Das Damwild-ABC

VON ABWURF BIS ZUWACHS
Vielen Jรคgern, vor allem in Gebieten ohne Damwildvorkommen, ist unser zweitgrรถรŸter Cervide noch immer weitgehend unbekannt. Andreas David hat deshalb fรผr Sie zu jedem
Buchstaben des Alphabets Wissenswertes aus Biologie und Bejagung des Damwildes
zusammengestellt, zum Schluss sogar noch mit einer kleinen Denksportaufgabe โ€ฆ

FOTO: BENNO BROSETTE
A Abwurftermine: Mehrjรคhrige Damhirsche werfen รผberwiegend in der zweiten und dritten Aprildekade ab. MEHLITZ (1989) gibt als Hauptabwurfzeit der รคlteren und mittelalten Hirsche die Zeit vom 20. bis 28. April an. Fรผr alte, reife Schaufler die Tage um den 15. April. Andere Autoren stellen den 20. April in den Mittelpunkt. Die SpieรŸer werfen รผberwiegend erst in der zweiten Maihรคlfte, teilweise erst im Juni ab. Da vor allem die schwรคcheren SchmalspieรŸer bereits im Mai und Juni fegen kรถnnen, fรผhrt dies dazu, dass wir in dieser Zeit mitunter zwei โ€žSpieรŸerjahrgรคngeโ€œ gleichzeitig beobachten kรถnnen.

Brunft: Die Hochbrunft des Damwildes fรคllt uฬˆberwiegend in die zweite Oktoberhรคlfte, die Brunft insgesamt zieht sich von Ende September bis Anfang November. Nachbrunften sind mรถglich. Einleitend ziehen die Schaufler in die Brunftreviere beziehungsweise auf die Brunftplรคtze, die nicht selten รผber Jahrzehnte Bestand haben. Durch Plรคtzen und Schlagen markieren sie dort ihre Anwesenheit geruchlich (olfaktorisch) sowie optisch und beginnen alsbald mit dem Schlagen der Brunftkuhlen. In deren Folge befinden sich die Schaufler tรคglich auf ihren Brunftplรคtzen, die als unterschiedlich groรŸe Territorien angesehen wer-den kรถnnen. Sie werden optisch, akustisch und olfaktorisch markiert und verteidigt. Mitunter wechseln oder rรคumen aber auch die Schaufler ihre Brunftplรคtze bereits nach relativ kurzer Zeit. Ein sorgfรคltiges Ansprechen ist daher unerlรคsslich. Einige wenige Damhirsche verfolgen darรผber hinaus eine andere Strategie und brunften in Rotwildmanier. Der Gewichtsverlust der Hirsche zur Brunft ist bedeutend. Er kann bis zu 25 Prozent des Gesamtgewichtes ausmachen. Das Kahlwild kann sich in relativ kurzer Zeit auf verschiedenen Brunftplรคtzen einstellen. Es herrscht โ€“ vermenschlicht ausgedrรผckt โ€“ Damenwahl.

Calcium: Etwa 99 Prozent des Gesamtcalciumgehaltes des Kรถrpers sind im Skelett gelagert (BUBENIK 1966). Calcium ist daruฬˆber hinaus ein wesentlicher Bestandteil des Damhirschgeweihs. Der Kopfschmuck setzt sich zu etwa zehn Prozent aus Wasser, zu 50 Prozent aus anorganischer Substanz (โ€žAscheโ€œ) und zu etwa 40 Prozent aus organischer Substanz zusammen. Letztere wiederum besteht uฬˆberwiegend aus phosphorsaurem Kalk, das heiรŸt aus Phosphorsรคure und Calcium. Ein Mangel an Calcium kann zu verschiedenen Knochen- und Stoffwechselkrankheiten fรผhren.

