Getroffen? Der Schuss ist draußen, das Wild ist weg und der Schütze inmitten eines Wechselbades der Gefühle. Doch es gibt eindeutige Hinweise für Erfolg und Misserfolg, wie Wolfram Osgyan aus jahrzehntelanger Praxis weiß.
vernehmbar, aber an der Hörgrenze.
und das Sehfeld des Zielfernrohres groß genug, lassen sich Bewegungen des Wildkörpers, das Zeichnen, im Schuss erkennen. Mal zuckt oder ruckt das getroffene Stück nur kurz, um dann zu flüchten, mal
steilt es mit den Vorderläufen auf beziehungs weise keilt mit den Hinterläufen aus oder hebt mit allen Vieren ab. Bis zu einem gewissen Grad lassen sich daraus Rückschlüsse ziehen. Unsere Altvorderen
fassten sie sogar zu Lehrmeinungen zusammen, die heute noch als gültig gelten. So lesen wir in Raesfelds „Das Rehwild“: „Viele Schützen können das Zeichnen nicht beobachten; sie sehen eben nicht, wie der ruhige Schütze es tun soll, kaltblütig durch das Feuer, sondern sie mucken, kneifen im Augenblick des Schusses die Augen zu. … Diesen Schützen entgeht dann das Zurückklappen der Lauscher, das jeden Treffer eines schnellfliegenden Geschosses begleitet. Ihnen entgehen auch viele andere Zeichen, die infolge unserer modernen Büchsen mit ihren starken Ladungen und kleinkalibrigen Geschossen wohl manche Abwandlung erfahren, im Großen und Ganzen aber ihre alte Bedeutung beibehalten haben.“ Was die Lauscherbewegung im Schuss angeht, muss ich mich trotz 47 ausgefüllter Jagdjahre und einer Schalenwildstrecke im vierstelligen Bereich in die Schar der Angesprochenen einreihen. Nicht einmal ist mir dieses Phänomen aufgefallen, zumal sich das Auge auf den Zielpunkt konzentriert und weniger
die Extremitäten des Wildkörpers im Blick hat. Letztlich erfasst man doch nur dessen Gesamtbewegung.
Mal, damit auch nicht gerade häufig. Fraglos zeichnet vertraut beschossenes Wild am intensivsten. Doch erlebte ich bei den von mir vorrangig angestrebten Kammertreffern recht unterschiedliches Zeichnen, das möglicherweise auch von der Schussentfernung und der damit verbundenen Auftreffgeschwindigkeit des Geschosses sowie seiner Wucht abhängt. Einen generellen Unterschied zwischen kleinkalibrigen, sehr schnellen Geschossen wie der .22-250 oder einer langsameren, schweren Kugel konnte ich jedoch nicht feststellen. In der Regel heben die Stücke im Schuss ab. Zumeist mit den Vorderläufen, um dann sofort in rasende Flucht überzugehen. Hohe, steile Fluchtsprünge wiederum konnte ich nur in wenigen Ausnahmefällen beobachten. Doch erlebte ich, wenngleich seltener, Bocksprünge mit allen Vieren gefolgt von rascher Flucht, Vorderhandüberschlag ohne Flucht und Salto rückwärts mit gleichem Ergebnis. Die vergleichsweise seltenen Fälle von ruckartigen Fluchtsprüngen mit eigentümlich steif gehaltenem Lauf fußten immer auf einem einseitigen Treffer der Blattschaufel.
