Gänse ansprechen

Was streicht denn da?

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Bei der Gänsejagd muss es meist schnell gehen. Andreas David und Peter Schmitt zeigen, woran man die jagdlich relevanten Arten erkennen und unterscheiden kann.

Je nach Bundesland dürfen Grau-, Bless-, Saat-, Kanada-, Ringel- und Nilgänse erlegt werden. Da sich dabei die Freigaben und Jagdzeiten unterscheiden, ist es wichtig, die einzelnen Gänsearten genau ansprechen zu können. Ebenso müssen in Deutschland vorkommende nicht jagdbare Gänsearten ge- und erkannt werden, um Verwechslungen auszuschließen. Wir stellen Ihnen die heimischen sowie bei uns überwinternden Arten vor und zeigen die markantesten Unterscheidungsmerkmale. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass bei sämtlichen Gänsearten die Geschlechter – wie bei den meisten monogam lebenden Vogelspezies – auf den ersten Blick kaum oder gar nicht voneinander unterschieden werden können. ¬Allerdings kommt es zwischen den Geschlechtern und jahreszeitlich bedingt zu bedeutenden Schwankungen des Körpergewichtes.

Gattung Anser

Mit Ausnahme der in Deutschland nicht vorkommenden Schneegans umfasst die Gattung überwiegend grau, graubraun oder bräunlich gefärbte Gänse. Die ähnliche Gefiederfärbung erfordert genaues Ansprechen. An dieser Stelle relevant sind die Grau-, Saat- und Blessgans sowie nachgeordnet die Kurzschnabel- und Zwerggans.

Graugans (Anser anser)

Fotos: Peter Schmitt, Michael Breuer

Das Gefieder der Graugans (namensgebend) ist insgesamt heller oder grauer als das der übrigen, mehr braun gefärbten Arten der Gattung. Im Flug unterscheidet sie sich – abgesehen vom größeren Körper und den Rufen – durch die hellgrauen Voderflügel deutlich von der Saat- und Blessgans. Die westliche Unterart hat einen orangefarbenen, die östliche Rasse einen blassrosa gefärbten Schnabel . Der wilde Vorfahr unserer Hausgänse ist nach der Kanadagans die zweitgrößte Gänseart Europas. Vergesellschaftungen von Graugänsen mit Saat- oder Blessgänsen sind nicht selten.

Kopf-Rumpf-Länge: 75 bis 90 cm
Gewicht: 3 bis 4 kg (m), 2,5 bis 3,5 kg (w)
Spannweite: 150 bis 180 cm
Besatztrend: stark steigend


Saatgans (Anser fabalis)

Fotos: Bernhard Volmer, Sven-Erik Arndt

Nach der Blessgans ist sie die zweithäufigste eurasische Gänseart. Gemeinsam mit der Blessgans stellen die Populationen der Saatgans das Gros der in Deutschland überwinternden oder rastenden nordischen Gänse. Die Saatgans ist etwas kleiner als die Graugans, ihr Körper erscheint weniger massiv . Kennzeichnend ist der schwarze Schnabel, je nach Unterart mit einer orangefarbenen bis rötlichen Binde . Das Gefieder ist insgesamt bräunlicher als jenes der Graugans, insbesondere an Hals und Kopf . Die Flügel erscheinen weitgehend einfarbig im Unterschied zu den grauen oder helleren Vorderflügeln der Grau-, Bless- und Kurzschnabelgans .

Kopf-Rumpf-Länge: 66 bis 84 cm
Gewicht: 2,2 bis 3,4 kg (m), 2 bis 3 kg (w)
Spannweite: 140 bis 170 cm
Besatztrend: gleichbleibend auf hohem Niveau


Blessgans (Anser albifrons)

Fotos: Foto: Bernhard Volmer, Horst Jegen

Aktuell die häufigste eurasische Gans. Diese ist etwas kleiner als die Saatgans . Durch die gut sichtbare weiße Stirnblesse ist sie bei Feldbeobachtungen aber leicht von der Saatgans zu unterscheiden. Ebenso durch den hellen Ruf. Sie hat schwarze Querbänder oder -streifen auf Bauch und Brust , wodurch sie im Flug gut zu erkennen ist. Diese Färbung brachte ihr auch den Namen „Tigergans“ ein. Den Junggänsen im ersten Winter fehlt sowohl die Tigerung als auch die Stirnblesse. Sie sind jedoch durch den orange-roten Schnabel leicht von Saatgänsen und durch die deutlich geringere Größe ebenso leicht von Graugänsen zu unterscheiden.

