Vom Welpen zum Gefรคhrten
Kaum ein anderes Haustier ist so auf den Menschen ยญgeprรคgt wie der Hund. Im ยญLaufe der Evolution hat sich der Mensch die ยญinstinktiven Jagdeigenschaften des ยญWolfsnachkommens nicht nur zu eigen ยญgemacht, sondern sie fรผr seine speziellen Zwecke durch Zucht weiterentwickelt. Gorch-Peter Nolte und Markus Wรถrmann fassen die grundlegenden Aspekte des Jagdgebrauchshundwesens in Deutschland zusammen.

Es gibt ohne Zweifel nichts Schรถneres, als mit dem Hund gemeinsam zu jagen. Nicht nur aus dieser Empfindung, sondern auch aus der Notwendigkeit heraus stammt wohl der alte Spruch: โJagd ohne Hund ist Schund!โ Wer als Jรคger einen Jagdhund fรผhren mรถchte, sollte sich im Vorfeld fragen, ob fรผr ihn auch genรผgend Einsatzmรถglichkeiten vorhanden sind. Denn Hund ohne Jagd ist genauso Schund. Fรผr welche Art des Jagens soll der Hund eingesetzt werden? In welchem Revier besteht Jagdgelegenheit, und kann er dort auch ausreichend beschรคftigt werden?
Jagdhunderassen werden seit jeher nach ihrem ursprรผnglichem Einsatzgebiet unterschieden:
– Vorstehhunde
– Stรถberhunde
– Schweiรhunde
– Erd- oder Bauhunde
– Bracken und Laufhunde
– Apportierhunde
Nach den jeweiligen Landesjagdgesetzen ist der Einsatz von brauchbaren Jagdhunden bei den verschiedenen Jagdvarianten zwingend vorgeschrieben. Die Brauchbarkeit, also das Mindestmaร an jagdlicher Ausbildung und Gehorsam, muss auf einer Prรผfung bestรคtigt werden. Auch die meisten Jagdhaftpflichtversicherer verlangen einen solchen oder gleichwertigen Nachweis, um die Hunde im Rahmen des Jagdscheines versichert zu haben. Jedes Bundesland hat hierfรผr eine eigene Brauchbarkeits- beziehungsweise Jagdeignungprรผfung erlassen.
Der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) โ Dachverband der jagdkynologischen Zucht- und Prรผfungsvereine โ hat die Verbandsprรผfung nach dem Schuss (VPS) fรผr ganz Deutschland ins Leben gerufen. Sie deckt sich mit den Anforderungen der verschiedenen Brauchbarยญkeitsยญprรผfunยญgen und wird von den Bundeslรคndern als gleichwertig anerkannt. Im Allgemeinen wird der Hund in folgenden Fรคchern geprรผft:
– Gehorsam (allgemeiner Gehorsam, Verhalten auf dem Stand, Leinenfรผhrigkeit)
– Schussfestigkeit im Feld oder Wald
– Bringen von Haarwild auf der Schleppe
– Bringen von Federwild auf der Schleppe
– Freiverlorensuche und Bringen von Federwild
– Schussfestigkeit bei der Wasserarbeit
– Verlorensuche im deckungsreichen Gewรคsser
– Stรถbern mit Ente im deckungsreichen Gewรคsser (wenn ยญerlaubt; Lรคndergesetz beachten)
– Schweiรarbeit auf der kรผnstlichen Wundfรคhrte
Neben der Brauchbarkeitsprรผfung werden Zuchtprรผfungen durchgefรผhrt. Die Verbandsjugendprรผfung (VJP) und die Herbstzuchtprรผfung (HZP) dienen der Feststellung der natรผrlichen Anlagen des Jungยญhundes im Hinblick auf seine Eignung und zukรผnftige Verwendung im jagdlichen Einsatz und zur Zucht. Darรผber hinaus sollen die Anlagen eines Jagdhundes den zรผchterischen Wert der Elterntiere erkennen lassen.
