Gewitter überm Hochsitz

Wer auf dem Ansitz beim Gewitter ausharrt, schwebt in Lebensgefahr. Wie kann sich der Jäger schützen? Blitzableiter auf dem Kanzeldach, unter Bäume stellen oder hilft doch nur die Flucht ins Auto?

Gewitter
Foto: Blickwinkel/G. Hoethel
Armin Liese
Durch Blitzschlag ist im Juli ein Jäger im Bezirk Landeck ums Leben gekommen. Die Leiche des 42-Jährigen wurde bei einer Suchaktion auf einem Hochsitz entdeckt. Am Hochsitz wurden Spuren eines Blitzeinschlages festgestellt. An der Leiche fanden sich am rechten Halsbereich, auf der Brust und am rechten Oberschenkel deutliche Blitzmarken sowie Verschmorungen an der Bekleidung. Als Todesursache stellte ein Arzt Herzstillstand durch Blitzschlag fest. So steht es in einer Pressemeldung des ORF aus 2008: Der Mann hat seine Unvernunft mit dem Leben bezahlt.

Ansitzgedanken
Das Wetter wird schon halten, denkt sich manch ein Jäger, der an einem heißen Sommertag zur Blattzeit abends noch jagen will. Aber manchmal kommt es anders als erhofft. Die Luft wird immer feuchter und schwüler. Haufenwolken, die wie Zuckerwatte oder Blumenkohl am Himmel wachsen, sind klare Zeichen für ein drohendes Gewitter. Auffrischender, drehender Wind bedeutet eine weitere Warnung. Die spürbare Spannung entlädt sich schließlich mit Regengüssen, Blitz und Donner. Oft geht es weit entfernt mit Wetterleuchten los. Zieht das Gewitter näher, wird das Donnergrollen unüberhörbar. Sobald es blitzt, zählen Sie mit! Hat es 10 Sekunden nach dem Blitz noch nicht gedonnert, ist alles im grünen Bereich. Donnert es bereits 5 Sekunden nach dem Blitz, droht Gefahr. Runter vom Sitz, sonst kann es wie in Österreich ausgehen! Physik für Jäger Für alle, die genau wissen wollen, wann die Flucht sinnvoll ist, hier die Erklärung: Das Licht des Blitzes bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit, das sind etwa 300 000 Kilometer pro Sekunde. Das Donnern nur mit Schallgeschwindigkeit, das sind 330 Meter in jeder Sekunde. Licht ist somit 900 000 mal schneller als der Schall. Das ist die Verzögerung zwischen Blitz sehen und Donner hören. Für uns ist dieses Phänomen ein geeignetes Hilfsmittel, um die drohende Gefahr einzuschätzen. Wer auf der Kanzel ein Gewitter aussitzt, spielt mit seinem Leben. Er ist zwei großen Gefahren ausgesetzt:
1. Bildet er den höchsten Punkt in der Landschaft, kann ihn der Blitz treffen. Kanzeln, die nicht im Wald stehen, sind oftmals gute Blitzfänger.
2. Schlägt der Blitz in unmittelbarer Nähe ein, breitet sich der Strom rasch nach allen Richtungen im Boden aus. Auch diese Elektrizität ist gefährlich!

Sofortmaßnahmen
Ist es zu spät für einen geplanten Rückzug, fünf Tipps, die Sie unbedingt berücksichtigen sollten:
1. Gewehr und andere Gegenstände aus Metall mindestens 5 Meter entfernt ablegen
2. Sofort in die Hocke gehen
3. Füße dicht nebeneinander stellen
4. Beine mit den Armen fest umschlingen
5. Abstand zu Metallzäunen, denn sie sind meist nicht geerdet

Gewitter
Blitzschlag, sogar im geschlossenen
Bestand. Bäume sind kein Schutz bei Unwetter!
Foto: Blickwinkel/allOver
Diese Kauerstellung verringert die Gefahr der Schrittspannung. Dabei fließt Blitzstrom aus dem Boden durch den Körper. Noch gefährlicher leben Vierbeiner, die im Spannungstrichter stehen. Das ist der Grund für den häufigen Tod von Vieh auf der Weide. Wer unbedingt sitzen bleiben will, kann den Hochsitz mit einem Blitzschutz ausstatten. Eine dicke Kupferleitung, die deutlich über dem Dach beginnen muss und tief in den Boden eingegraben wird, kann schützen. Genügend Abstand zur Sitzbank ist wichtig, sonst springt der Strom über. Theoretisch ist so alles sicher, aber wer will schon auf einem Hochsitz ausharren, in den ein Blitz einschlägt? Der einzig wirklich sichere Ort im Revier ist das Auto – normalerweise in Reichweite des Jägers. Durch das Prinzip des Faradaykäfigs verteilt sich der Strom auf der Oberfläche der Karosserie. Elektronen können nicht nach innen wandern. Verlassen Sie unter keinen Umständen das sichere Auto, solange die Zeit zwischen Blitz und Donner unter 5 Sekunden beträgt.

Mythos Schutzbaum
Bäume sind kein Schutz. In keinem Fall! Besonders alleinstehende Bäume und Baumgruppen werden häufig vom Blitz getroffen. Der Ausspruch „Buchen sollst du suchen, Weiden sollst du meiden“ ist ein Märchen. Alle Bäume sind gleich gefährdet. Ein Gewitter ist keine Zeit für waghalsige Experimente. Wenn Sie ein Stück Wild nicht bekommen, weil Sie vernünftig sind und den Hochsitz rechtzeitig verlassen, gibt es Schlimmeres. Frei nach dem Motto: Lieber fünf Minuten feige, als das ganze Leben lang tot.

Folgende Beiträge könnten Dir auch gefallen:

Bernd Pöppelmann

Ein Naturmaler kämpft für Biodiversität – Bernd Pöppelmann

Ein Naturmaler kämpft für Biodiversität  Rezension: Thomas Krumenacker/Dr. Hannes Petrischak (Sielmann Siftung)  `Time Over`ist ein engagiertes, ebenso wissenschaftlich fundiertes wie berührendes Plädoyer für eine Wende im Umgang des Menschen mit der Natur. Wie dringend dieses Anliegen ist, bringt die international

Weiterlesen »

Werde jetzt FRANKONIA Jungjägerin oder Jungjäger

Werde jetzt FRANKONIA Jungjägerin oder Jungjäger und sichere Dir mit uns uns einen verlässlichen Partner an Deiner Seite für Deinen Start in das Jägerleben. Wenn Du gerade in der Jagdschulausbildung bist oder Deinen Jagdschein bereits bestanden hast, dann melde Dich

Weiterlesen »

Hawke Speed Dot – 1×15 Rotpunktvisier

Hawke Speed Dot im Test Der Markt von Rotpunktvisieren bietet eine große Auswahl, die den frisch gebackenen Jungjäger vor die Qual der Wahl stellen. Wir haben für euch die Neuheit aus dem Hause Hawke, das Speed Dot 1×15, in der

Weiterlesen »
Heym Jagdgewehr-Manufaktur

HEYM Jagdgewehr-Manufaktur GmbH

Die Heym Jagdgewehrmanufaktur ist ein renommierter Hersteller von Jagdgewehren. Hier wird noch Wert auf echte Handarbeit gelegt. In der Produktpalette des Herstellers findet Ihr für alle Bedürfnisse das passende Produkt. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von

Weiterlesen »