Es kann hier erworben werden.
Waidgerechtigkeit – So alt wie die Jagd, so alt ist jagdliches Brauchtum .
Seit jeher unterliegt es einem bestรคndigen Wandel. Die Jรคger bestimmen und pflegen ihre
Brรคuche bei der Jagd. Es sind โ oft รถrtlich geprรคgte โ Gewohnheiten und Verhaltensweisen,
die sich bei der Jagd bewรคhren, unserem รคsthetischen Empfinden entsprechen und auf Auรenstehende vielleicht ein wenig ungewohnt, aber nicht abstoรend wirken. Jagdliches Brauchtum steckt voll Leben, es darf in keinem Einzelfall zu leerem Gehabe werden, nie erstarren. Waidgerechtigkeit ist ein hรคufig verwendeter Begriff, heute fรผr viele schon veraltet, abgenutzt und รผberstrapaziert.
Zum einen bestimmt der Beutetrieb sein Handeln, zum anderen aber die Liebe zum Tier. Es ist fast unmรถglich, Auรenstehenden diesen scheinbaren Widerspruch mit Worten zu erklรคren. Der Jรคger muss es vorleben, bei der Jagd unter Beweis stellen. Nicht immer wird dies รผberzeugend gelingen.
Waidgerechtes Handeln bezieht sich primรคr auf das Verhalten des Jรคgers zum Wild. Beide genannten Faktoren bestimmen das Verhalten. Das Verfolgen frei lebender Tiere, mit dem Ziel, sie zu erbeuten, muss ihnen eine Chance des Entkommens einrรคumen, mit vom Jรคger sicher beherrschten Waffen, von gut ausgebildeten Hunden unterstรผtzt werden und den Landesgesetzen entsprechen.
Der Jรคger, von Passion getrieben โ oft auch, seien wir ehrlich, verfรผhrt โ, folgt also dabei nicht ungehemmt seinem angeborenen Beutetrieb. In ihm verlangt seine Tierliebe, seine Ehrfurcht vor allem Leben in der Natur, weit รผber das geschriebene Gesetz hinaus waidgerechtes Handeln.
Der bekannte Jagdhistoriker Kurt Lindner nennt dies den โmoralischen Imperativโ, dem sich der Jรคger mit Selbstdisziplin unterwirft. Lindner schlieรt in dieses Gebot die Verantwortung des Jรคgers gegenรผber seinem jagdverbundenen Mitmenschen und gegenรผber der Umwelt mit ein. Zweifellos gelingt dies in der Stille der Einzeljagd oder alleine mit seinem Hund bei der
Nachsuche am ehesten. Bei Treiberlรคrm am Kopf der Remise mit flinker Flinte ist solches
Besinnen sicher nicht gegeben. Aber โzurรผckfindenโ wird der Jรคger nach einem solchen Jagdtag.
Noch eines fรคllt auf: Schon der blutjunge, wirkliche Jรคger handelt waidgerecht, in allen Lรคndern der Welt, selbst dann, wenn er den Begriff gar nicht kennt. Es steckt eben drin. Jeder von ihnen empfindet es als unwaidmรคnnisch, bei unzureichendem Licht den Finger krumm zu machen, an der regelmรครig und reichlich beschickten Futterstelle Wild zu โerschieรenโ oder die wirklich zu weiten Enten mit der Flinte zu befunken. In Anlehnung an Ortega y Gasset: โJรคger tรถten, um waidmรคnnisch gejagt zu haben, nicht aber, um beutelรผstern auf der Jagd gewesen zu sein.โ
Jรคgersprache und Jagdsignale
Um Ihn Kollegen und Freunden gut zu prรคsentieren, hat er den Hirsch gerecht verbrochen. Jetzt wird auf “Jรคgersprache” gefachsimpelt.
Jรคgersprache
Die Jรคgersprache ist ein altes Kulturgut. Erste Belege datieren aus dem achten Jahrhundert. Sie dient in der Praxis dem schnellen und unmissverstรคndlichen gegenseitigen Verstehen. Von den Anfรคngen bis zur Gegenwart ist der jagdliche Wortschatz auf etwa 13 000 Ausdrรผcke mit zirka 40 000 definierten Bedeutungen angewachsen. Im jagdlichen Alltag verwenden wir nur 2 000 bis 3 000 dieser Fachwรถrter. Wer sich genauer รผber sie informieren will, lese zum Beispiel in Walter Freverts Standardwerk โJagdliches Brauchtum und Jรคgerspracheโ (Kosmos Verlag), das unter anderem ein Verzeichnis aller jagdlicher Ausdrรผcke enthรคlt.