Decke: Das Damwild ist fraglos die โ€žfarbenfrohsteโ€œ heimische Schalenwildart. In vielen Populationen reichen die Abweichungen von der Norm von ganz schwarz bis ganz weiรŸ, wobei es sich dann nur ausnahmsweise um echte Albinos handelt. Im Normalfall ist die Sommerdecke rรถtlich mit weiรŸen Flecken beidseitig lรคngs der Rรผckenlinie sowie auf den Flanken und Keulen. Der getupfte Bereich ist durch eine mehr oder minder gut sichtbare helle Linie nach unten abgegrenzt. Die Rรผckenlinie wird durch einen schwarzen Aalstrich gekennzeichnet, der bis auf den Wedel reicht. Die Winterdecke ist graubraun oder dunkler.

Ernรคhrung: Damwild gilt hinsichtlich seiner ร„sungsgewohnheiten als โ€žgrasfressender Mischรคser vom Intermediรคrtypโ€œ (HOFMANN & GEIGER 1974). Bezรผglich seiner Verdauungsphysiologie ist das Damwild grundsรคtzlich auf rohfaserreiche ร„sung eingestellt. Insgesamt erweist es sich als wenig wรคhlerisch und nimmt fast jede im Lebensraum verfรผgbare Pflanze an (PETRAK 1987). Im Feld werden im Winter und Frรผhjahr die Saaten beรคst, in der รผbrigen Jahreszeit die Blรคtter und Frรผchte der verschiedensten Arten. Bevorzugt werden Hafer, Weizen, Mais und Raps, Leguminosen und Hackfrรผchte. Im Wald dominieren Grรคser, Krรคuter, Blรคtter sowie Knospen und Triebe. Im Herbst kommen zu einem bedeutenden Anteil Eicheln und Bucheckern sowie โ€“ falls vorhanden โ€“ Kastanien und Obst hinzu.

Fรคhrte: Die Fรคhrte von ausgewachsenem Damwild ist aufgrund ihrer Lรคnge und Breite fast nur mit jener des Rotwildes zu verwechseln. Doch gilt selbst dies nur in einer Gewichts- beziehungsweise Kรถrperstรคrkenklasse. Zum Beispiel also die des Damtieres mit der des Rotwildkalbes im Herbst. Als gutes Unterscheidungsmerkmal gilt der abgedrรผckte Ballen, der beim Rotwild etwa zwischen 25 und 30 Prozent der Gesamtlรคnge ausmacht, beim Damwild hingegen etwa 50 bis 60 Prozent. Leicht zu verwechseln ist der Tritt eines Damkalbes im Sommer mit dem eines adulten Rehs, da in Form und Stรคrke ร„hnlichkeiten bestehen. Doch ist auch beim Rehwild der Ballenanteil deutlich geringer. Daruฬˆber hinaus wird das Kalb im Zweifel stets mit dem Muttertier gemeinsam unterwegs sein, das sich dann in unmittelbarer Nรคhe fรคhrtet. Das Trittsiegel mittelalter und alter Damhirsche ist deutlich grรถรŸer als das der Tiere. Als grobe Richtwerte kann man sich merken, dass das Trittsiegel des Damtieres durchschnittlich etwa fรผnf, das der Hirsche etwa acht Zentimeter
lang ist (DAVID 2002).

Grandeln: Die klassische Antwort auf die Frage in der Jรคgerprรผfung, welche heimischen Schalenwildarten Grandeln haben und welche nicht, lautet: Rot- und Sikawild immer, Rehwild selten, Damwild nie. Und viele Prรผfer mรถchten sie auch immer noch so hรถren. Sie ist bei genauerer Betrachtung aber falsch. Im englischen Richmond-Park hatten von 68 Damkรคlbern sechs beidseitig und elf einseitig obere Milcheckzรคhne, nach dem Zahnwechsel aber nur noch ein Stรผck. Auch in anderen Untersuchungsreihen wurden immer wieder
einzelne Stรผcke Damwild mit Grandeln beziehungsweise Eckzรคhnen im Oberkiefer
nachgewiesen. Insgesamt dรผrfte das Vorkommen von Grandeln aber noch deutlich
seltener als beim Rehwild sein.