für eine zweite Kugel. Diese sollte dann auch unbedingt genützt werden. Krummer Rücken mit Ausschlagen der Hinterläufe weist auf einen Waidwund treffer hin. Vorsicht jedoch bei blitzartigem Zusammenbrechen im Schuss. Nachladen und Draufbleiben heißt hier die Devise. Fangen die Stücke nach einer kurzen Phase der Ruhe heftig zu schlegeln an, zieht sich der Wildkörper ruckartig zusammen, um wieder auseinanderzuschnellen, heben sich Haupt und Träger, dann haben wir es mit höchster Wahrscheinlichkeit mit einem Krellschuss zu tun. Hier mit der schnellen zweiten, hoffentlich tödlichen
Kugel zu zögern, wäre fatal. Taumelt das Stück wieder auf die Läufe, wird es im Nu schnell und entschwindet meist auf Nimmerwiedersehen. Dass das Abschnellen mit allen Vieren im Schuss nicht automatisch den Treffer indiziert, musste ich einmal bei einem Gamsbock erleben. Wie die Inspektion des Anschusses ergab, war er glatt unterschossen. Ein anderes Mal duckte sich ein Stück Scharwild im Schuss weg, weil die Kugel knapp drüberpfiff. In beiden Fällen lieferte jedoch das Verhalten unmittelbar nach dem Schuss wertvolle Fingerzeige. Vom Pansentreffer einmal abgesehen, ergreift getroffenes Wild in aller Regel sofort mit hoher Geschwindigkeit die Flucht, in Gesellschaft noch vor den Artgenossen, während es sich bei Fehlschüssen oft genug umgekehrt verhält. Aufwerfen nach dem Schuss wiederum, verhaltene Fluchtsprünge mit Verhoffen oder Wegtrollen nach der Schussabgabe lassen ebenfalls auf gesundes Wild schließen. Bleibt hingegen ein beschossenes Stück auf der Flucht hinter
seinen Artgenossen deutlich zurück oder sondert sich gar ab, dann hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kugel. Schwarzwild signalisiert das häufig durch hängenden Pürzel. Cerviden wiederum
reagieren durch gespreizten Spiegel beziehungsweise abstehenden Wedel. Auch bei Boviden wie Stein- oder Gamswild sind zittrige Wedelbewegungen nach Erhalt der Kugel zu erkennen.
das Produzieren von mehr als zwei Anschüssen. Wohl dem, der bei der Schussabgabe den Kugelschlag vernimmt und die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann. Trifft nämlich die Kugel auf ein Objekt, so erzeugt der Aufschlag immer ein mehr oder minder starkes Geräusch. Dessen Klangfarbe hängt wesentlich von der Konsistenz des Zielmediums ab. Stark wasserhaltige, zudem voluminöse Körper
erzeugen einen dumpfen, weit tragenden Klang, bei Holz und Knochen klingt der Ton hart und hell. Treffer bei Wild ziehen also immer einen Kugelschlag nach sich.
Je mehr Zeit zwischen Mündungsknall und dem Widerhall der auftreffenden Kugel verstreicht, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, ihn zu hören. Weil bei zunehmender Dämmerung das Augenwesen „Mensch“ immer weniger erkennt, stützt sich das Gehirn vorrangig auf andere Sinne. Mit einem Mal nehmen wir vorhandene Geräusche viel intensiver wahr. Auch den Kugelschlag. Ab einem bestimmten
Dämmerungsgrad liefert er allein Informationen über Treffer oder Fehlschuss. Das Problem freilich besteht darin, dass ihn viele Jäger nicht hören, weil ihr Gehirn nicht gelernt hat, ihn aus anderen Geräuschen herauszufiltern beziehungsweise sich darauf zu konzentrieren. Ich hatte schon eine gute dreistellige Zahl an Schalenwild erlegt, bevor bei einem Pansenschuss der Groschen fiel. Seither vernehme ich bewusst die „Klangkörper“ und ihre Töne. Dumpf und deutlich bei Leber- Pansen-Treffern, leiser und hell bei Knochentreffern und eher klatschend bei solchen im Kammerbereich. Wer allerdings mit Gehörschutz schießt, unterdrückt selbstredend diese Informationsquelle. Die Schussabgabe aus geschlossenen Kanzeln wirkt diesbezüglich ebenfalls kontraproduktiv, weil deren Wände
den Schall zurückwerfen und die Ohren mehr vertauben als das bei offenen Leitern der Fall ist. Weil aber auch Baumstämme, nasses Erdreich, Apfeltresterhaufen, Rüben und gepresste Strohballen als Resonanzkörper fungieren, kann es im Einzelfall auch zu Fehlinterpretationen kommen. Bei annähernder Windstille lässt sich übrigens der Kugelschlag recht verlässlich ab circa 80 Meter Entfernung und
mehr vernehmen, auf die halbe Distanz dagegen nur ausnahmsweise.
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der WILD UND HUND zur Verfügung gestellt