Verhalten auf Gesellschaftsjagden
Fรผr viele โalte Hasenโ sind Treib- und Drรผckjagden ein alljรคhrliches Ritual. Jungjรคger betreten hingegen jagdliches Neuland. Was mรผssen Sie beachten, um wieder eingeladen zu werden?
Jagd-Knigge
Gerade Bewegungsjagden haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Der Staat bietet gegen Bezahlung viele Jagdmรถglichkeiten auf Schalenwild. Aber auch private Einladungen zu Treib und Drรผckjagden beleben das Jagdjahr. Im Sommer sammelten viele Jungjรคger wahrscheinlich erste Erfahrungen auf Einzelansitzen. Eine Gemeinschaftsjagd stellt aber unter Sicherheitsaspekten und organisatorisch ganz andere Anforderungen. Bei Bezahljagden handelt es sich in gewissem Maรe um eine Art Dienstleistung. Die Erwartungshaltung des Jรคgers ist deshalb deutlich grรถรer. Bei einer persรถnlichen Einladung freut sich der Jรคger hingegen รผber die kostenlose Jagdmรถglichkeit. In beiden Fรคllen gilt aber: Waidgerechtigkeit bleibt oberstes Gebot! Zwar wird diese nicht von allen Jagdleitern gefordert, doch gebietet es der Anstand und die Verantwortung gegenรผber der Natur, sich dementsprechend zu verhalten.
Vor der Jagd
Flattert die erste Einladung ins Haus, ist es eine Sache der Hรถflichkeit, sich in dem geforderten Zeitrahmen zu รคuรern, ob man teilnimmt oder nicht. Bei Bezahljagden muss zudem der geforderte Betrag zeitgerecht รผberwiesen werden. Manche Forstรคmter schicken vorab Merkblรคtter zum Verhalten und zu Sicherheitsbestimmungen. Auch diese sollten schnellstens unterschrieben zurรผckgeschickt werden. Pรผnktlichkeit ist nicht nur Ehrensache, sondern unabdingbar fรผr einen reibungslosen Ablauf der Jagd. Selbststรคndiges Vorzeigen des gรผltigen Jagdscheins, die Begrรผรung des Jagdleiters und das obligatorische โVielen Dank fรผr die Einladungโ sind ebenso selbstverstรคndlich wie die Begrรผรung aller Anwesenden mit Handschlag. Tipp: Wer frรผh kommt, wird mehr begrรผรt, als er begrรผรen muss. Es schadet nicht, die Handynummern des Jagdleiters, des Anstellers, eventuell Nachsuchenfรผhrers, Tierarztes und auch Notfallnummern aufzuschreiben, sofern die Jagdleiter diese vorab nicht verteien Ist man auf der Jagd ein Neuling, sollte man sich auch dem Ansteller vorstellen. Das hinterlรคsst einen guten Eindruck bei den Verantwortlichen und erleichtert ihr Tun.
Wรคhrend der Jagd
Mit dem Ansteller wird geklรคrt, ob das eigene Auto benรถtigt wird oder eine Mitfahrgelegenheit besteht. Die benรถtigten Jagdutensilien mรผssen griffbereit im Auto liegen, um die Geduld des Anstellers nicht auf die Probe zu stellen. Bei der Begrรผรung durch den Jagdleiter werden die teilnehmenden Schรผtzen รผber die Organisation der Treiben, die Freigabe und die Jagdzeiten informiert. Bei Unklarheiten nachfragen! Auf dem Stand ist es zu spรคt. Ob Treib- oder Drรผckjagd, wird man angestellt, bedankt man sich hรถflich dafรผr. Arrogantes oder forderndes Verhalten ist unangebracht. Ist der Stand bezogen, wird das Gewehr geladen. Wenn vom Jagdleiter nicht anders verordnet, gilt bei Drรผckjagden mit Einnahme des Standes die Schussfreigabe. Bei Treibjagden wird angeblasen, erst dann gilt Feuer frei. Die geforderten Sicherheitsbestimmungen sind stets zu beachten. Gerade wenn Hunde und Treiber im Treiben sind, ist es besonders wichtig, auf Kugelfang und freies Schussfeld zu achten. Dies ist umso wichtiger, da