Die Bewegungsaktivitรคt steigt auch bei
Damhirschen in der Brunft steil an. Der
Gewichtsverlust ist hoch und kann bis etwa
25 Prozent ausmachen
FOTO: GEORG BONSEN
Homerange: Die Aktionsrรคume (Homeranges) des Damwildes sind jahreszeitlich bedingt erheblichen Verรคnderungen unterworfen. Das Raum-Zeit-Verhalten orientiert sich unter anderem am ร„sungs- und Deckungsangebot, der Brunft, Setz- und Aufzuchtzeit, an der Lebensraumausstattung sowie Stรถrfaktoren. Verschiedene Untersuchungen (STUBBE et al. 1999; MAHNKE 1998; STIER 2002, 2003) zeigten offenbar lebensraum- und geschlechtsspezifische Abweichungen. Im Hakel (Sachsen-Anhalt) wurden fรผr mรคnnliches Damwild AktionsraumgrรถรŸen zwischen 41 und 1 085 Hektar ermittelt, fรผr weibliches Wild zwischen 38 und 620 Hektar. Stier ermittelte fรผr weibliches Damwild Homeranges von 200 bis 300 Hektar. Die GesamtlebensraumgrรถรŸen werden durch Wanderungen einzelner Individuen oder Trupps wesentlich erweitert. Besonders lange Distanzen werden speziell zur Brunft zurรผckgelegt. STUBBE & MAHNKE (1999) beschreiben eine Luftliniendistanz vom Markierungs- zum Erlegungsort eines Schauflers von 25,5 Kilometern. Insgesamt erweist sich das Damwild aber als weitgehend standorttreu. Gespannt darf man auf die weiteren telemetrischen Ergebnisse des Arbeitskreises Wildtierbiologie an der FU Berlin sein.

Infektionskrankheiten: Grundsรคtzlich ist das Damwild vergleichsweise wenig krankheitsanfรคllig. Ein wesentlicher Punkt รผbrigens, der fรผr die Haltung von Damwild zur Fleischproduktion in landwirtschaftlichen Gattern spricht. Konzentriert man sich auf Virusinfektionen, kรถnnen beim Damwild vor allem die Maul und Klauenseuche (MKS) und die Tollwut auftreten. Hinsichtlich bakterieller Infektionen gilt das Damwild neben dem Rehwild als besonders tuberkuloseanfรคllig. Insgesamt jedoch spielen virale und bakterielle Infektionen beim Damwild โ€“ wenn รผberhaupt โ€“ eine sehr geringe Rolle. Pilzinfektionen (Mykosen) werden in freier Wildbahn nur selten festgestellt.

Jagd: Sรคmtliche mรถglichen Formen der Jagd auf Schalenwild lassen sich auch beim Damwild anwenden: Ansitz, Pirsch, Bewegungsjagd mit Hunden, Anstand, Drรผckjagd. Der GroรŸteil der Strecken wird nach wie vor vom Einzelansitz aus oder im Rahmen von Sammelansitzen erzielt. Vor allem in kopfstarken Damwildpopulationen werden auch Bewegungsjagden mit Treibern und Hunden im Herbst und Winter sehr erfolgreich durchgefรผhrt. Anders als beim Rothirsch fรผhrt die Rufjagd zur Brunft bei Damhirschen nicht zum Erfolg (siehe LautรคuรŸerungen).

Kรคlber: Die Zahl der Kรคlber pro Jahr und Alttier betrรคgt normalerweise eins. Ihre Geburt erfolgt nach durchschnittlich 33 Wochen Tragzeit zwischen Mai und Juli mit einem Schwerpunkt im Juni. AHRENS & LIESS (1988) geben die Mehrzahl der Geburten (77 %) fรผr die Zeit zwischen dem 21. Mai und dem 20. Juni an, mit einem Maximum in der ersten Junidekade. Das Geschlechterverhรคltnis schwankt in relativ groรŸen Abweichungen um den Mittelwert von 1:1. Zwillingsgeburten sind selten, ihre Nachweise folglich ebenso. UECKERMANN & HANSEN (1983) ermittelten bei 1 324 Kรคlbern eine Zwillingsrate von unter einem Prozent. Im Wildforschungsgebiet Nedlitz/ Serrahn wurden 0,7 Prozent ermittelt. CHAPMAN & CHAPMAN (1982) sowie BAKER (1973) wiesen bei ihren Untersuchungen in England beziehungsweise Neuseeland รผberhaupt keine Zwillingsgeburten nach. Das durchschnittliche Geburtsgewicht schwankt um etwa 4,5 Kilogramm (3,5 bis 6 Kilogramm).