Anblasen! – Ein Vorstehtreiben im Wald ist ohne Jagdsignale nicht denkbar
Jagdsignale
Reinhold Stief unterscheidet drei Gruppen von Jagdsignalen: die Jagdleit-, die Allgemeinen und die Wild- oder Totsignale. Jagdleitsignale sind Verstรคndigungssignale wรคhrend der Jagd, die solistisch geblasen werden. Beispiele sind โDas Ganze, langsam treibenโ oder โHahn in Ruhโ. Allgemeine Signale sind Gruppensignale. Sie erklingen, wenn die Jagdgesellschaft versammelt ist, sei es nach der Jagd, โJagd vorbeiโ, oder vor dem Schรผsseltreiben, โZum Essenโ.
Wild- oder Totsignale sind Fanfaren, die jeweils den einzelnen Wildarten zugeordnet sind. Sie
ertรถnen am erlegten Einzelstรผck vor dem Aufbrechen und Streckelegen. Bei einer Gesellschaftsjagd aber nach dem Streckelegen in der Reihenfolge, in der die Wildarten auf der
Strecke liegen. Das melodische โDamhirsch totโ oder muntere โFuchs totโ sind Beispiele.
Die Noten der gebrรคuchlichen Jagdsignale sind in der Grafik zu sehen.
รblich in der Jagdpraxis ist das โFรผrst-Pless-Horn in Bโ, kurz Plesshorn genannt. Brauchtumsgerecht wird es รผber der rechten Schulter des Blรคsers getragen. Das Mundstรผck zeigt nach vorne unten.
Daneben finden das kleine, handliche Clewingsche Taschenhorn, die groรen Parforcehรถrner
in B und C und der Sauerlรคnder Halbmond Verwendung. Letzteres ist das traditionelle Jagdhorn der westfรคlischen Brackenjรคger und wird links getragen.
jagdliches Brauchtum
Das sind die wichtigsten Jagdsignale. Sie werden vor wรคhrend und nach der Jagd geblasen.
Brรคuche auf und nach der Jagd
Bruchzeichen
Brรผche sind nach traditionellem Verstรคndnis abgebrochene, in der Regel grรผne Zweige bestimmter Baumarten.
Seit den dreiรiger Jahren dieses Jahrhunderts gelten Eiche, Erle, Tanne, Fichte und Kiefer โ auch Latsche und Zirbelkiefer โ als bruchgerechte Holzarten. In weiter zurรผckliegenden
Zeiten war das noch anders. So galt beispielsweise die Rotbuche im 18. Jahrhundert als eine bruchgerechte Baumart. Brรผche dienen der stillen Nachrichtenรผbermittlung zwischen Jรคgern oder haben symbolischen beziehungsweise รคsthetischen Charakter. Etwa von 1600 bis 1848 unterschied sich der waidgerechte Jรคger, in der Regel Berufsjรคger an einem der zahlreichen deutschen oder รถsterreichischen -Fรผrstenhรถfe, vom Nichteingeweihten dadurch, dass er die Bruchzeichen richtig anwenden konnte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben diese stark an Bedeutung verloren. Der Fortschritt der Technik sowie der Niedergang des Berufsjรคgertums lieรen sie vielfach auรer Anwendung kommen.
So werden Haupt-, Folge-, Anschuss- und Wartebruch von Fachleuten nur noch recht selten zur stummen Verstรคndigung benutzt. Dagegen finden Inbesitznahmebruch, Letzter Bissen und Schรผtzenbruch in jagdlicher Praxis noch hรคufig Verwendung.