Kopf-Rumpf-Länge: 65 bis 78 cm
Gewicht: 1,8 bis 3,2 kg (m), 1,4 bis 3 kg (w)
Spannweite: 130 bis 165 cm
Besatztrend: gleichbleibend auf sehr hohem Niveau


Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus)

Fotos: Sven-Erik Arndt, Hans Glader

Sie kann als verkleinerte „Form“ der Saatgans bezeichnet werden. Lange wurde die Kurzschnabelgans als Unterart der Saatgans betrachtet, der sie sehr ähnlich ist. Ihre Brutgebiete grenzen sich jedoch deutlich von jenen der Saatgans ab. Auf dem Zug (Oktober/ November) erreichen nur die Individuen der Spitzbergen-Population die deutsche Nordseeküste und die norddeutsche Tiefebene. Die Brust und der kürzere Hals sind heller, der Kopf dagegen noch dunkler als bei der größeren Saatgans gefärbt . Die Ähnlichkeit mit der Saatgans erschwert das Ansprechen beim Streichen. Allerdings sind die Vorderflügel der Kurzschnabelgans heller, wenn auch nicht so auffallend wie bei der Graugans , die aber deutlich größer ist.

Kopf-Rumpf-Länge: 60 bis 75 cm
Gewicht: 2 bis 3 kg (m), 1,7 bis 2,8 kg (w)
Spannweite: 140 bis 170 cm
Besatztrend: leicht steigend


Zwerggans (Anser erythropus)

Lesser White-fronted Goose (Anser erythropus) by water. Endemic to Arctic Eurasia. Vulnerable. Captive.

Die Zwerggans ist als global gefährdete Art der einzige Sorgenfall unter den eurasischen Gänsen. Die seltenste Gänseart Europas ist in Mitteleuropa kaum zu beobachten. Wie die Blessgans, mit der sie verwechselt werden kann, trägt sie eine Stirnblesse, die jedoch bis in Augenhöhe reicht . Die Färbung ist insgesamt aber dunkler, vor allem an Kopf und Hals . Dagegen sind die Querbänder weniger ausgeprägt als bei der Blessgans . Das Auge ist von einem auffallenden gelben Ring eingefasst, der auch im Fernglas sichtbar ist . Bei Jungvögeln ist er jedoch noch nicht ausgebildet.

Kopf-Rumpf-Länge: 53 bis 66 cm
Gewicht: 1,5 bis 2,2 kg (m), 1,4 bis 2 kg (w)
Spannweite: 120 bis 135 cm
Besatztrend: Fallend. Brutpopulation in Europa vermutlich unter 500.


Gattung Branta

Bei den hier relevanten Arten werden die Ringel- und Weißwangengans (auch Nonnengans) durch ihre starke Bindung an das Meer auch als Meer- oder Meeresgänse zusammengefasst. Die ursprünglich nur in Nordamerika beheimatete Kanadagans hingegen ist in ihrem Verhalten dem der Graugans sehr ähnlich. Die Rothalsgans als vierte eurasische Art dieser Gattung spielt für die Jagd in Deutschland – und somit für die anstehenden Betrachtungen – keine Rolle.