LautรคuรŸerungen: Eine umfassende รœbersicht รผber die mรถglichen LautรคuรŸerungen des Damwildes gibt HEIDEMANN (1973). Damwild โ€žblรถktโ€œ (Kontaktruf vom Alttier zum Kalb), es โ€žfieptโ€œ (Kontaktruf vom Kalb zum Alttier), es โ€žmiautโ€œ (mi, mi, mi โ€ฆ: LautรคuรŸerung paarungswilliger Tiere zur Brunft), es โ€žklagtโ€œ bei Schmerzen, und es โ€žschrecktโ€œ bei Stรถrungen. Der Brunftruf der Schaufler ist ein weitgehend einfรถrmiges โ€žRรผlpsenโ€œ, das als Information fรผr das Kahlwild zu verstehen ist, und nicht auf Brunftrivalen abzielt.

M
ortalitรคt: Die Mortalitรคt setzt sich aus jagdlichen Abgรคngen, Fallwild unterschiedlicher Ursachen, Unfallwild durch Verkehrsmittel, Krankheiten, For-kelverluste und unbekannten Abgรคngen (zum Beispiel Wilderei) zusammen. Der mit groรŸem Abstand bedeutendste Abgangsfaktor ist in weitgehender Ermangelung natรผrlicher Feinde die Jagd, direkt gefolgt
vom StraรŸenverkehr. Natรผrliche Feinde wie der Wolf existieren in Mitteleuropa nur noch auf extrem geringer Flรคche. Wildernde groรŸe Hunde spielen im Normalfall keine nennenswerte Rolle. Einzelne Verluste bei (frischgesetzten) Kรคlbern kรถnnen auf Fuchs und Sauen zurรผckgefรผhrt werden. Eventuelle Abgรคnge durch Krankheiten sind aus  populationsรถkologischer Sicht kaum zu bewerten. Verluste durch ร„sungsmangel treten nur in ungewรถhnlich harten und schneereichen Wintern und selbst dann nur in Einzelfรคllen auf. Damwild gilt als ausgesprochen โ€žwinterhartโ€œ.

Auch auf diesem Bild werden die Unterschiede in der Deckenfรคrbung
gut sichtbar. Die getupfte Flรคche wird
bei den meisten Stuฬˆcken im Bauch- und Flankenbereich
durch eine helle Linie abgegrenzt
FOTO: FLORIAN Mร–LLERS
Natรผrliche Lebenserwartung: Das natรผrliche Hรถchstalter des Damwildes ist wiederkรคuertypisch sehr eng an den Abnutzungsgrad und Gesamtzustand des Gebisses gekoppelt und liegt zwischen etwa 15 und 20 Jahren. Doch ist Damwild in dieser Altersstufe in freier Wildbahn bereits sehr selten. Bei 292 markierten Stรผcken Damwild im Hakel (Sachsen-Anhalt) erreichte bei den mรคnnlichen Tieren je ein Prozent ein Alter von neun, zehn und elf Jahren, bei den weiblichen je ein Prozent ein Alter von 12 und 13 Jahren. ร„ltere Stuฬˆcken mit bekanntem Alter wurden nicht festgestellt (STUBBE et al. 1999). GORETZKI (2003) dagegen berichtet, dass die bis dahin รคltesten wiedergefundenen Stรผcke aus einem bis 1989 im Wildforschungsgebiet Serrahn durchgefรผhrten Markierungsprogramm im Alter von 15, 16 und mindestens 17 Jahren alle noch fรผhrten. Das Durchschnittsalter der lebenden Populationen liegt deutlich darunter und schwankt in Abhรคngigkeit von der Jahreszeit und der Abschussdurchfรผhrung zwischen etwa zwei und vier Jahren. Ausnahmen bestรคtigen wie immer die Regel: So berichtet EINSIEDEL (1950, zit. in UECKERMANN & HANSEN 1994) von einem im Gatter gehaltenen 32-jรคhrigen Alttier, das noch bis zum 27. Lebensjahr jรคhrlich ein Kalb setzte.