Inbesitznahmebruch: Dieser Bruch ist ungefรคhr spann- bis unterarmlang, bei Frischling und Kitz zirka 15, bei Hirsch und Keiler etwa 25 Zentimeter. Er wird gestrecktem Schalenwild auf das linke Blatt gelegt. Bei weiblichen Stรผcken zeigt die gewachsene Spitze zum Haupt, bei mรคnnlichen das abgebrochene Ende. Dieser Bruch wird auch als Wild- oder Streckenbruch bezeichnet. Er wird heute รผberwiegend beim Streckelegen verwendet. Aber auch beim ersten Stรผck Schalenwild oder aber beim โdicken Ia-Hirschโ ist er รผblich. Der Revierleiter, der Kitz und Ricke als Nummer 207 und 208 seines Lebens schieรt, wird darauf verzichten.
Letzter Bissen: Der Letzte Bissen wird erlegtem mรคnnlichen Schalenwild, in Bayern und รsterreich auch Auer-, Birk-, Haselhahn sowie Murmeltier in den รser, das Gebrech oder den Schnabel gesteckt. Heute wird der Letzte Bissen meist nicht auf mรคnnliches Wild beschrรคnkt bleiben. Andernfalls mรผssten Jรคger zwischen mรคnnlichen und weiblichen Kรคlbern, Kitzen und Frischlingen trennen, was in der Praxis jedoch nicht geschieht.
Schรผtzenbruch: Diesen Bruch wird demjenigen Jรคger รผberreicht, der Schalenwild gestreckt hat. Dies geschieht รถrtlich auch bei Fuchs, Murmeltier, Auer-, Birk- oder Haselwild. Bei Gesellschaftsjagden macht dies entweder der Jagdherr oder der Jagdleiter beim Verblasen der Strecke. Den Schรผtzenbruch benetzt der Jagdherr oder Jagdleiter mit dem Schweiร des erlegten Stรผckes. Danach รผberreicht er ihn mit Waidmannsheil dem Schรผtzen zumeist auf dem abgenommenen Hut, selten auf dem Waidblatt oder Nicker. Der Erleger nimmt den Bruch, steckt ihn รผblicherweise rechts โ auf seinen Jagdhut. Er dankt mit Waidmannsdank und Hรคndedruck. Nach einer erfolgreichen Nachsuche รผbergibt der Hundefรผhrer โ nicht der eventuell anwesende Jagdherr โ dem Schรผtzen einen mit Schweiร benetzten Schรผtzenbruch. Der Erleger bricht einen Zweig von diesem Bruch ab, um ihn mit Waidmannsdank an den Hundefรผhrer zu reichen.
Der steckt diesen Zweig seinem Hund an die Halsung. Dies ist auch eine bei Hundeprรผfungen รผbliche Auszeichnung des Hundes, wenn er eine Fรคhrte erfolgreich gearbeitet hat. Beim Schรผtzenbruch gilt โ frei nach Walter Bachmann โ โNacht bricht Bruchโ: Schรผtze und Hund tragen mit anderen Worten den Erlegerbruch am nรคchsten Tag nicht mehr. Wenn der Jรคger mag, wird er diesen Bruch so lange hinter das Gehรถrn stopfen, bis er vertrocknet ist. Hauptbruch: Ein Hauptbruch ist ein armlanger, mit dem Jagdmesser beidseitig befegter, also blank gemachter Zweig. Weil die Mittelrinde entfernt ist, โleuchtet sein Holzโ. Deshalb ist er auf den Boden gesteckt oder aber aufgehรคngt schon von weitem sichtbar. Und so soll es ja auch sein. Wir verwenden ihn, den auffรคlligen Bruch, hรคufig in Verbindung mit anderen Brรผchen, damit ein Warte- oder ein Folgebruch nicht รผbersehen wird. Ein Hauptbruch bedeutet fรผr uns immer: โAchtung! Hier ist was losโ.
Folge- oder Leitbruch: Dieser Bruch sagt uns: โFolge bitte der gewachsenen Spitze!โ Er ist halbarmlang und mรถglichst ebenfalls beidseitig befegt, um ihn von Zweigen zu unterscheiden, welche abgebrochen sind und zufรคllig auf dem Waldboden liegen. Folgebrรผche werden so ausgelegt, dass der Jรคger, der ihnen nachgeht, dabei keine Probleme bekommt. Also ist der Abstand zwischen ihnen auf Wegen weit, im Gelรคnde dagegen recht eng.
