Entfernungsmessung – Schätzen war gestern

Mit gutem Gewissen kann der Jäger nur einen Schuss antragen, wenn er die Entfernung richtig einschätzt. Die Fehlerquote ist dabei sehr hoch. Leica erfand die Alternative: Jagdoptik inklusive Entfernungsmessung.

Entfernungsmessung
Armin Liese
Abendansitz während der Brunftzeit. Die Sonne senkt sich. Schon lange röhren die Hirsche im Bestand. Dann ein Knacken. Auf der Freifläche steht ein Hirsch. Endlich
der lang ersehnte Anblick. Nerven behalten. Langsam das Glas hoch und den Recken ansprechen. Wenn alle Merkmale auf das passende Alter hindeuten und die Freigabe passt, darf der Jäger zur Waffe greifen. Bis hierhin spielt nur die Qualität der Optik eine Rolle. Um aber den Haltepunkt richtig zu wählen, muss die Entfernung möglichst genau geschätzt werden. Ist das Revier bekannt, oder Markierungen vorhanden, alles kein Problem.
Ist der Jäger aber pirschend unterwegs, in einem fremden Revier zur Jagd oder im Gebirge,
wird das Entfernungsschätzen zur Glückssache. Besonders offenes Gelände fordert solides Können und viel Erfahrung.

Die Länge ist entscheidend

Entfernungsmessung – Warum ist das für Jäger so wichtig? Das Geschoss wird nach Verlassen des Laufes durch Luftwiderstand gebremst und Gravitationskraft „nach unten gezogen“. Das ist der Grund, warum der Schütze für einen präzisen Treffer die Waffe mehr oder weniger weit über das
Ziel halten muss. Die Schussdistanz ist hier maßgebend. Ohne Kenntnis der Entfernung
ist der Schuss auf weite Entfernung ein Glücksspiel. Bei Schussentfernungen zwischen 100
und 300 Metern fällt das Geschoss, auch moderner Hochleistungskaliber, um bis zu 60 Zentimeter. Daher ist das richtige Schätzen der Entfernung auf der Jagd unabdingbar.
Ohne Erfahrung und Routine aber fast unmöglich. Kommen Dunkelheit, bergiges Gelände und Aufregung hinzu, wird die Schätzung noch schwieriger. Selbst ein „alter Hase“ kann hier schnell um 50 oder 100 Meter danebenliegen. Was dies für die Ballistik bedeutet,
kann sich jeder ausrechnen, wenn er auf die Packung seiner Munition sieht. Hier stehen die ballistischen Werte. Wenn der Rehbock statt auf geschätzten 180 auf echten 280 Metern steht, muss der Haltepunkt deutlich korrigiert werden, wenn`s nicht vorbeigehen soll. Oder deutlich schlimmer: Das Stück wird angeschweißt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, braucht einen Entfernungsmesser. Im Zielfernrohr, Fernglas oder als separate Einheit
gibt es heute diese Technik. Aber wie funktioniert sie? Warum merkt das Wild nicht, dass es „angepeilt“ wird?

