Messerkauf

Ein gut funktionierendes Messer ist für Jäger Pflicht. Sei es zum Aufbrechen bzw. Zerlegen oder für’s Abfangen. Doch „wie viel Messer“ braucht der Jäger wirklich?

Norbert Klups
Das Messer ist für Jäger ein wichtiges Werkzeug und wird im Revier ständig gebraucht. Als Waffe dient es heute nur noch selten, etwa beim Abfangen von angeschweißtem Wild, wenn der Schusswaffengebrauch unmöglich ist. Eingesetzt wird es überwiegend als Schneidwerkzeug für verschiedene Arbeiten.
Der Messermarkt unterteilt sich in 2 große Bereiche: Messer mit feststehender Klinge und Klappmesser. Hier muss die 1. Entscheidung getroffen werden, oder aber es wird eine Kombination aus beiden geführt, was Vorteile haben kann, aber auch mehr kostet. Das Messer mit feststehender Klinge wird dann fürs Grobe genommen und das Klappmesser für die feinen Schneidarbeiten, etwa beim Versorgen von Niederwild.
Messer
Das Jagdmesser wird hauptsächlich
für die Versorgung von erlegtem
Wild eingesetzt
Feststehende Klinge fürs Grobe
Jagdmesser mit feststehender Klinge sind wesentlich robuster und pflegeleichter als Klappmesser. Für schwere Arbeiten sind sie die bessere Wahl. Zum Versorgen des erlegten Wildes ist eine heruntergezogene Klingenspitze, die sogenannte Drop-Point-Form vorteilhaft, denn sie vermindert die Gefahr, beim Öffnen der Bauchdecke Pansen oder Darm zu verletzen. Eine langgezogene Spitze verbessert die Schneidleistung, denn die Länge der Schneide wird vergrößert. Die Klinge sollte aus rostträgem Stahl wie etwa 440 C, ATS 34, ATS 55 oder 154 CM sein, der sich mit normalen Mitteln nachschärfen lässt.
Um mit dem Daumen von oben beim Schneiden Druck auf den Klingenrücken ausüben zu können, darf der Handschutz nicht über den Klingenrücken hinausragen. Ein etwas nach unten gezogener Griff ist komfortabel, da damit beim Schneiden aus dem Handgelenk mehr Druck ausgeübt werden kann. Ein Jagdmesser mit etwa 8—10 Zentimeter Klingenlänge in Drop-Point-Form und einem Griff, der dem Benutzer gut liegt, kommt dem optimalen Jagdmesser schon ziemlich nahe.
Die Klinge sollte nur so lang sein, dass die Spitze mit dem Zeige- oder Mittelfinger abgedeckt werden kann. Die Wahl des Griffmaterials ist weitgehend Geschmacksache, sollte aber auch unter praktischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Hirschhorn ist zwar griffig, aber es springt leicht, mag keine großen Temperaturschwankungen und ist empfindlich gegen starken Druck. Tropische Harthölzer, wie Amboina, Palisander oder Wüsteneisenholz, sind schon wesentlich besser geeignet. Moderne Kunststoffe sind noch praktischer und wesentlich günstiger.
Zu einem Jagdmesser mit feststehender Klinge gehört auch eine gute Scheide. Sie muss die Klinge schützen und das Messer
sicher halten. Sogenannte Köcherscheiden, die einen Teil des Griffes umschließen, sind besonders vorteilhaft.
Alles, was bisher zu Klingenform, Stahlsorten und Griffmaterialien gesagt wurde, trifft auch auf Klappmesser zu. Bei einem jagdlichen Modell sollte man sich auf eine gute, stabile Klinge und eine Säge beschränken. Alles andere ist überflüssig und wird nicht zwingend gebraucht. Eine scharfe Knochensäge ist bei der roten Arbeit vorteilhaft, da sich damit das Schloss ohne Mühe und vor allem ohne übermäßige Beanspruchung der Messerklinge öffnen lässt. Durch die kleine Säge wird auch der Nachteil der gegenüber dem feststehenden Messer geringeren Stabilität etwas ausgeglichen, denn für das Durchtrennen der Schlossnaht, die eine Klinge stark beansprucht, wird ja die Säge eingesetzt. Wer ringelt, kann auch auf die Säge verzichten.
Nachteil eines Klappmessers ist der höhere Reinigungsaufwand. Hier muss der Jäger schon mal ein Wattestäbchen oder einen Pfeifenreiniger benutzen, um den Griffkörper gründlich zu säubern. Ein stabiles Klappmesser mit zusätzlicher Säge kann durchaus als Universalmesser dienen, wenn auf schwere Arbeiten mit seitlcher Klingenbelastung verzichtet wird.