Anschussbruch: Unerlรคsslich ist es, den Anschuss beschossenen Wildes zu kennzeichnen. Das geschieht mit Hilfe des Anschussbruches. Senkrecht in die Erde gesteckt, kennzeichnet er die Stelle des Anschusses. Das genรผgt bei Hase, Fuchs oder Fasanenhahn, die an dieser Stelle vielleicht Wolle oder Federchen gelassen haben. Hier wird der Hund geschnallt, sobald das zeitlich mรถglich ist. Beim Schalenwild wird der Anschussbruch durch den Fรคhrtenbruch ergรคnzt. Er ist spannlang, als einziger Bruch mit dem Nicker angespitzt und ebenfalls unbefegt. Er liegt in der Richtung aus, in welche das beschossene Stรผck floh. Bei einem weiblichen Stรผck wird das gewachsene Ende in die Fluchtrichtung gelegt, bei einem mรคnnlichen Stรผck das angespitzte. Damit wir das unterscheiden kรถnnen, wird der Fรคhrtenbruch geรคftert, das heiรt hinter ihm befindet sich ein kleiner Querbruch. Ist die Fluchtrichtung unbekannt, wird der Fรคhrtenbruch doppelt geรคftert. In der Regel sind Brรผche auf dem Waldboden nur schlecht auszumachen. Deshalb hat es sich insbesondere auf Drรผck- oder Ansitzdrรผckjagden eingebรผrgert, dass der Anschuss mittels gelber oder rot-weiรer Signalbรคnder markiert wird. Der eine empfindet dies als grausam stillos, ein anderer hรคlt es fรผr praktisch. In unรผbersichtlichem Gelรคnde sind sie jedoch sicher zulรคssig und zweckmรครig.
Wรคhrend der Nachsuchenfรผhrer frรผher einen Packen Brรผche dabei hatte, um den Fรคhrten –
verlauf zu kennzeichnen, nutzen erfahrene Schweiรhundfรผhrer heute immer รถfter Watteflocken oder farblich auffallendes Papier. Auf diese Weise wird sichtbar markiert. Aber es bleibt beispielsweise offen, wohin die Richtung beim รberschneiden, also beim Kreuzen der eigenen Fรคhrte, geht.
Wartebruch: Nach der Frรผhpirsch zum Beispiel bildet der Wartebruch eine prima Information an den zweiten Jรคger. Er besteht aus zwei gekreuzt รผbereinander gelegten, armlangen Brรผchen und fordert zum Warten auf. Hat der zweite Jรคger das Warten nach einiger Zeit aufgegeben, entfernt er die unteren Zweige bis zu zwei Drittel. Die gewachsene Spitze lรคsst er eng zusammengelegt in die Abmarschrichtung zeigen. Drei nebeneinander liegende Wartebrรผche bezeichnen einen Sammelplatz. Dieser Sammelplatzbruch ist etwa zwischen zwei Treiben sinnvoll, damit sich hier alle Jรคgersleutโ zusammenfinden.
Brรผche dienen der stummen Verstรคndigung zwischen Jรคgern. Manche sind derzeit “aus der Mode gekommen”. Warum eigentlich? Sonst handeln wir doch auch mรถglichst naturnah.
Schmuckbrรผche: Bei den Schmuckbrรผchen handelt es sich um Eichen-, Fichten- oder Tannengrรผn, welches wir zum Schรผsseltreiben oder anderen geselligen Anlรคssen benutzen,
um etwas zu dekorieren. Auch das zur Strecke gelegte Wild liegt auf Schmuckbrรผchen oder ist von solchen umrahmt.
Ein guter Bock. Mit Letztem Bissen und Inbesitznahmebruch ist er gerecht gestreckt. Unter
krรคftigem Lautgeben bewacht der Teckel โseinen Bockโ vor Fremden: โZutritt erlaubt,
anfassen verboten!โ
Ist eine Jagd beendet, wird das erlegte Wild gerecht gestreckt, wir legen Strecke. Ein einzelnes Stรผck Schalenwild, etwa ein Bock, der wรคhrend der Blattzeit erlegt wurde, wird auf die rechte Seite โ Herzseite nach oben โgebettet. Bei mรคnnlichem Schalenwild stellt mancher Jรคger das Haupt mit Hilfe eines Astes aufrecht, damit die Trophรคe besser sichtbar ist.
