Rehwild ansprechen

Jungjäger auf Jünglinge – Rehwild ansprechen
Viele Jungjäger starten am 1. Mai in ihr aktives Jägerleben. Damit zu Beginn nichts schiefgeht, sollte sich der Neuling auf Jährlinge und Schmalrehe konzentrieren. Anhand einiger Merkmale sind Jünglinge sicher auszumachen.

Der Anfang ist gemacht – das 1. Reh liegt.
Die Art der Bergung ist noch durchaus
verbesserungswürdig
Viele Jungjäger starten am 1. Mai in ihr aktives Jägerleben. Damit zu Beginn nichts schiefgeht,
sollte sich der Neuling auf Jährlinge und Schmalrehe konzentrieren. Anhand einiger Merkmale sind Jünglinge sicher auszumachen.
Rehwild ansprechen
Jungjäger auf Jünglinge
Foto: Karl-Heinz Volkmar
Markus Lück
Rehwild ansprechen, ist schwierig. Auch erfahrene Jäger machen dabei Fehler. Vor allem in der mittleren Altersklasse prahlen gut veranlagte Böcke mit einem starken Gehörn. Da schlägt der ein oder andere Jäger schon mal zu.
Doch beim Herantreten an den gestreckten Jüngling, werden die Lippen schmal, und die Freude an der Beute ist verflogen. Zu Beginn der Jagdzeit konzentrieren sich die meisten Jäger auf Schmalrehe und Jährlinge. Damit fährt auch der Jungjäger gut.
Der Vorteil: Ansprechen ist in der Jugendklasse deutlich einfacher als bei mehrjährigen Stücken. Jährlinge und Schmalrehe sind zu Anfang der Jagdzeit meist mit der Ricke unterwegs. Das ist ein großer Vorteil, denn beim Ansprechen hat der Jäger den Größenvergleich zum erwachsenen Reh.

1-jährige Grazien
1-jährige Stücke sind im Vergleich zu Ricken oder älteren Böcken zierlich. Durch ihr geringeres Wildbretgewicht wirken sie schmächtig. Das Haupt der Jünglinge ist länglich und schmal. Die Form gleicht einem Dreieck. Ältere Stücke haben dagegen klobige, stumpfere Häupter. Durch das filigrane Haupt, wirken die Lichter groß. Wie bei anderen Tierarten auch, bewirken große Lichter ein kindliches Aussehen.
Treten Schmalrehe und Jährlinge im Familienverband aus, tollen sie häufig miteinander rum. Ihr Verhalten ist spielerisch. Durch die Kontaktsuche zu ihren Artgenossen sind Jünglinge oft in Bewegung. Dadurch entsteht stets eine gewisse Unruhe.

Rehwild ansprechen
Rehwild ansprechen
Foto: Sven-Erik Arndt
Jünglinge tragen Rot
Ein weiteres gutes Ansprechmerkmal ist der Zeitpunkt des Verfärbens. „Jung färbt früh und fegt spät“, diesen Spruch hat wohl jeder Jäger in seinem Jagdscheinkurs gehört. Da ist etwas Wahres dran! Jährlinge und Schmalrehe verfärben meist als erste im Jahr. Während die älteren Semester zu Beginn der Jagdzeit noch fahlgrau unterwegs sind, leuchten 1-Jährige zum Teil schon in kräftigem Rot. Meist beginnt der Haarwechsel an Träger und Vorderläufen. Bei den Böcken kommt ein weiteres Indiz für das Alter hinzu – der Zeitpunkt des Verfegens. Die meisten Jährlinge haben am 1. Mai noch nicht verfegt. Auf ihrem zierlichen Haupt tragen sie ein Bastgeweih. Der Kontrast zwischen schmalem Haupt und klobigem Bastgeweih unterstreicht das kindliche Aussehen.
Im Gegensatz zum Fegezeitpunkt ist die Stärke des Gehörns kein sicheres Ansprechmerkmal. Meist schieben Jährlinge zwar ein Knopf-, Spießer- oder Gablergeweih. Gut veranlagte Böcke in äsungsreichen Revieren können aber auch Sechserstangen bringen. Davon sollte sich der Jäger nicht blenden lassen.
Tiefsitzende Rosen, dicker Träger und eine fahlgraue Decke. Ganz klar ein älterer Bock
Foto: Jens Krüger
Langer Stock – junger Bock
Weiteres Indiz für das Alter von Böcken ist die Höhe der Rosenstöcke. Faustregel: Je älter der Bock, desto tiefer sitzen die Stangen auf dem Haupt. Bei uralten Böcken ist kaum noch was vom Rosenstock zu sehen. Die Rosen sitzen auf der Schädeldecke auf.
Nicht nur die Höhe auch die Stellung der Rosenstöcke ändert sich mit zunehmendem Alter. Bei den meisten Jährlingen zeigen die Stangen nach innen (zueinander). Je älter der Bock, desto weiter wanderen die Stangen nach außen. Bei Methusalemen richten sich die Gehörnstangen nach außen. Beim weiblichen Wild gestaltet sich das Ansprechen noch schwieriger. Ausnahme: Schmal-rehe zu Beginn der Jagdzeit. Die 1-jährigen Rehfräuleins fallen wie Jährlingsböcke durch ihr graziles Aussehen auf. Hat der Jäger den Vergleich zu einer alten Tante, gibt es bei Schmalrehen kein Vertun. Vor allem zu Beginn der Jagdzeit Anfang Mai – vor dem Setzen – ist der Unterschied im Gebäude gewaltig. Ricken wirken durch ihre breiten Flanken, Hängebauch und längere graue Winterdecke gewaltig. Nach dem Setzen wird es für den Jäger schwieriger. Ricken, die früh verfärben, wirken dann eher zierlich. Gewissheit bringt dann nur noch ein Blick zwischen die Hinterläufe. Erst wenn eindeutig keine Spinne zu erkennen ist, kann der Jäger zulangen. Insgesamt wird man bei Schmalrehen eher vorsichtiger sein als beim Abschuss von Böcken. Aus wildbiologischer Sicht ist es egal, wenn fälschlicherweise ein älterer Bock fällt. Auch eine Strafe muss der Jäger nicht befürchten – alle Böcke haben Jagdzeit. Bei weiblichem Wild greift dagegen der Muttertierschutz. Erlegt der Jäger eine führende Ricke, macht er sich strafbar. Außerdem begeht er ein Schonzeitvergehen, denn Ricken haben im Mai Schonzeit.
Der schlanke Wildkörper lässt
dieses Schmalreh grazil wirken. Hier fällt die Ansprache leicht
Foto: Dieter Hopfschwieriger

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