Rachendasseln – Leben oder leiden lassen

Rachendasseln
Foto: Claas Nowak

Allein schon der Gedanke an Rachendasseln lรคsst den meisten Jรคgern einen kalten Schauer uฬˆber den Ruฬˆcken laufen. Wie gegen die lรคstigen Tierchen vorgegangen werden sollte, erklรคrt
ein erfahrener Jรคger sowie Tierarzt.

Dr. Thomas Mengel
Befall von Rachendasseln ist mittlerweile in den meisten Regionen Deutschlands eine sehr hรคufig auftretende Krankheit beim Rehwild. Besonders betroffen sind Jรคhrlinge, Schmalrehe und Kitze. Hohe Rehwilddichten und somit niedrige durchschnittliche Wildbret-Gewichte der Stรผcke begรผnstigen den Befall mit Dasseln. Die Larven werden von Juni bis August โ€“ wรคhrend der Schwรคrmzeit โ€“ von der etwa 1,5 Zentimeter groรŸen, hummelartigen, gold-und schwรคrzlich-gefรคrbten Dasselfliege besonders auf unerfahrene, schwache und leicht krรคnkliche Jungtiere รผbertragen. Die Dasselfliege legt im Flug Flรผssigkeitstrรถpfchen, gefรผllt mit frisch geschlรผpften Larven, in die Lรถcher des Windfangs des Rehs ab.
Dieses zeigt oft aus Unerfahrenheit ein zu schwaches Abwehrverhalten gegenรผber den um das Haupt schwรคrmenden Fliegen, so dass die Larven in hoher Anzahl abgelegt werden kรถnnen. Dadurch ergibt sich fรผr das folgende Frรผhjahr bei diesen Stรผcken ein Massenbefall mit Rachendassellarven. Es treten die klassischen Symptome der Schleuderkrankheit auf. Die Nahrungsaufnahme wird gestรถrt und verkรผrzt. Ruhephasen, welche zum Wiederkรคuen notwendig sind, werden ebenfalls verkรผrzt. Dem Jรคger fรคllt beim Ansprechen besonders das dauernde Kopfschรผtteln, Husten und die Unruhe der mit dem Haupt schleudernden erkrankten Stรผcke auf.
Rachendasseln
Da wundert es nicht, dass sich
solche Stuฬˆcke beim Befall
schuฬˆtteln, husten und unruhig sind
Foto: Thomas Dillenberger
MaรŸnahmen
Frรผhzeitiger Abschuss Anfang Mai, vor dem Heranreifen und anschlieรŸenden Aushusten der Larven durch das befallene Stรผck, kann den Entwicklungszyklus unterbrechen. Dies ist eine wichtige HegemaรŸnahme. Denn wurden die Larven erstmal ausgehustet, folgt nach dem Verpuppen und Schlupf schon wieder die nรคchste Generation von Fliegen, die erneut zu Infektionen fรผhrt.
รœbrigens sollten die Hรคupter nach dem Abschlagen/Abschรคrfen erhitzt werden, um die darin enthaltenen Larven abzutรถten, damit auch so die Weiterentwicklung unterbrochen wird.
Im 2. Lebensjahr der Rehe ist die Abwehrlage durch Verbesserung der Konstitution und einer stabilisierten Immunabwehr deutlich besser. Diese mehrjรคhrigen Stรผcke zeigen kaum noch eine Beeintrรคchtigung. Das gilt sowohl fรผr Ricken bei der Aufzucht ihrer Kitze als auch fรผr mehrjรคhrige Bรถcke, trotz durchaus zehrender Territorialkรคmpfe.
Selten kann ein sehr starker Rachendassel-Befall in Kombination mit anderen Infektionen und Parasiten zu schwerer Erkrankung mit Siechtum und in ganz seltenen Fรคllen auch zum Verenden des Rehs fรผhren. Larven, die durch Fehlwanderung in Kehlkopf und Stimmritze gelangen, kรถnnen zu lebensbedrohlicher Atemnot mit Erstickungsanfรคllen fรผhren.

Erich Kaiser

3, vielleicht waren es auch 4 Rehe, musste ich in meiner gesamten Laufbahn als Berufsjรคger wegen starkem Befall von Rachendasseln erlegen. Der Befall war so stark, dass die Rehe kรถrperlich abgekommen waren und Schaum vorm ร„ser hatten. Wenn die Stรผcke aber im Wildbret nicht auffรคllig sind, ist das kein Abschussgrund. Mir ist auch noch nie ein Reh untergekommen, dass offensichtlich an Rachendasseln eingegangen ist.

Foto: PPZV

Dr. Thomas Mengel

Der Fachtierarzt fรผr Kleintiere (Hunde, Katzen, Heimtiere) ist seit 26 Jahren in seiner eigenen Kleintierpraxis tรคtig. Er wuchs in einer Jรคgerfamilie auf und hat bereits 40 Jahresjagdscheine gelรถst. Seit Kindesbeinen an fรผhrte er Teckel, Vorsteh- und Apportierhunde. Zudem ist er Verbandsrichter fรผr Dackel und Vorstehhunde. In Rheinland-Pfalz ist Dr. Mengel Landesobmann fรผr Wildbrethygiene und Marketing. AuรŸerdem Ausbilder und Prรผfer von Jagdscheinanwรคrtern, und das seit รผber 25 Jahren mit dem Schwerpunkt Wildbiologie, -krankheiten und Wildbrethygiene. Zudem ist der Tierarzt Beisitzer in der Jagdkynologischen Vereinigung Rheinland-Pfalz.

Dr. Thomas Mengel
Resรผmee
1. Das Wildbret ist, wenn die Stรผcke keine bedenklichen Merkmale haben, aus wildbrethygienischer Sicht fรผr den Verzehr geeignet.
2. Gezielte frรผhzeitige Entnahme von mit Rachendasseln befallenen Stรผcken mit deutlichen Symptomen der Schleuderkrankheit und geringem Wildbret fรผhrt zur Unterbrechung des Entwicklungszyklus und zum โ€žAusdรผnnenโ€œ der Erkrankung.
3. Anpassen der Rehwilddichte durch starke Eingriffe bei schwachen Stรผcken in der Jugendklasse reduziert die Anfรคlligkeit, da hier die Hauptinfektionsgefahr besteht.
4. Erwachsene Stรผcke mit guter Konstitution erkranken ab dem 2. Lebensjahr kaum noch nennenswert aufgrund guter Abwehrlage.

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