Die Verbandsjugendprรผfung (VJP) findet immer im Frรผhjahr statt. Geprรผft und bewertet werden folgende Fรคcher:
– Spurarbeit
– Nase
– Suche
– Vorstehen
– Fรผhrigkeit
Festgestellt (nicht beurteilt) werden
- Art des Jagens
– spurlaut
– sichtlaut
– fraglich
– stumm
– waidlaut
- Gehorsam
- Schussfestigkeit
– schussfest
– leicht schussempfindlich
– schussempfindlich
– stark schussempfindlich
– schussscheu
- Scheue oder รngstlichkeit
– nicht feststellbar
– scheu
– schreckhaft
– nervรถs
– handscheu
– Scheue bei lebendem Wild
– รคngstliche Haltung gegen Fremde
Darรผber hinaus werden Gebiss, Augen und bei Rรผden die Hoden konยญtrolliert. Als korrekt wird das sogenannte Scherengebiss angesehen, bei dem die oberen Schneidezรคhne leicht vor den unteren schlieรen. Fehlerhaft sind sogenannte Vorbeiรer (Unterkiefer ragt erkennbar รผber den Oberkiefer hinaus) und sogenannte Rรผckbeiรer (Oberkiefer ragt erkennbar รผber den Unterkiefer hinaus). Wenn die oberen und unteren Schneidezahnpartien direkt aufeinander schlieรen, wird es als Zangengebiss bezeichnet. Es gilt als bedingt korrekt und kann wie Vor- und Rรผckbeiรer den Zuchtausschluss bedeuten. Das Milchgebiss weist 28, das Dauergebiss 42 Zรคhne auf.
Bei der Herbstzuchtprรผfung (HZP) werden wieder die Anlagen des Jagdhundes begutachtet. Darรผber hinaus soll der Hund in der Feld- und Wasserarbeit im Wesentlichen durchgearbeitet sein. Zu den Fรคchern der VJP ergรคnzen sich
- Wasserarbeit
– Verlorensuche im deckungsreichen Gewรคsser
– Stรถbern mit Ente im deckungsreichen Gewรคsser
(wenn erlaubt!)
- Verlorenbringen von Federwild
– zumeist Federwildschleppe (150 m)
- Haarwildschleppe (300 m)
Darรผber hinaus werden bei der HZP die Arbeitsfreude, die Art des Bringens und der Gehorsam bewertet.
- Nase (Nasenschwamm)
- Nasenrรผcken
- Stirnabsatz (Stopp)
- Augen
- Oberkopf
- Ohren (Behรคnge)
- Genick
- Nackengegend
des Halses - Widerrist
- eigentlicher Rรผcken
- Rรผckendelle
- Rรผcken im weiteren
Sinne (Lende) - Kruppe
- Rutenansatz
- Rute
- Hinterlรคufe
- Pfoten (Branten)
- Unterbauch
- Unterbrust
- Karpalballen (Handwurzelknochen)
- Vorderlรคufe
- Vorderbrust
- Kehlrand des Halses
- Lefzen
- Fang
Bei der Verbandsgebrauchsprรผfung (VGP), auch โMeisterprรผfungโ genannt, werden allein die Leistungen des Hundes bewertet. Im Groben gliedert sich die Prรผfung in die
– Waldarbeit (inkl. Schweiรarbeit, Totverbellen ยญbeziehungsweise -verweisen, Stรถbern, Buschieren, ยญBringen von Fuchs รผber Hindernis, Haarwildschleppe)
– Wasserarbeit (inkl. Stรถbern mit und ohne Ente, ยญSchussfestigkeit, Verlorensuche und Bringen der Ente aus deckungsreichem Gewรคsser)
– Feldarbeit (inkl. Nasengebrauch, Suche, Vorstehen, ยญManieren und Nachziehen am Wild, Verlorensuche und Bringen von Federwild)
– Gehorsam (inkl. allgemeines Verhalten, Verhalten auf dem Stand, Leinenfรผhrigkeit, Folgen frei bei Fuร, ยญAblegen, Benehmen vor erรคugtem Haar- und Federwild, Schussruhe)
Hunde, die die VGP im I., II. oder III. Preis bestanden haben, werden in das Deutsche Gebrauchshund-Stammbuch eingetragen.
Darรผber hinaus kann ein Jagdhund sogenannte Leistungszeichen erhalten. Sie sind zusรคtzliche Auszeichnungen, die zum Teil nicht auf Prรผfungen, sondern im praktischen Jagdbetrieb erworben werden.
– Armbruster-Haltabzeichen (AH), das heiรt, der Hund zeigt am erรคugten Hasen Gehorsam.
– Hรคrtenachweis (/): Raubwild, ยญwildernde Katzen oder Waschbรคren werden wรคhrend der befugten Jagdausรผbung vom Hund abgetan.