Das Stรผck erhรคlt zudem den Letzten Bissen. Der Inbesitznahmebruch wird bei auf der Einzeljagd erlegtem Schalenwild heute nur noch selten benutzt. Gelegentlich wird er noch verwendet, wenn das Stรผck abholbereit im Wald oder aber auf dem Hof beziehungsweise
Rasen liegt, wenn es noch einmal zum โBeguckenโ gestreckt ist. In der Jagdpraxis verbrechen oder verblasen nur sehr wenige Waidmรคnner weibliches Schalenwild, wenn es etwa nach einer Pirsch oder vom Hochstand aus erlegt wurde.
Ein auf der Einzeljagd erlegtes Stรผck wird erst verblasen und dann aufgebrochen โ frei nach dem Motto: โIch habโs und freue mich darรผber, und nun an die Arbeitโ. So ist es Brauch. Immer aber bleibt dabei zu beachten: Die fleischhygienerechtlichen Bestimmungen verlangen beim Aufbrechen ein โSo-schnell-wie-mรถglichโ! Nach Gesellschaftsjagden wird das gestreckte Wild in Reihen auf Schmuckbrรผchen oder โTannengrรผnโ ausgelegt. Bevor wir Strecke legen, ist jedes Stรผck Wild natรผrlich fachgerecht versorgt worden: Schalenwild ist einwandfrei aufgebrochen.
Aus wildbrethygienischen Grรผnden wird der Platz, auf dem Strecke gelegt wird, trocken
und sauber sein.
So werden Hochwild und Niederwild brauchtumsgerecht zur Strecke gelegt.
jagdliches Brauchtum
Das Wild liegt einheitlich, auf der rechten Seite sowie mit dem Haupt beziehungsweise Kopf
in Richtung des Jagdherrn. Jedes zehnte Stรผck Wild ist eine halbe Wildlรคnge vorgezogen.
Schalenwildstrecke: Bei einer Schalenwildstrecke mit Fรผchsen gehen wir wie folgt vor: Zunรคchst verbrechen wir nur das Schalenwild traditionell gerecht, mit Inbesitznahmebruch und Letztem Bissen. Dann werden โwenn erlegt โ Rot-, Dam-, Muffel-, schlieรlich Schwarz- und Rehwild aufgereiht. Den Abschluss beziehungsweise den rechten Flรผgel bilden Fรผchse. Beim Schalenwild liegt das stรคrkste Stรผck als erstes Stรผck am rechten Flรผgel, mรคnnliche vor weiblichen. Wegen ihrer Stรคrke sind Alttiere, Schafe, Geiรen oder Ricken vor Kรคlbern, Lรคmmern oder Kitzen platziert. Falls eine Strecke nicht sehr hoch ausgefallen ist, wird die Trennung nach Geschlechtern und/oder Alter unterbleiben.
Bei Hasen gilt: Der erste Hase โhat den Rรผcken freiโ. Schon der zweite Mรผmmelmann
auf der Strecke liegt mit seinem Rรผcken innerhalb der Lรคufe des ersten Hasen (siehe Zeichnung rechts).
Niederwildstrecke: Hier liegen Fรผchse โ wenn kein Rehwild gestreckt wurde โ mit hochgebogener Lunte zuvorderst. Es folgen Hasen, Kaninchen, Fasanen und รผbriges Flugwild – soweit mรถglich der Grรถรe nach geordnet. Um das Bild bunter zu machen, kรถnnen wir zum
Beispiel Erpel und Enten einander abwechselnd in eine Reihe legen. Raubwild liegt in der Reihe der Fรผchse. Bei groรen Strecken werden wir nicht mehr als einhundert Stรผck Wild in eine Reihe legen. Eine dรผnne Schnur kann helfen, um derart gewaltige Strecken ganz exakt auszurichten.
Entscheidend beim Streckelegen ist, dass dies รผbersichtlich und ordentlich geschieht. Die
Achtung vor dem erlegten Wild muss erkennbar sein. Wenn ein Jagdherr die โEckenโ der
Strecke durch Zweige mit roten Beeren dekoriert, ist das nicht รผblich, gleichwohl in Ordnung.
