Jagende Frauen gibt´s immer mehr – schwangere Jägerinnen damit auch. Aber was tun? Weiter in den Wald trotz Baby-Bauch oder ab sofort das Hobby auf Eis legen? Sophia Lorenzoni
Gynäkologin Maria v. Schöning hat ihre eigene Praxis in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern). Für sie gibt es 4 Faktoren, die Jägerinnen in der Schwangerschaft maßgeblich beachten sollten. Diese sind Lautstärke, Schmauch – vor allem bei Verwendung von bleihaltiger Munition –, Rückstoß und das Bergen von Wild. Da es keine speziellen Studien-Ergebnisse gibt, kann sie nur Empfehlungen geben.
Den Schuss hört das Kind im Mutterleib auf jeden Fall ab der 20. Woche. Inwieweit er wirklich schädlich ist, wurde noch nicht erforscht. Was Studien aber belegen ist, dass dauerhafter Lärm (z. B. bei der Arbeit in einer Fabrik) dem Kind schadet. Bei einmaligen Ereignissen wird davon ausgegangen, dass diese nicht schaden, was bei der Einzeljagd der Fall ist.
Das Einatmen von Schmauch vergleicht v. Schöning mit dem passiven Rauchen einer Zigarette. Das kann zu niedrigem Geburtsgewicht und geringer Körpergröße, Fehlentwicklungen an unterschiedlichen Organen und im schlimmsten Fall zu plötzlichem Kindstod führen. Hier wird jedoch davon ausgegangen, dass die Schwangere dem Rauch dauerhaft ausgesetzt ist. Auf der Jagd ist es 1 Schuss, der sich schnell in der Natur verteilt.
Wie sich der Rückstoß eines Gewehrs im Mutterleib bemerkbar macht, ist unklar. Studien haben jedoch ergeben, dass Sportarten mit harten Stößen oder schnellen Beschleunigungen nicht gut sind.
Beim Thema Wildbergung merkt jede Frau recht schnell, wann Sie das nicht mehr schafft. Spätestens wenn der Bauch so dick ist, dass sie kopfüber ins Wild fällt, wird sie merken, dass es nun genug ist. Abschließend sagt v. Schöning, das Aufbrechen der Stücke sei – solange die üblichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden – nicht gefährlich für das Ungeborene.
„Ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört“
Nach meiner Erfahrung kann jede Jägerin auch während der Schwangerschaft zur Jagd gehen, solange es ihr und ihrem Baby dabei gut geht. Ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört und bin damit sehr gut gefahren.
Um sicher zu gehen, habe ich im Vorfeld alle jagdlichen Aktivitäten genau mit meiner Frauenärztin abgesprochen. So habe ich mich immer wohl gefühlt.
Ich habe zu Beginn der Schwangerschaft noch Nachsuchen gemacht, einiges Wild vom Einzelansitz erlegt und war auch auf Drückjagden aktiv. Dabei sind mir die männlichen Jäger immer sehr rücksichtsvoll begegnet, teilweise auch beeindruckt, vor allem wenn ich Gruppen auf Drückjagden angestellt habe und nach der Jagd alles regeln musste, also Anschüsse markieren, Wild versorgen, den Transport zum Streckenplatz organisieren usw.
Meinem Baby hat es auf der Jagd immer sehr gut gefallen. Wenn es aufregend wurde, war es auch meist hoch aktiv im Bauch.
Trotzdem gibt es Dinge, die ich nicht mehr gemacht habe. Ich habe etwa kein Wild mehr geborgen und auch nicht mehr selbst aufgebrochen. Ich wollte einfach kein Risiko wegen möglicher Infektionen eingehen. Mein Mann war natürlich sofort zur Stelle, wenn die rote Arbeit zu erledigen war. Und auch andere Jäger haben mir auf Drückjagden immer sofort geholfen, ohne dass ich fragen musste. Ich habe keinerlei negative Erfahrungen gemacht.
Auf Schießstand-Besuche habe ich während der Schwangerschaft verzichtet. Die hohe Schusszahl und den Lärm wollte ich dem Baby nicht zumuten.
„Das Kind reagiert darauf, wenn ich eine Spieluhr an den Bauch halte.“
Ich war während der Schwangerschaft eher vorsichtig, was die aktive Jagdausübung angeht. Die Jägerprüfung habe ich abgeschlossen, als ich bereits in der Schwangerschaft war. Ab der 20. Woche habe ich es dann gut sein lassen. Mir ging es hauptsächlich um das Gehör des Kindes, das dann ausgebildet wird. Es reagiert darauf, wenn ich eine Spieluhr an den Bauch halte. Dann hört es sicher auch den Schuss.
„Ich hatte keine andere Wahl …“
Ich bin seit 17 Jahren Jägerin und Mutter von 3 Kindern. Bei den ersten beiden Kindern hatte ich noch die Möglichkeit, mir Gedanken zu machen, was ich jagdlich gesehen noch wie lange mache. Doch beim 3. Kind war ich dann selbst Pächterin und hatte quasi keine große Wahl. Wir sind 3 Pächter und haben das Revier aufgeteilt. Ich bin also für meinen Teil verantwortlich. Wir haben viele Sauen und entsprechend viel Schaden. Im 4. Monat habe ich mein letztes Stück geschossen. Aus dem einfachen Grund, weil ich zu dem Zeitpunkt noch selbstständig bergen und aufbrechen konnte. Wäre
später noch jemand dabei gewesen, hätte ich auch dann noch die Kugel fliegen lassen. Im 7. Monat stand ich noch auf dem Feld und habe Zäune gezogen.