– Lautjagernachweis (): Der Hund hat spurlaut an Fuchs oder Hase gejagt beziehungsweise laut gestรถbert.
– Verlorenbringernachweis (Vbr): Der Hund hat mindestens 300 Meter die Wundspur eines nicht erรคugten Hasen oder Fuchses gearbeitet und das Stรผck dem Fรผhrer gebracht.
– Bringtreue (Btr): Der Hund soll ohne Einfluss seines Fรผhrers beim Stรถbern ein kaltes Stรผck Wild (Fuchs) finden, aufnehmen und zutragen.
Totengrรคber, Anschneider, hochgradige Rupfer und Knautscher sind fรผr die Jagdpraxis unbrauchbar. Sollten diese Eigenschaften auf einer Prรผfung festgestellt werยญden, kann der Hund nicht bestehen. Wรคhrend der Brut- und Aufzuchtยญzeit (Mitte April bis Mitte Mai) dรผrfen keine Prรผfungen und Ausbildungseinheiten am Wasser durchgefรผhrt werden.
Folgende Rasseverbรคnde sind Mitglieder im Jagdgebrauchshundverband | ||
Zuchtverband | betreute Rasse | |
Verein Deutsch-Drahthaar | Deutsch-Drahthaar (DD) | |
Deutsch-Kurzhaar-Verband | Deutsch-Kurzhaar (DK) | |
Deutsch-Langhaar-Verband | Deutsch-Langhaar (DL) | |
Verein Deutsch-Stichelhaar | Deutsch-Stichelhaar (DSt) | |
Griffon-Club | Griffon (Gr) | |
Verband Groรe Mรผnsterlรคnder | Groรer schwarz-weiรer Mรผnsterlรคnder (GM) | |
Verband fรผr Kleine Mรผnsterlรคnder Vorstehhunde | Kleiner Mรผnsterlรคnder (KlM) | |
Verein Pudelpointer | Pudelpointer (PP) | |
Weimaraner-Klub | Weimaraner (Kurzhaar und Langhaar) | |
Verein fรผr Pointer und Setter | English-Setter (ES), Gordon-Setter (GS), Irish red and white Setter, Irish-Red-Setter (IS), Pointer (Pt) | |
English-Setter-Club Deutschland | English-Setter (ES) | |
Gordon-Setter-Club Deutschland | Gordon-Setter (GS) | |
Irish-Setter-Club Deutschland | Irish-Red-Setter (IS) | |
Deutscher Pointerclub | Pointer (Pt) | |
Verein Ungarischer Vorstehhunde | Ungarischer Vorstehhund (UV) oder โMagyar Vizslaโ (Kurzhaar und Drahthaar) | |
VBBFL/Franzรถsische Vorstehhunde | Barbet, Braque Ariege, Braque Bourbonnais, Braque dโAuvergne, Braque Franรงais, Braque St. Germain, Epagneul Bleu Picard, Epagneul Franรงais, Epagneul Picard, Epagneul Pont Audemer | |
Club fรผr Bretonische Vorstehhunde | Bretonischer Vorstehhund (BV), โEpagneul Bretonโ | |
Verein fรผr Deutsche Wachtelhunde | Deutscher Wachtelhund (DW) | |
Deutscher Bracken-Club | Deutsche Bracke, ยญWestfรคlische Dachsbracke | |
Deutscher Bracken-Verein | Brandlbracke, Steirische Rauhhaar-Bracke | |
Verein Dachsbracke | Alpenlรคndische Dachsbracke | |
Klub Tirolerbracke | Tirolerbracke | |
Schwarzwildbrackenverein | Schwarzwildbracke (Kopov) | |
Verein Jagd-Beagle | Beagle | |
Beagle-Club Deutschland | Beagle | |
Deutscher Reiter- u. Fahrerverband/ Fachgruppe Meutehalter | Beagle, Black and Tan Coonhound, Bloodยญhound, Foxhound, Francais blanc et noir, Francais Tricolore | |
Jagdspaniel-Klub | English Cocker Spaniel, Springer Spaniel, American Cocker Spaniel, American Water Spaniel, Clumber ยญSpaniel, Field Spaniel, Irish Water Spaniel, Sussex Spaniel, Welsh Springer Spaniel | |
Verein Jagdgebrauchsspaniel | English-Cocker-Spaniel, English-Springer Spaniel | |
Deutscher Jagdterrier-Club | Deutscher Jagdterrier | |
Deutscher Foxterrier-Verband | Foxterrier-Drahthaar, -Glatthaar | |