Ringelgans (Branta bernicla)

Fotos: Horst Jegen, Sven-Erik Arndt

Die Ringelgans ist die kleinste Gans Europas , durchschnittlich noch etwas kleiner als die Zwerggans. Kopf, Hals und Brust sind schwarz . Die Unterseite der mitteleuropäischen Wintergäste ist dunkelgrau-schieferfarben . Namensgebend sind die schmalen, weißen Flecken an jeder Halsseite, die bei flüchtiger Beobachtung wie ein Ring erscheinen . Auffallend ist die bekannteste Lautäußerung der Ringelgans, ein recht tiefes „rott, rott, rott…“, die ihr an der deutschen Nordseeküste den Beinamen „Rottgans“ einbrachte.

Kopf-Rumpf-Länge: 56 bis 61 cm
Gewicht: 1 bis 1,5 kg
Spannweite: 110 bis 120 cm
Besatztrend: stabil


Kanadagans (Branta canadensis)

Fotos: Michael Breuer, Ingo Rothe

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet reicht vom Norden der USA bis in die arktischen Regionen. Keine andere Gänseart wurde so erfolgreich außerhalb ihres angestammten Brutgebietes eingebürgert. Mittlerweile existieren in fast allen Bundesländern stetig wachsende Brutvorkommen. Sie ist mit Abstand die größte Gans ihrer Gattung in unseren Breiten. Allein dadurch kann sie nicht mit Ringel- oder Weißwangengänsen verwechselt werden. Die weiße Färbung, die sich von etwa Augenhöhe über den unteren Kopf zieht, ist deutlich schmaler als die der Weißwangengans . Nur der Hals ist schwarz gefärbt . Die Kopf-Rumpf-Länge ist noch etwas größer als jene der Graugans .

Kopf-Rumpf-Länge: 90 bis 100 cm
Gewicht: je nach Unterart schwankend, bis 5,5 kg
Spannweite: 160 bis 175 cm
Besatztrend: stark steigend


Weißwangengans (Branta leucopsis)

Sie ist die einzige eurasische Gans ohne Unterarten. Das bedeutendste und namensgebende Merkmal dieser mittelgroßen und auffallend schwarz-weiß gefärbten Gans sind die weißen Kopfseiten, die sich über das Kinn sowie die Stirn fortsetzen . Diese auffällige Weißfärbung rund um den Schnabel wird nur von einem schmalen, schwarzen Zügel vom Oberschnabel bis zum Auge unterbrochen . Wegen der Färbung des Kopfes wird die Weißwangengans auch Nonnengans genannt. Sie erscheint häufig und regelmäßig als Wintergast an der Küste und wird nur ausnahmsweise ins Binnenland verschlagen.

Kopf-Rumpf-Länge: 58 bis 70 cm
Gewicht: 1,5 bis 2 kg
Spannweite: 130 bis 145 cm
Besatztrend: steigend


Gattung Alopochen

Den Halbgänsen (Tadorninae) werden Arten zugeordnet, die „nicht recht Gans und nicht recht Ente sind“. Es werden aber auch Vertreter zu den Halbgänsen gezählt, die eindeutig entenartig sind. Jagdlich interessant ist hierbei die ganzjährig geschützte Brandente (oder Brandgans), die von der Größe und dem Erscheinungsbild aber eher den Enten zuzuordnen ist und nicht mit Gänsen verwechselt werden kann, sowie die Nilgans, die im Folgenden vorgestellt wird.

Nilgans (Alopochen aegyptiacus)

Fotos: Michael Breuer

Die einzige Vertreterin der Gattung Alopochen stammt ursprünglich aus Afrika. Sie bildete aus verwilderten „Flüchtlingen“ und durch Aussetzungen nach und nach regionale Brutpopulationen, die sich zügig ausbreiteten. Sie wirkt insgesamt bräunlich „bunt“ und hat einen grünen Spiegel . Ein typisches Merkmal adulter Individuen ist der dunkle Augenfleck im hellen Kopf- und Halsgefieder („Matschauge“) . Besonders auffallend sind die weißen Vorderflügel , die die Nilgans im Flugbild unverwechselbar machen.

Kopf-Rumpf-Länge: 58 bis 73 cm
Gewicht: 1,5 bis 2,5 kg
Spannweite: 135 bis 155 cm
Besatztrend: expansive Ausbreitung, deutlich steigend

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