Drückjagdtraining – Üben am Schießstand kostet Zeit und geht ganz schön ins Geld. Das kann ganz einfach umgangen werden,indem trocken geübt wird.
Sophia Lorenzoni
Ein paar Pufferpatronen schlagen deutlich geringer ins Budget als scharfe Munition. Hinzu kommt der Vorteil, dass die Wohnung zum Schießstand umfunktioniert werden kann und keine Autofahrt in Kauf genommen werden muss.
Zum Üben sollte der Platz in der Wohnung gut gewählt werden. Es wäre doof, wenn die vom Nachbarn verständigte Polizei das Training stört, weil dieser dachte, der Schütze führe etwas Böses im Schilde, nur weil er mit der Waffe am offenen Fenster stand.
Außerdem muss sichergestellt werden, dass wirklich nur Pufferpatronen zur Hand sind. Am besten werden sie gar nie mit scharfer Munition in einen Topf, oder besser Tresor, geworfen. Vor dem Training einen Kontrollblick ins Patronenlager der Waffe zu werfen, schadet ebenfalls nie.
Bundestrainer Reinhard Rüger rät vor allem, die Haltekraft zu trainieren. Ziel ist es, den Anschlag zu stabilisieren und den Abzugsvorgang zu automatisieren.
Beim Training mit Waffe empfiehlt Rüger, einen Kreis mit etwa 4 Zentimeter Durchmesser an die Wand oder einen Spiegel zu hängen. Der „Schütze“ stellt sich etwa 6 Meter entfernt davon auf und geht in den jagdlichen Voranschlag. Daraufhin folgt der Anschlag. Innerhalb von 3 Sekunden sollte sauber abgezogen werden.
Danach wird das Fadenkreuz oder der Rotpunkt eine Minute lang auf eben diesem Halteraum gehalten. Dabei das Atmen nicht vergessen! Schafft der Schütze das nicht, muss der Punkt vergrößert werden. Nach und nach kann der Durchmesser immer geringer werden. Die Schultermuskulatur, die dafür notwendig ist, kann auch über einfache Übungen mit einem Fitnessband aufgebaut werden. Im Voranschlag wird eingeatmet, Beim Ausatmen folgt der Schuss.
Abzugstraining
Das Kraftausdauertraining kann nun mit Abzugstraining verbunden werden. Dabei wird nach Betätigen des Abzuges nur10 Sekunden angehalten. Der Schütze sollte sich vom Schuss überraschen lassen.
Beim trockenen Betätigen des Abzuges werden plötzlich Fehler ersichtlich, wie Mucken oder Durchreißen. Dann muss daran gearbeitet werden. Am besten ist es, sich hier einen Trainer zu Rate zu ziehen.
Während des Abziehens muss auf die korrekte Position des Abzugfingers geachtet werden. Viele Schützen machen den Fehler und
haben den Finger zu weit im Abzug. Dort hat der Schütze in der Regel weniger Gefühl, und gerade mit einem Feinabzug könnte der Schuss unsauber werden.
Wichtig ist, sich Zeit zu lassen. Zielen und langsam abziehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann der Abzug auslöst. Wer den Druckpunkt seiner Waffe kennt, kann wesentlich präziser schießen.
Auch Repetieren im Anschlag und schnelles Visieren kann mit Pufferpatronen geübt werden: Die
Waffe wieder aus dem jagdlichen Voranschlag in den Anschlag nehmen und abziehen. Dann wird im Anschlag repetiert und das Ziel weiter durch die Optik im Auge behalten, um sofort wieder schießen zu können.
Trotz allem sollte bewegtes Schießen nicht außer Acht gelassen werden. Wer ins Schießkino oder auf den Schießstand geht, kann die Zeit, während die anderen schießen, sinnvoll nutzen, indem er trocken mitfährt. Gerade am laufenden Keiler ist das gut machbar. Allerdings sollte vorher die Standaufsicht um Erlaubnis gebeten werden.
Mit diesen Tipps kann vor allem die nötige Muskulatur aufgebaut werden. Um die richtige Technik zu erlernen oder weiter auszubauen, sollte dringend ein Profi helfen. Der Bundestrainer Reinhard Rüger bietet ein spezielles Schießseminar für Jungjäger an. Bei diesem Seminar wird auch auf mehr als 100 Meter geschossen. Dabei sollen die Schützen lernen, wo ihre Grenzen liegen. Dann wird wohl in der kommenden Drückjagdsaison kaum noch etwas schiefgehen.