Parson Russell Terrier Club Deutschland | Parson Russel Terrier | |
Deutscher Teckelklub | Teckel (Rauhaar, Langhaar, Kurzhaar) | |
Verein fรผr Jagd-Teckel | Teckel (Rauhaar, Langhaar, Kurzhaar) | |
Verein Hirschmann | Hannoverscher Schweiรhund (HS) | |
Klub fรผr Bayerische Gebirgsschweiรhunde 1912 | Bayerischer Gebirgsschweiรhund (BGS) | |
Deutscher Retriever-Club | Chesapeake-Bay-Retriever, Curly-Coated Retriever, Flat-Coated Retriever, Golden Retriever, Labrador Retriever, Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever | |
Verein Jagd-Retriever | Golden Retriever | |
Labrador-Club Deutschland | Labrador Retriever | |
Laika-Club | Laika – Ostsibirische, Russisch-Europรคische, Westsibirische | |
Informationen zu den Rassezuchtverbรคnden gibt der Jagdgebrauchshundverband, ยญGeschรคftsfรผhrer Dr. Lutz Frank, Neue Siedlung 6, 15938 Drahnsdorf, Tel. 035453 215, Fax 035453 262 oder unter www.jghv.de. |
Nach wie vor gilt die Arbeit des Hundes auf der โRoten Fรคhrteโ, also der natรผrlichen Wundfรคhrte eines Stรผckes Schalenwild, als Aufgabe fรผr Spezialisten. Als solche gelten bei uns der Bayerische Gebirgsschweiรhund (BGS), der Hannoversche Schweiรhund (HS) und die Alpenlรคndische Dachsbracke (ADBr). Sie werden seit Jahrhunderten fรผr die Nachsuchenarbeit gezรผchtet und bringen dadurch ein hohes Maร an Veranlagung mit. Dies spiegelt sich vor allem in der groรen Konzentrationsfรคhigkeit und Ruhe der Hunde wider. Trotz ihres ruhigen Wesens mรผssen Schweiรhunde genug Wildschรคrfe und die kรถrperliche Konstitution aufweisen, um angeschweiรtes Schalenwild nach einer Hetze stellen, binden und โ wenn nรถtig โ auch abtun zu kรถnnen.
Aber auch Jagdhunde anderer Rassen mit entsprechender Veranlagung kรถnnen zu Spezialisten fรผr die Nachsuche ausgebildet werden und ihre Brauchbarkeit durch Ablegen der Verbandsschweiรprรผfung (VSwP) auf der 20- beziehungsweise 40-Stunden-Fรคhrte dokumentieren. Die Fรคhrten werden in Forsten angelegt, sind mindesยญtens 1โ000 Meter lang und mรผssen drei annรคhernd rechtwinklige Haken aufweisen. Auf der Fรคhrte sind zwei Wundbetten und etwa sechs Verweiserpunkte ยญ(meist Lungenstรผcke) anzulegen. Fรผr die gesamte Fรคhrte darf hรถchstens ein Viertelliter Schweiร getropft oder getupft werden. Am Ende der Fรคhrte wird ein Stรผck Schalenwild ausgelegt. Folgende Noten werden dabei vergeben:
โsehr gut bestandenโ (Sw I)
โgut bestandenโ (Sw II)
โgenรผgend bestandenโ (Sw III)
โnicht bestandenโ
Die Verbandsfรคhrtenschuhprรผfung (VFSP) ist eine variierte Schweiรยญprรผfung, die sich dadurch unterscheidet, dass nur 0,1 Liter Schweiร und der wiederum nur fรผr die vier Tropfbetten genommen wird. Die eigentliche Fรคhrte wird mit Schalen getreten. Das heiรt, der Fรคhrtenleger spannt jeweils eine Schale an den sogenannten Fรคhrtenschuh und lรคuft die 1โ000 Meter ab. Beide Schalen mรผssen dabei von einem Stรผck Wild stammen. Es werden wiederum drei Haken eingebaut und ein Stรผck Wild am Ende der kรผnstlichen Fรคhrte ausgelegt. Ein erfolgreicher Jagdhund auf der Verbandsschweiรprรผfung bekommt den Zusatz โSwโ beziehungsweise auf der Verbandsfรคhrtenschuhprรผfung den Zusatz โFSโ zu seinem Namen.