die Aufregung bei schnell anwechselndem Wild besonders hoch sein kann. Hier muss man nicht nur schnell sein, sondern auch konzentriert und nervenstark. Kein Mitjรคger erwartet von einem Jungjรคger Meisterleistungen im Schieรen. Bei Unsicherheit bleibt der Finger gerade. Gekrรผmmt wird er nur, wenn man wirklich sicher ist, dass es sich um ein freigegebenes Stรผck handelt und ein sicherer Schuss mรถglich ist. Ebenso gehรถrt es sich nicht, auf Wild zu schieรen, das am Nachbarstand vorbeizieht oder auf Flugwild, das รผber den Kopf des Nachbarschรผtzen streicht. Auch, wenn dies auf mancher Drรผckjagd nicht angesagt wird: Jung vor Alt! Nicht nervรถs werden, wenn ein Alttier den Stand anwechselt. Oft kommt das Kalb spรคter. Folgt es nicht, kann das Alttier dennoch fรผhrend sein. Gleiches gilt fรผr Bachen. Zwar mรถchte jeder Jagdleiter, dass Strecke gemacht wird, ein einzeln geschossenes, fรผhrendes Alttier wird ihm aber dennoch zu Recht missfallen. Selbst ohne Ansage sollte bei zwei verursachten Anschรผssen ohne sichtbar liegendes Stรผck nicht mehr geschossen werden. Nichts ist peinlicher, als mehrere Nachsuchen zu verursachen. Egal, wieviele Schรผsse abgegeben wurden, jeder einzelne ist dem Ansteller zu melden. Dabei Uhrzeit, Entfernung, den Anschuss und die Fluchtrichtung des beschossenen Stรผckes angeben.
Schuฬtzen schieรen lassen, den
das Wild zuerst anfliegt.
Ist das Ende der Jagd um 14 Uhr, gilt selbst bei einem Lebenskeiler um 14.01 Uhr Hahn in Ruh. Die Treiber treten den Rรผckweg an, Schรผtzen verlassen die Stรคnde und begeben sich zum erlegten Wild. Unter Sicherheitsaspekten sind deshalb alle vorgegebenen Zeiten einzuhalten. Dies gilt auch fรผr Aufbrechpausen wรคhrend der Jagd. Der vorherige Uhrenvergleich ist obligatorisch. Je nach Anordnung ist mit dem Ende der Jagd das Wild zu bergen. Wenn die Zeit da ist, kann es an den Stand oder einen nahgelegenen Weg gezogen werden, zwecks einfacher Bergung. Ist der Schรผtze dazu in der Lage, kann auch schon mit der roten Arbeit begonnen werden, sofern dies nicht zentral erfolgt. Ist man sich nicht sicher, sollte man den Ansteller aufbrechen lassen. Das Wild soll schlieรlich noch verwertbar sein. Am Streckenplatz erfolgt dann das Streckelegen. Nicht nur hier sollte ein Neuling Hilfsbereitschaft zeigen. Bei Jagderfolg erhรคlt der Schรผtze vom Jagdleiter mit Handschlag und โWaidmannsheilโ den Erlegerbruch. Mit abgenommenem Hut nimmt man diesen entgegen, entgegnet mit einem herzlichen โWeidmannsdankโ und steckt ihn sich an die rechte Hutseite. Mรผtzen eignen sich nicht fรผr diese Tradition. Wenn jemand keinen Hut hat, sollte er zumindest fรผr diese Tradition den Hut eines anderen Jรคgers ausleihen. So mancher Jagdleiter weiร das zu schรคtzen. Ebenso freuen diese sich รผber die Teilnahme am Schรผsseltreiben. Sollte das nicht mรถglich sein, ist dies dem Jagdleiter rechtzeitig mitzuteilen. Gerade wenn man Wild gestreckt hat oder gar Jagdkรถnig geworden ist, ist dies unglรผcklich. Dann kann hรถchstens noch eine angemessene Geldspende fรผr spรคtere Lokalrunden helfen. Das letzte Treiben ist eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knรผpfen. Schlieรlich verabschiedet man sich vom Jagdleiter und bedankt sich in aller Form fรผr den schรถnen Jagdtag. Beachtet man all diese Regeln, steht einer Einladung im nรคchsten Jahr nichts mehr im Wege.