Äsung und Deckung – Stecken fürs Wild

Weiden sind günstig und eignen sich hervorragend zur Reviergestaltung. Wie man sie gewinnt und ins Revier bringt, weiß JÖRG RAHN.

stecklinge
FOTO: SVEN_ERIK ARNDT
Kaum eine Baumart ist so variabel in der Reviergestaltung einzusetzen wie die Weide. Sie besiedelt fast alle Standorte und schafft innerhalb kürzester Zeit Deckung und Äsung. Weiden gehören zu den beliebtesten Äsungspflanzen unseres heimischen Schalenwildes. Sie werden im Winter auch intensiv von Feldhasen und Kaninchen angenommen. Bedingt durch ihre Wiederaustriebsfähigkeit verkraften sie erheblich stärkeren Verbiss als andere Baum- und Straucharten. Im Frühling zählen sie mit ihrer Blüte zu den wichtigsten Nahrungsquellen vieler Insekten. Die Weide, die zu den Weichhölzern gehört, hat in der heutigen Forstwirtschaft wieder einen höheren Stellenwert eingenommen. Während sie früher nebst anderer Weichhölzer aus den Pflanzungen herausgehackt wurde, zählt sie inzwischen zu den willkommenen Verbissgehölzen, die das Wild von den Kulturpflanzen ablenkt. Darüber hinaus bereichert die Laubstreu der Weiden das Bodenleben in oftmals nadelholzdominierten Beständen. Weidenarten bastardieren sehr häufig untereinander, so dass eine Artenbestimmung häufig schwierig, oft sogar unmöglich, ist. Für die Schaffung von Kopfweiden eignen sich die Baumweiden, für Gebüsche die strauchartigen Weichhölzer. Weiden lassen sich neben Saat und Pflanzung von Schösslingen auch durch Stecklinge vermehren. Dies ist eine einfache und günstige Methode, um neue Biotope im Revier zu schaffen. Es bietet sich an, Stecklinge von den im Revier bereits vorkommenden Arten zu schneiden. Der Biotop, der für die Stecklinge vorgesehen ist, sollte dem Standort des Mutterstrauches ähneln. Dies erhöht das Anwuchsprozent. Die Salweide eignet sich nicht besonders gut für die Stecklingsvermehrung. Hier sollten besser Baumschulpflanzen Verwendung finden. Stecklinge können in der vegetationsfreien Zeit von November bis Ende Februar geschnitten und an schattigen Stellen gelagert werden. Am besten ist es aber, die frisch geschnittenen Stecklinge in den Boden zu bringen. Astfreie Stecklinge bewurzeln sich besonders gut und bringen starke Triebe hervor. Die beste Pflanzzeit liegt zwischen November bis Ende April. Der Boden muss frostfrei sein. Die Länge und die Stärke der Stecklinge sind variabel. Ich selbst habe die beste Erfahrung mit zirka 30 Zentimeter langen, astfreien Stecklingen gemacht. Damit auch der Laie weiß, mit welchem Ende der Steckling in den Boden gesteckt wird, ist es ratsam, den unteren Teil schräg anzuschneiden. Das erleichtert auch das spätere Eindrücken des Stecklings. Bei einer anderen Möglichkeit legt man die geschnittenen Äste in einen 10- Liter-Eimer und zwar so, dass die Knospen nach oben zeigen. Beim Stecken der Weiden ist darauf zu achten, dass ein bis zwei Knospen aus dem Erdreich herausragen.
Am unteren Ende sollten Stecklinge schräg abgeschnitten werden. FOTOS: JÖRG RAHN
Bei stärkeren Stecklingen empfiehlt es sich, an den untersten zehn Zentimetern die Rinde abzuschälen.
Bei dicken Weidenstecklingen fördert ein Abschälen der Rinde am unteren Ende das Anwachsen. Die Höhe der Schälstelle sollte nicht mehr als zehn Zentimeter betragen. Will man diese starken Steckhölzer nicht mit dem Spaten eingraben, ist ein Anspitzen an der Schälstelle äußerst sinnvoll. Das untere Ende kann aber auch einfach schräg abgesägt werden. Bei dieser Methode kann nicht mehr vom „Stecken“ die Rede sein, denn es bedarf schon eines Vorschlaghammers zum Einschlagen in die Erde. Dabei zersplittert häufig das obere Stück des „Stecklings“, das dann leicht schräg und möglichst glatt, ohne Fransen, abzusägen ist. Wer es besonders gut machen will, bestreicht anschließend die Schnittfläche mit einem Wundverschlussmittel, damit an dieser Stelle keine Pilze eindringen können. Diese Art der Ausbringung der Weiden ist naturgemäß mit einer wesentlich höheren Ausfallquote behaftet, da es sich um ältere und stark verholzte Weidenäste handelt. Bei ausreichend nassen Standorten, wie zum Beispiel Bach- und Teichufern, ist aber eine bis zu 70-prozentige Anwuchschance gegeben.
Mehrjährige Deckungsinsel aus Weidenstecklingen
Die Triebe der Steckhölzer erreichen im ersten Jahr je nach Bodenfeuchte und -qualität bereits eine Höhe von bis zu zwei Metern. Will man daraus Kopfweiden machen, bleibt nur der beste Trieb als Haupttrieb stehen. Alle Seitentriebe werden jeweils in den nächsten drei bis vier Jahren abgeschnitten, bis letztendlich auch der Haupttrieb in einer Höhe von zirka drei Metern gekappt wird. Diese Arbeit wird etwa alle drei Jahre wiederholt. Zur Verbesserung der Anwuchsbedingungen bei diesen kurzen Steckhölzern empfiehlt es sich, die Fläche vorher zu fräsen oder leicht zu grubbern. Das behindert den Aufwuchs der Konkurrenzflora. Ein späteres Freischneiden erspart man sich dadurch in der Regel. Wer in seinem Revier keine Weidenstecklinge gewinnen kann, sollte sich zur Pflanzen- bzw. Stecklingsbeschaffung an die nächste Forstbaumschule wenden. In Zeiten des Energieholzanbaues lassen sich dort vermehrt verschiedene Stecklingsarten erwerben. Beim Kauf sollte man auf die einheimischen Arten setzen. Das Pflanzen der Weiden kann mittels Spaten oder Hohlspaten erfolgen. Werden genügend Stecklinge oder Pflanzen gesetzt, ist ein Einzäunen in der Regel nicht notwendig. Die Wilddichte muss natürlich berücksichtigt werden. Wachsen im Revier bereits alte Kopfweiden, sollte deren Pflege besondere Priorität haben. Die Äste müssen gekappt werden, denn die oft hohlen Stämme halten gerade bei Sturm die Hebelwirkung nicht aus und reißen auseinander. Dort, wo sie aus dem Stamm wachsen, können Äste abgesägt und als Proßholz oder zur Gewinnung von Stecklingen genutzt werden. Die Pflegemaßnahme muss alle drei bis fünf Jahre wiederholt werden.
Der Winter ist die optimale Pflanzzeit für Stecklinge – allerdings darf der Boden nicht gefroren sein. Pflanztiefe Stecklingslänge ca. 20 cm bis 30 cm ca. 30 cm bis 70 cm ca. 40 cm bis 160 cm ca. 50 cm bis 230 cm ca. 60 cm bis 300 cm ca. 70 cm bis 400 cm FOTO: JÖRG RAHN

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