Aufstellung: Jagdherr und Schรผtzen stehen traditionell vor der Strecke, die Jagdhornblรคser
hinter der Strecke. Hinter den Blรคsern befinden sich die Treiber.
Hundefรผhrer mit Hunden stehen brauchtumsgerecht am linken Flรผgel hinter der Strecke, sofern sie keine Schรผtzen sind. Heute zรคhlen die Hundefรผhrer allerdings durchweg zu den Jรคgern. Zudem lassen viele von ihnen ihre Hunde nach harter Arbeit bei Nรคsse und Kรคlte gerne schon im warmen sowie trockenen Auto und ersparen ihnen die Zeremonie. Erfolgt das Streckelegen bei einsetzender Dรคmmerung erhรถhen brennende Fackeln oder Kienfeuer den Reiz dieses Brauches. Es verstรถรt gegen alten Brauch, รผber zur Strecke gelegtes Wild zu steigen oder zu springen. Beim Verblasen der Strecke finden sich die Schรผtzen in voller Ausrรผstung ein, also mit entladener, gebrochener Waffe.
Streckenmeldung: Haben alle Jagdteilnehmer ihre Plรคtze eingenommen, gibt der Jagdherr das Gesamtergebnis der Strecke bekannt. War der Jagdherr nicht selber Jagdleiter, kann der Jagdleiter ihm die Strecke auch melden. Das Strecke melden mutet heute allerdings etwas altertรผmlich an. Viel passender sind Worte wie: โWir haben erlegt: …โ Verblasen und Bruchรผbergabe: Nachdem die Strecke verkรผndet worden ist, wird sie in der Reihenfolge verblasen, in der die Wildarten zur Strecke gelegt worden sind, also erstes Signal gleich erste Reihe. Zunรคchst ertรถnt das erste Totsignal. Ist Schalenwild gefallen, รผberreicht der Jagdleiter zum Beispiel die Brรผche fรผr das Rotwild. Dann lรคsst er das Schwarzwild verblasen und รผberreicht wieder die entsprechenden Brรผche. Beim รberreichen von Schรผtzenbrรผchen gilt folgende Regel: Selbst wenn ein Jรคger mehrere Stรผcke Schalenwild geschossen hat, erhรคlt er nur einen Bruch. Ein โWaldโ am Jรคgerhut ist unschรถn. Er wirkt protzig. Nach sรคmtlichen Totsignalen bedankt sich der Jagdherr bei Schรผtzen, Hundefรผhrern, Blรคsern sowie Treibern. Schlieรlich lรคsst der Jagdherr โJagd vorbeiโ und โHalaliโ blasen. Dann wird die Strecke hygienegerecht versorgt. Das Motto lautet jetzt: Schnell und luftig in die Wildkammer.
So stattlich ist die Zahl der Blรคser nicht oft. Brauchtumsgerecht verblasen Sie die Strecke.
Weitere Brรคuche nach dem Schuss – jagdliches Brauchtum
Nach dem Schuss beziehungsweise abseits des eigentlichen Jagdgeschehens sind neben einzelnen Bruchzeichen und dem Streckelegen sind weitere Brรคuche unter Jรคgern รผblich. Dazu zรคhlen Jรคgerrecht und Jagdkรถnig, Jagdgericht, Jรคgerschlag, Totenwacht und Hubertusgottesdienste. Das Aufbrechen und Zerwirken, das Aufsetzen von Rehkrone oder Gamskrucke rechnet man traditionell ebenfalls zum jagdlichen Brauchtum. Dies wird in einem eigenen Kapitel behandelt.