Opto-Elektronik
Ferngläser sind seit über 100 Jahren für jagdliche Bedürfnisse auf dem Markt. Durch  Qualität, Schärfe und Leistung entwickelten sie sich mit der Zeit zu immer besseren
Jagdoptiken. Die eigentliche Revolution der Ferngläser stellte aber die Verbindung von Optik und Elektronik dar. Ein Fernglas, das noch mehr kann als „nur“ perfekt beobachten.
Optiker aus Wetzlar, die Erfinder des Kombinationsinstruments, hatten aber ein großes
Problem: Weltweit gab es nichts vergleichbares, und so mussten die Ingenieure absolutes Neuland betreten. Vorgabe war ein Fernglas, das durch Knopfdruck in der Lage sein sollte, die Entfernung zum Ziel präzise zu ermitteln. Prinzipiell ist die unsichtbare Technik sehr einfach: Der Lichtstrahl wird durch einen separaten Linsengang ausgesandt und über
ein Objektiv des Fernglases wieder aufgefangen. Die Messung erfolgt blitzschnell. Das Ergebnis wird sofort in Leuchtzahlen im Bild angezeigt. Dabei passt sich die Anzeige während der Dämmerung automatisch der Umgebungshelligkeit an. So stört kein
helles Licht die geweitete Pupille. Besonders die LED-Anzeige hat hier gegenüber dem LCD-Display einen entscheidenden Vorteil: Es gibt keine Eintrübung des Blickfeldes. Um Messungen nicht durch Gestrüpp, Gras oder Zäune im Nahbereich zu stören, werden
Gegenstände bis zu 10 Meter ausgefiltert. Darüber hinaus garantiert eine ausgeklügelte Messlogik, dass ausschließlich das anvisierte Objekt gemessen wird. Aber nicht nur einzelne Objekte sind jagdlich relevant: Will der Jäger schnell die Entfernungen zu Stücken in einem Rudel oder einer Rotte messen, schaltet er den Entfernungsmesser auf Dauerbetrieb. Jetzt misst das Gerät alle Entfernungen beim „darüber scannen“. Das Stück Wild, oder der Gegenstand im „Zielviereck“ wird dabei kontinuierlich gemessen. Der Lichtimpuls des Lasers rast dabei mit rund 300.000 Kilometern pro Sekunde zum anvisierten Ziel und wird mit gleicher Geschwindigkeit reflektiert. So schnell reagiert kein Auge. Empfindliche Sensoren registrieren den Impuls und die Laufzeit des Lichtstrahls. Mittels einer Recheneinheit im Gerät wird nun die Messstrecke ermittelt. Dabei gilt: Für einen Meter braucht das Licht hin und zurück 6,7 Milliardstel Sekunde. Eine unvorstellbar
kurze Zeit. Trotzdem ist sie mit moderner Technik genau messbar. Alle Distanzen, auf die ein Jäger mit normalem Kaliber schießen kann, werden metergenau ermittelt. Bei Messungen über 300 Metern können schon mal kleine Abweichungen auftreten. Der realistische Bereich, in dem die Distanz zu einem Objekt ermittelt werden kann, liegt bei über 1.200 Metern. Vollkommen ausreichend für Jäger.

Fernglas mit integriertem Entfernungsmesser.
Ansprechen und
Messen sind gelichzeitig möglich
Solo-Entfernungsmesser. Er sollte
bei der Jagd mit großen Schussdistanzen
immer dabei sein
Qualität durch Fortschritt
Da Entfernungsmesser aus hochsensiblen technischen und optischen Komponenten bestehen, müssen sie robust verpackt werden: Garantiert sind Arbeitsbereiche
für die Laserentfernungsmesser z. B. bei Leica von -10 bis plus 55 Grad. Das ist aber noch
lange nicht das Mögliche: Bei Tests in der Arktis bewährten sich Geräte auch bei Temperaturen von -40 Grad. Jäger können sich aber sicher sein: Auch dieser Stand der Technik wird vermutlich in absehbarer Zeit überboten. Genauso sollten Jäger auch handeln: Gutes bewahren, Schlechtes überdenken und Neuem gegenüber aufgeschlossen sein.
Dies gilt auch für Entfernungsmesser, denn die hohe Genauigkeit macht die  “Laserkanonen“ zu einem sinnvollen und zugleich zuverlässigen Begleiter. Die Qualität
des Fernglases leidet dabei nicht unter der Elektronik. Trotzdem ist der Messapparat als Zusatz immer dabei. Schlechte Schüsse, die auf einer fehlerhaften Entfernungsschätzung mit freiem Auge beruhen, sollten somit der Vergangenheit angehören. Gut für Jäger und Wild. Das Prüfen der Schussentfernung, das leichtere Finden des Anschusses und das Vermessen großer Flächen sind entscheidende Vorteile der Laserentfernungsmessung.
Messen statt schätzen lautet die Devise der modernen Jagd.

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