Klappmesser: Teufel im Detail!
Beim Kauf eines Klappmessers sind aber einige Punkte mehr zu beachten, als bei Messern mit fest stehender Klinge, denn hier ist mehr Mechanik in Form des Verriegelungsmechanismus vorhanden. Die Klinge muss auf jeden Fall feststellbar sein. Messer mit einer nicht zu verriegelnden Klinge sind unbrauchbar und gefährlich. Wenn auch die Säge arretiert werden kann, ist das von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig, denn beim Sägen wird ja immer Druck zum Griffkörper hin ausgeübt, und die Gefahr des unbeabsichtigten Einklappens besteht kaum. Verriegelt wird die Klinge über eine kleine Feder, die in die Klingenwurzel eingreift. Dabei gibt es 2 Systeme: Entweder liegt der Entriegelungshebel als Drucktaste oben auf dem Griffrücken als sogenanntes „Back-Lock-System“ oder unten direkt vor der Klinge. Dieses „Liner-Lock“ genannte System wird durch seitlichen Druck mit dem Daumen bedient. Das Liner- Lock-System ist etwas eleganter doch auf die Stabilität hat das keinen Einfluss. Besonderes Augenmerk sollte auch den Federn eines Klappmessers gelten. Rostfreie Federstähle sind spröder und brechen schneller als Federn aus rostendem Stahl. Dafür sind diese pflegeintensiver. Gute Klappmesser sind mit Federn aus rostendem Stahl ausgestattet, die zum Korrosionsschutz vernickelt oder verchromt wurden. Bei der Säge ist unbedingt darauf zu achten, dass der Rücken dünner ist als die Schneide, sonst klemmt sich die Säge fest. Es gibt Modelle, die nur auf Zug und solche, die auf Druck und Zug arbeiten. Dicke Sägeblätter sind zwar äußerst stabil, dafür schneiden sie aber nicht so gut wie dünne Blätter. Die Säge sollte nicht so dick sein, dass sie schon als Raspel arbeitet, aber auch nicht so dünn, dass sie sich von Hand in alle Richtungen biegen lässt. Ein gutes Jagdmesser muss nicht unbedingt teuer sein. Messer mit feststehender Klinge und Kratongriff sind bereits für unter 80 Euro zu haben. Als Gebrauchsmesser für den Revieralltag ist so ein Messer die beste Wahl. Wer mehr Geld ausgeben will, bekommt dafür bei einem industriell hergestellten Messer nur eine hochwertige Aufmachung in Form von polierten Klingen, teurem Griffmaterial und einer aufwendigen Scheide. Klappmesser sind bei gleicher Qualität deutlich teurer. Ein großes, stabiles Klappmesser mit zusätzlicher Säge wird kaum unter 120 Euro zu haben sein. Neben den angesprochenen technischen Kriterien ist immer auch die persönliche Handlage eines Messers wichtig und sollte beim Kauf berücksichtigt werden. Möglichst nicht im Katalog bestellen, sondern im Geschäft ausgiebig probieren, ob der Griff auch in die eigene Hand passt.

Folgende Beiträge könnten Dir auch gefallen:

Wellness für die Jagdhütte

Fassauna für die Jagdhütte Was gibt es schöneres, nach einem kalten und regnerischen Jagdtag im Revier, den Abend in der Sauna ausklingen zu lassen und den Körper wieder aufzuheizen. In den nordischen Ländern, gehört der Saunagang nach der Jagd zum

Weiterlesen »
Bernd Pöppelmann

Ein Naturmaler kämpft für Biodiversität – Bernd Pöppelmann

Ein Naturmaler kämpft für Biodiversität  Rezension: Thomas Krumenacker/Dr. Hannes Petrischak (Sielmann Siftung)  `Time Over`ist ein engagiertes, ebenso wissenschaftlich fundiertes wie berührendes Plädoyer für eine Wende im Umgang des Menschen mit der Natur. Wie dringend dieses Anliegen ist, bringt die international

Weiterlesen »

Werde jetzt FRANKONIA Jungjägerin oder Jungjäger

Werde jetzt FRANKONIA Jungjägerin oder Jungjäger und sichere Dir mit uns uns einen verlässlichen Partner an Deiner Seite für Deinen Start in das Jägerleben. Wenn Du gerade in der Jagdschulausbildung bist oder Deinen Jagdschein bereits bestanden hast, dann melde Dich

Weiterlesen »