Jรคgerrecht
Das Groรe Jรคgerrecht war einst die an den Jรคgerhรถfen รผbliche Naturalentlohnung der Berufsjรคger. Heute kennen wir im jagdlichen Alltag nur noch das Kleine Jรคgerrecht (siehe Kasten). Das Kleine Jรคgerrecht steht grundsรคtzlich dem Erleger zu. Bricht er allerdings das Stรผck nicht selber auf, fallen Pansen, Gerรคusch und der mit den Fingern abpflรผckbare Feist dem Aufbrechenden zu. Muss aus hygienerechtlichen Grรผnden eine Fleischbeschau erfolgen, verbleiben alle Innereien jedoch beim Stรผck. Wer aber gilt als Erleger und wem steht damit das Kleine Jรคgerrecht zu, wenn zwei Kugeln ein Rotkalb oder einen รberlรคufer zur Strecke brachten? Fielen die Schรผsse ร tempo, also gleichzeitig, gilt der Jรคger als Erleger, dessen Kugel besser sitzt. Maรstab hierbei ist die Zehn auf der jeweiligen DJV-Scheibe, die wir vom Schieรstand her kennen. Sonst gehรถrt das Kleine Jรคgerrecht demjenigen, der die erste Kugel erfolgreich platzierte. Dies allerdings unter der Voraussetzung, dass der รberlรคufer oder das Rotkalb unter den zeitlich-รถrtlichen Gegebenheiten erfahrungsgemรคร zur Strecke gekommen wรคre. Rouliert ein Kanin nach zwei zeitgleichen Schrotschรผssen, werden sich die Schรผtzen untereinander einigen. Das verlangt jagdlichen Anstand. Schussneid spielt dabei hoffentlich keine Rolle. Der Gentleman gรถnnt dem Jagdfreund das Kanin. Im รbrigen gilt bei Niederwildjagden: Schrotschuss gleich Totschuss. Also wird der Jรคger zum Erleger, dessen Schuss das Stรผck Wild verenden lรคsst. Nur wenn der heranhoppelnde, schwerkranke Hase lediglich einen erlรถsenden, raschen Fangschuss benรถtigt, werden wir diesen Hasen nicht fรผr uns verbuchen.
Das kleine Jรคgerrecht
Das Gerรคusch
> Herz
> Lunge
> Leber
> Milz
> Nieren
Sonstiges
> Feist (soweit mit den Fingern ablรถsbar)
> Trophรคe
> Lecker
> Hirn (nach Abschlagen der Trophรคe
freigelegt)
> Pansen (Hundefutter)
Das Kleine Jรคgerrecht steht grundsรคtzlich dem Erleger zu. Bricht jemand anderes auf, gehรถren Pansen, Gerรคusch und das abpflรผckbare Weiรe dem Aufbrechenden.
Wer ist Erleger
Einige Jagdleiter vertreten im Falle des Kugelschusses eine andere Auffassung als die herkรถmmliche und sprechen wie beim Schrotschuss auch demjenigen Jรคger ein Stรผck Wild zu, der das Stรผck wirklich tรถdlich traf. Erhรคlt also ein Stรผck Schalenwild von Schรผtze A einen Waidwund- oder Keulendurchschuss โ mit dem es vor einem erfahrenen Schweiรhund aller Wahrscheinlichkeit nach zur Strecke gekommen wรคre โ und wird es dann von Schรผtze B mit einem Blattschuss zur Strecke gebracht, bekommt Letzterer den Bruch. Eine durchaus vertretbare Einzelregelung:Hat doch Schรผtze B dem Wild lรคnger anhaltende Schmerzen erspart und eine krรคftezehrende Nachsuche รผberflรผssig gemacht.
Mancher Jรคger lรคsst sich am gestreckten Stรผck in aller Stille gern noch einmal das Erlebte durch den Kopf gehen โ er hรคlt Totenwacht. Aber bitte erst nach dem Aufbrechen!
Jagdkรถnig, Jagdgericht und Totenwacht – jagdliches Brauchtum
Mancherorts wird nach einer Gesellschaftsjagd derjenige Jรคger zum Jagdkรถnig ernannt, der die zahlen- oder wertmรครig hรถchste Strecke erzielt hat. Guter Stil will es, dass ein Jรคger keinesfalls Jagdkรถnig werden kann, wenn er ein nicht freigegebenes Stรผck geschossen hat. Je nach Schwere der Missachtung fรผhrt das bei manchen Jagdleitern sogar dazu, dass er diesem Schรผtzen bei Versendung der Einladungen im nรคchsten Jahr eine Denkpause verordnet โฆ Dem Jagdkรถnig obliegt es, beim Schรผsseltreiben auf die Rede des Jagdleiters oder Revierinhabers zu antworten. Er dankt im Namen aller Gรคste fรผr den Jagdtag, wรผrdigt ihn nochmals aus seiner Sicht und spendiert fรผr sรคmtliche Jagdteilnehmer die eine oder andere โlรผttje Lageโ. Ist kein Jagdkรถnig ernannt, รผbernimmt ein redegewandter, รคlterer Jรคger diese Aufgabe. Jagdgerichte sind selten geworden. Hier werden von einem Laien-โGerichtโ beim Schรผsseltreiben Verstรถรe gegen Jagdregeln oder Brauchtum humorvoll geahndet. Als โStrafenโ folgen beispielsweise das Spendieren von Getrรคnken oder kleine Geldbuรen fรผr die Revierkasse.