Optik: SIEFKE & STUBBE (in Vorbereitung) beschreiben, dass das optische Wahrnehmungsvermรถgen des Damwildes das des Reh- und Schwarzwildes betrรคchtlich รผbertrifft, dem des Rotwildes nicht nachsteht und nur von jenem des Muffelwildes รผbertroffen wird. Sehr gut werden Bewegungen wahrgenommen, die gleichsam die Identifikation erleichtern. HEIDEMANN (1973) schildert, dass Damwild sich bewegenden Menschen im Offenland auf Entfernungen bis zu 700 Metern ausweicht. In hellen Nรคchten mit Schneelagen erkannte das Damwild den Beobachter noch auf 230 Meter Entfernung. Das Farbsehen ist huftierspezifisch stark eingeschrรคnkt. Rot wird kaum wahrgenommen, Blau dagegen sehr gut (PETRAK, muฬˆndl. Mitt.).

Prellsprรผnge: Als einzige heimische Schalenwildart ist das Damwild in der Lage, sogenannte Prellsprรผnge auszufรผhren. Dabei schnellt es mit allen vier Lรคufen gleichzeitig in die Hรถhe, kommt mit allen vier Lรคufen gleichzeitig wieder auf und springt so wieder ab. Eine Form der Fortbewegung, die die meisten Mitteleuropรคer nur aus dem TV von afrikanischen Gazellen kennen. Das Damwild zeigt diese Prellsprรผnge vor allem bei Verunsicherung und plรถtzlichen Stรถrungen, zum Beispiel bei der Erlegung eines Rudelmitgliedes oder des eigenen Kalbes. Funktional gedeutet werden die Prellsprรผnge vornehmlich als bessere optische Orientierung und als Alarmsignal.

Querungen: Wie alle anderen Schalenwildarten nimmt auch das Damwild Querungen an VerkehrstraรŸen, zum Beispiel Autobahnen, schon nach kurzer Zeit gut an. Dies gilt fรผr รœber- (Wildbrรผcken) und Unterfรผhrungen (Wildtunnel) โ€“ sofern ausreichend breit und hoch โ€“ gleichermaรŸen. Oft reichen dabei die bekannten Wirtschaftswege-Unterfรผhrungen als Wildwechsel bereits aus. Dabei sollte die Wirkung zumindest auf einer gewissen Strecke beidseitig der Unterfรผhrungen durch entsprechende Zรคune unterstรผtzt werden. Bei Wildbrรผcken sind flankierende Zรคune ohnehin Standard. Die Damwildverluste im StraรŸenverkehr sind ohne diese Hilfen regelmรครŸig sehr hoch. In Damwildgebieten ergeben sich dabei mitunter hรถhere Verluste als beim Rehwild. Die Gefahr eines ZusammenstoรŸes mit Damwild steigt grundsรคtzlich immer dann, wenn es in Rudeln zieht und das Leittier die StraรŸe bereits รผberquert hat. Die รผbrigen Mitglieder des Verbandes geraten in den Konflikt, das Fahrzeug vorbeizulassen oder dem Leittier direkt zu folgen. Besonders hรคufig ereignen sich Unfรคlle mit Damwild in der Brunftzeit.

