Die Waffe wird dabei waagerecht gelagert, damit kein Reinigungsmittel indas Abzugssystem gelangt. Bei ammoniakhaltigen Mitteln reichen etwa 10 Minuten– bei ammoniakfreien können es auch 20 bis 30 Minuten sein. Länger bringt aber nichts.
• Mit einem trockenen Patch oder Filz werden dann Reiniger und gelöste Geschossrückstände aus dem Lauf geschoben. Bei stärker verschmutzten Läufen sind oft 4 bis 5 Durchgänge erforderlich, bis ein Großteil der Ablagerungen entfernt ist. Zum Schluss glänzt es dann meist nur noch an den Feld- und Zugkanten kupferfarben.
• Jetzt kommt unsere Bronzebürste zum Einsatz, um auch diese Ablagerungen zu entfernen. Nach dem Einbringen des Reinigers und der Wartezeit wird die Bronzebürste durch den Lauf geschoben. Der Putzstock muss sich dabei frei drehen, denn die Bürste folgt dem Drall.
• Die Bürste muss die Laufmündung vollständig verlassen, bevor sie zurückgezogen wird, sonst beschädigen wir die Mündung mit fatalen Folgen für die Präzision.
• Leicht einölen und die Büchse kann in den Waffenschrank.
• Neben den flüssigen Laufreinigern gibt es auch Reinigungsschaum, etwa von Hoppes oder Forest, der in den Lauf gesprüht wird und dann dort die Ablagerungen löst. Die Vorgehensweise beim Reinigen ist gleich, und ohne Bürste geht es auch hier nicht. Wichtig: Bevor wir mit der Waffe ins Revier gehen, ist ein ölfreier Probeschuss Pflicht. Durch das vollständige Entfernen der Mantelrückstände kann es zu einer abweichenden Treffpunktlage kommen. Es gibt auch Läufe, die absolut sauber nicht die gewohnt gute Präzision bringen. Sie brauchen einige Schüsse, um einen leichten Tombakfilm im Laufinneren zu bilden, der wieder für die alten Präzision sorgt.