Aber Achtung: Wirklich schwerwiegendes Fehlverhaltenโ etwa das Durchziehen durch die Schรผtzenreihe mit geladener Waffe โ erfordert ein ernstes Gesprรคch zwischen dem Jagdleiter und dem Missetรคter. Notfalls wird der Jagdleiter Konsequenzen ziehen, die bei frischer, schwerwiegender Tat bis zum Ausschluss von der Jagd fรผhren kรถnnen.
Hat ein Jรคger wรคhrend der Einzeljagd besonderes Waidmannsheil gehabt, etwa einen uralten Achter gestreckt oder sein erstes Stรผck Schalenwild erlegt, dann wird er das Bedรผrfnis haben, in einer besinnlichen Stunde โ alleine oder in Gesellschaft โ alles nachzuerleben. Dazu gehรถrt natรผrlich ein guter Tropfen. Dem verdankt das โTottrinkenโ seinen Namen.
Mancher Jรคger verharrt gerne noch eine Weile allein am gestreckten Stรผck, nachdem er es aufgebrochen hat. Seine Gedanken werden dem jagdlichen Erleben um dieses Stรผck nachhรคngen, vielleicht aber auch andere, eigene Wege gehen. Diese โTotenwachtโ unterliegt also der freien Entscheidung jedes Einzelnen.
Jรคgerschlag
In den vergangenen Jahrhunderten sind Berufsjรคger nach Abschluss ihrer dreijรคhrigen Lehre von ihrem Lehrprinzen zum Jรคger geschlagen worden. Nach einer feierlichen Ansprache ohrfeigte der Lehrprinz den jungen Berufsjรคger ein letztes Mal. Damals durfte man das noch. Anschlieรend รผberreichte er ihm feierlich den Hirschfรคnger. Nur der fertig ausgebildete Jรคger war berechtigt, ihn zu tragen. Heute wird ein Jungjรคger sinnvollerweise per Handschlag und mit einigen feierlichen Worten stilvoll in den Kreis der Jรคger aufgenommen.
Hubertusmessen
Ein letztes Wort zum Brauchtum: Am 3. November jeden Jahres ist das Fest des Heiligen Hubertus. Er gilt in Deutschland als Schutzpatron der Jรคger und soll sie โ der Legende nach โ vor ungezรผgeltem, zu wildem Jagen bewahren. An diesem Tage werden vielerorts Gesellschaftsjagden, die sogenannten Hubertusjagden, ab -gehalten. Sie fรผhren hรคufig viele รถrtliche Jรคger zusammen.
Regional sind zudem Hubertusgottesdienste รผblich. Sie wurden ursprรผnglich vor grรถรeren Jagden abgehalten. Heute werden sie vielfach von Blรคsergruppen mit eigens komponierten Jagdmessen oder melodischen Jagdsignalen begleitet. Diese Musik beeindruckt nicht nur Jรคger.
Mit Hubertusmessen danken Jรคger dem Schรถpfer. Der melodische Klang von Jagdhรถrnern bildet den Rahmen.
Pfunde-geben muss nicht sein!
Im vorigen Jahrhundert entstand der Brauch, die jungen Jรคger nach bestandener Prรผfung zum Jรคger zu schlagen. Dabei ist unsinnigerweise die veraltete Sitte des Pfunde-Gebens eingeflossen. Das Pfunde-Geben โ mehr oder minder krรคftige Schlรคge auf den Allerwertesten โ war einst eine Strafe fรผr jagdliches Fehlverhalten. รblich war dies vor allem bei den groรen hรถfischen Jagden. Das heutige โPfunde-Gebenโ ist Firlefanz!