Rekorde: Die Goldmedaillenrรคnge beginnen laut CIC-Bewertung bei 180 IP. Die Zahl der Goldmedaillenhirsche in Deutschland ist mittlerweile aber unรผberschaubar groรŸ. Sรคmtliche Damhirschtrophรคen aus freier Wildbahn, die 190 IP oder mehr erreichen, gelten als besonders stark. Als Ausnahmen sind in Deutschland nach wie vor Schaufler mit 200 oder mehr Punkten zu betrachten. Der aktuelle Weltrekordschaufler wurde 2002 im ostungarischen Revier Guth in der Nรคhe von Debrecen erlegt und erreichte 237,63 CIC-Punkte.

Strecke: Die Damwildstrecke in Deutschland stieg in den zurรผckliegenden 20 Jahren von 24 127 auf 53 255 Stรผck an. Sie hat sich folglich mehr als verdoppelt! AuรŸer in Bremen kommt Damwild in jedem deutschen Bundesland regelmรครŸig zur Strecke. Die aktuell fรผhrenden Bundeslรคnder sind Brandenburg (13 557), Mecklenburg-Vorpommern (12 424), Niedersachsen (9 197) und Schleswig-Holstein (7 660). In Brandenburg hat sich die Jahresstrecke seit dem Jagdjahr 1985 bis heute fast vervierfacht.

Die Stรถrquelle ist erkannt. Wie wird das Leittier reagieren? Wie beim Rotwild leben
die Geschlechter auch beim Damwild auรŸerhalb der Brunft weitgehend getrennt FOTO: JรœRGEN GAUSS
Damwild-ABC
Auch Damwild nimmt offenes Wasser zum
Schรถpfen und zur Kuฬˆhlung an. Im
Unterschied zum Rotwild suhlt es aber nicht FOTO: JรœRGEN SCHIERSMANN
Tagaktiv: Nach wie vor ist das Damwild nach dem Muffelwild die heimische Schalenhochwildart, die sich ihre natuฬˆrliche Tagaktivitรคt am meisten bewahrt hat. Dass dabei die Stรถrungsintensitรคt eine entscheidende Rolle spielt, versteht sich von selbst. Seine Tagesaktivitรคt ist im Vergleich zum Rot- und Schwarzwild auch in stark bejagten Einstandsgebieten bedeutend hรถher. MAHNKE & STUBBE (1999) charakterisieren die Tagesaktivitรคt nach Untersuchungen im Serrahn-Teil des Mรผritz-Nationalparks wie folgt: Die Bewegungsaktivitรคt des Damwildes kulminiert ganzjรคhrig von 7.30 bis 8.30 Uhr. Ein abgeschwรคchter Gipfel liegt in der Mittagsstunde, ein dritter am spรคten Nachmittag. Dass Damwild sowohl tag- als auch nachtaktiv ist, zeigen die unzรคhligen Beobachtungen aus der jagdlichen Praxis.

Unfรคlle: An erster Stelle rangieren unzweifelhaft die zahlreichen Unfรคlle im StraรŸenverkehr. Im Vergleich zu den anderen Schalenwildarten werden beim Damwild beziehungsweise vor allem bei jรผngeren Damhirschen darรผber hinaus Verwicklungen des Geweihs in Netzen, Kabeln, Bindegarn, Weidedraht, Seilen oder anderen Gegenstรคnden beobachtet. In schweren Fรคllen und offensichtlichen Beeintrรคchtigungen sollte man sich zum Schuss entschlieรŸen. Weiterhin nimmt Damwild relativ hรคufig umherliegende Kunststoffteile (z. B. Silofolie) sowie Schnรผre und Garne auf. Gร„RTNER et al. (1988) fanden bei Pansenanalysen in 3,2 Prozent (WFG Nedlitz und Serrahn), 30,5 Prozent (Kรถnigs Wusterhausen) und 38,1 Prozent (WFG Hakel) aller Pansen Fremdkรถrper. Die Folgen kรถnnen Magen- und Darmverschluฬˆsse sowie innere Verletzungen sein. Forkelverluste gelten aus soziobiologischer Perspektive nicht als Unfรคlle.