Neben den Standardprรผfungen fรผr die kontinentalen Vorstehhundrassen gibt es fรผr die Zuchtvereine der Stรถber- und Erdhundrassen spezielle Prรผfungen, mit denen sie die Anlagen und die jagdliche Brauchbarkeit ihrer Hunde feststellen. Zu den Stรถberhunden zรคhlen die verschiedenen Brackenarten, der Deutsche Wachtelhund und die Spaniels. Zu den Erdhundยญrassen gehรถren der Deutsche Jagdterrier, der Foxterrier und der Parson Russell Terrier sowie die Teckel in den verschiedenen Haararten und Grรถรenvarianten. Dabei sollte erwรคhnt werden, dass die Teckel genetisch eigentlich auch zu den Bracken zu rechnen sind.
Sowohl Stรถber- als auch Erdhunde lassen sich gut zum Aufstรถbern von Schalen- und anderem Haarwild einsetzen. Zwingende Voraussetzung fรผr diese Arbeit ist ein sicherer Spur- bzw. Fรคhrtenlaut, der dem Jรคger das Herannahen des Wildes anzeigt. Der Spurlaut wird auf der Spur des fรผr den Hund nicht sichtigen Hasen beurteilt. Geprรผft werden die Fรคcher Arbeit auf der Hasenspur, Nase, Spurwille und der Spurlaut wรคhrend einer sogenannten Spurlaut- oder Anlagenprรผfung. Alle Fรคcher dieser Prรผfungen sind Anlagen, die mehr oder weniger aber auch durch Ausbildung und รbung gefรถrdert werden kรถnnen. Nur eins ist hierbei absolut sicher: Wenn dem Hund die Anlagen nicht durch die Elterntiere vererbt werden, bringen auch grรถรte Beยญmรผhungen keinen Erfolg. Eine nachgewiesene Schussfestigkeit ist auch fรผr Stรถberhunde selbstverstรคndlich.
Hunde, die den Spur- oder Fรคhrtenlaut nachgewiesen haben, kรถnnen auf einer Stรถberprรผfung ihre Brauchbarkeit zur Suche auf Haar- und Schalenwild in deckungsreichen Gebieten oder im Wald zeigen. Bei einigen Vereinen wird sie deshalb auch Waldprรผfung genannt. Geprรผft werden die Art der Suche, die Fรคhigkeit, sich vom Fรผhrer zu lรถsen und Dickungen zu durchsuchen, das Finden von Wild, die laute Jagd und die Bindung zum Fรผhrer. Jagdlich ausgerichtete Zuchtvereine fรผhren solche Prรผfungen als wirkliche Jagd durch, bei der auch Wild freigegeben wird und zur Strecke kommt. Anlรคsslich einer solchen Prรผfung werden die Hunde neben der jagdlichen Tauglichkeit auch im allgemeinen Gehorsam geprรผft, denn Leinenfรผhrigkeit, Ablegen, Schussยญruhe und Verhalten auf dem Stand sind zwingende Voraussetzungen fรผr jeden brauchbaren Jagdhund
Die Bau- oder Bodenjagd ist eine der erfolgreichsten Mรถglichkeiten, Reineke in einer
ertrรคglichen Besatzdichte zu halten. Dies geschieht mit mutigen kleinen Erdhunden, die in den Bau einfahren und das Raubwild unter der Erde dermaรen bedrรคngen, dass es vor dem Hund flรผchtet, aus dem Bau springt und so vom Jรคger erlegt werden kann.
Diese Arbeit kann fรผr den Hund sehr gefรคhrlich sein. Er muss vor dem praktischen Einsatz die Mรถglichkeit erhalten, das Verhalten des Raubwildes kennenzulernen. Dies geschieht in der Kunstbauanlage, einem verzweigten Rรถhrensystem, in dem der Hund den Fuchs finden, dort dann vorliegen und ihn verbellen muss. Erdhund und Raubwild sind hierbei durch ein Gitter getrennt. Bauhunde mรผssen schon gute Anlagen mitbringen, denn neben der ungewohnten Dunkelheit im Bau duftet die ganze Anlage nach dem wehrhaften Gegner. Nach Abschluss der Einarbeitung wird das Verhalten am Raubwild auf einer Bauprรผfung begutachtet. Hauptkriterien sind der Laut und die Ausdauer.