Verwandtschaft: Das Damwild (Cervus dama dama) gehรถrt von den heimischen Cerviden, gemeinsam mit dem Rotund Sikawild, zur Unterfamilie der Echtoder Altwelthirsche (Plesiometacarpalia). Von den Trug- oder Neuwelthirschen (Telemetacarpalia), zu denen das Reh- und Elchwild zรคhlt, unterscheiden sich die Echthirsche unter anderem dadurch, dass bei ihnen die oberen Enden der seitlichen Mittelhandknochen erhalten geblieben sind, bei den Trughirschen die unteren. Der nรคchste noch lebende (rezente) โ€žVerwandteโ€œ des Europรคischen Damwildes ist der Mesopotamische Damhirsch (Cervus dama mesopotamica), der heute aber als Unterart gefuฬˆhrt wird. Kreuzungen zwischen Europรคischem und Mesopotamischem Damwild in Gehegen erfolgten mehrfach. Nach neuen Untersuchungen des University College London ist der Damhirsch mit dem ausgestorbenen Riesenhirsch (Megaceros giganteus) verwandt, der damhirschรคhnliche Schaufeln bis zu einer Auslage von vier Metern trug.

Wasser: Auch Damwild schรถpft beim Vorhandensein offener Wasserstellen oder Wasserlรคufe. Es ist aber nicht darauf angewiesen, da es darรผber hinaus in der Lage ist, seinen Wasserbedarf รผber den hohen Wassergehalt der aufgenommenen ร„sung abzudecken. Selbst in Rinden und verholzten Trieben liegt der Wassergehalt noch bei etwa 50 Prozent (UECKERMANN & HANSEN 1994). Wie alle anderen Schalenwildarten ist auch das Damwild ein guter und relativ ausdauernder โ€žSchwimmerโ€œ.

X-mas: Auch zum Weihnachtsfest hat das Damwild einiges zu bieten. Zum Beispiel nach folgendem Rezept zubereitet: 400 Gramm Pfifferlinge mit drei Esslรถffeln Butter etwa 15 Minuten gar duฬˆnsten lassen, mit Salz und Pfeffer wรผrzen und warmstellen. Vier Scheiben Damwildfilet (je 150 Gramm) leicht flachklopfen und in zwei Esslรถffeln Butterschmalz von jeder Seite etwa drei Minuten braten, mit Salz und Pfeffer wรผrzen, herausnehmen und warmstellen. Den Bratensatz mit 125 Millilitern Fleischbruฬˆhe loskochen, 1/8 trockenen Rotwein hinzugieรŸen und die Bratenfluฬˆssigkeit auf etwa die Hรคlfte einkochen lassen. 150 Gramm Crรจme fraรฎche mit einem Esslรถffel Johannisbeergelee verrรผhren, in die Sauce rรผhren, erhitzen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Hirschsteaks mit Pfifferlingen und Speckbรถhnchen auf einer vorgewรคrmten Platte anrichten und die Sauce dazu reichen. Guten Appetit!

Youtube: Mehr wissenswertes kรถnnt ihr euch auch auf unserem Youtube-Kanal ,,Jungjรคger” in dem Video ,,Steckbrief Natur Folge 05 Dam und Sikawild” ansehen.

Zuwachs: Der jagdlich nutzbare, jรคhrliche Zuwachs des Damwildes wird, wie bei allen wiederkรคuenden Schalenwildarten, auf die Zahl der am 1. April vorhandenen weiblichen Tiere bezogen und in Prozent angegeben. Je nach Produktivitรคt, Altersstruktur und Umweltverhรคltnissen schwankt der Zuwachs im Mittel zwischen etwa 70 und 75 Prozent (MEHLITZ 1989, PETRAK et al. 2002). Bei der Abschussplanung werden diese Werte zugrunde gelegt. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der tatsรคchliche Bestand weiblichen Wildes regelmรครŸig mehr oder minder deutlich hรถher ist als der angenommene.

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