Ein Jagdhund kann je nach Rasse,โHaltung und Pflege 12 bis 18 Jahre alt werden. Das bedeutet, dass man sich um ihn auch ein ganzes, langes Hundeleben kรผmmern muss. Der Hund wird ein Mitglied der Familie und teilt mit dieser Haus, Hof, Garten und Auto. Der Hund braucht den stรคndigen Kontakt zu seiner Meute, der Familie. Eine reine Zwingerhaltung steht seinen Lebensbedรผrfnissen als soziales Wesen entgegen. Er wird seelisch leiden. Mehr als drei bis vier Stunden sollte er nicht allein gelassen werden. Hundehaltung muss sich mit den beruflichen und privaten Interessen vereinbaren lassen.
Ein Jagdhund braucht je nach Rasse mehr oder weniger viel Bewegung im Freien. Das bedeutet auch, dass man tรคglich fรผr ihn die Zeit aufbringen muss, und die Mรถglichkeit hat, ihm entsprechenden Auslauf zu bieten. Zwei Stunden tรคglich sind das Minimum. Morgens und abends sind Spaziergรคnge Pflicht, am besten auch noch in der Mittagspause. Er benรถtigt Futter, Ausrรผstung und Gesundheitsvorsorge, er kosยญtet Hundesteuer und Haftpflichtversicherung, eventuell sind die Beitrรคge zu einem Zucht- oder Prรผfungsverein aufzubringen. Fรผr die laufenden Kosten sollten 50 Euro pro Monat angesetzt werden. Auรerdem muss man ihn erst einmal kaufen. Gute Jagdhundwelpen kosten je nach Rasse zwischen 400 und 2โ000 Euro.
Zรผchter von Jagdhunden sollten auch immer Jรคger sein! Denn nicht allein auf den Prรผfungen, sondern vorwiegend im jagdlichen Einsatz zeigt sich die Veranlagung und Brauchbarkeit der Elterntiere. Bei der Zรผchtersuche muss man eine ganze Reihe von Gesichtspunkten berรผcksichtigen. So sollte der Zuchtverein des Zรผchters Mitglied im Jagdgebrauchshundverband sein, da man sonst keine Zulassung zu den fรผr die Jagd und zur Zucht erforderlichen Verbandsprรผfungen erhรคlt. Von groรer Bedeutung ist die Frage, ob im Zuchtverein der Rasse die erblichen Defekte bekรคmpft werden. Das sind bei den grรถรeren Hunden zum Beispiel die Hรผftgelenkdysplasie (HD) und bei kleineren Hunden die sogenannte Teckelยญlรคhme. Bei verschiedenen Rassen kรถnnen gelegentlich Augenerkrankungen auftreten. Auch Epilepsie kommt vereinzelt vor. Viele Zuchtvereine haben Programยญme erarbeitet, mit denen systematisch unerwรผnschte Vererbungsanlagen dokumentiert werden, und geben hierzu meist bereitwillig Auskunft.
Fรผr die Entwicklung eines Jagdhundes ist es wichtig, dass er als Welpe regelmรครig in eine jagdlich natรผrliche Umgebung wie Garten oder Revier kommt und dort Kontakt zu mรถglichst vielen Umweltreizen hat. Gerade jagdliche Anreize wie Decken und Schwarten vom Wild sollten geboten werden.
Ein guter Zรผchter kรผmmert sich intensiv um seine Welpen. Sie mรผssen hรคufig entwurmt werden โ vier bis fรผnf Mal in den ersยญten acht Wochen muss die Regel sein. Mit acht Wochen sind die Welpen gegen Hepaยญtitis (virusbedingte Leberentzรผndung), Leptosยญpirose (bakterielle Infektion), Staupe, Parvovirose (Viruskrankheit), Tollwut und Zwinยญgerhusยญten (SHPPiL) zu impfen. Erst dann wird der Wurf vom Zuchtwart abgenommen. Bereits als Welpe werden die Hunde tรคtowiert oder gechipt (evtl. vom Tierarzt). Erst im Alter von acht bis zehn Wochen gibt man sie an die neuen Besitzer ab. Dann beginnt die lange Zeit der Ausbildung vom Welpen zum Jagdgefรคhrten.