Bänderabriss, Schnitt mit der Motorsäge ins Bein oder Absturz von der Kanzelleiter: Der Jäger lebt gefährlich. Die entscheidende Frage: Wie finden mich die Rettungskräfte im Busch?
Armin Liese
Wer im Wald oder Feld jagt und arbeitet, ist einer hohen Unfallgefahr ausgesetzt. Davon sind wir Jäger oftmals betroffen. Für Unfälle sollten wir uns vorbereiten. Tritt ein Notfall ein, darf der Kopf nicht abgeschaltet werden. Wer sich vor dem Unfall Gedanken gemacht hat, ist für den Notfall gut gerüstet. Dumm gelaufen Beim Angehen eines Sitzes ist der Jäger ausgerutscht. Bänderriss am Fußgelenk. Eigentlich nichts Lebensbedrohliches, aber sehr schmerzhaft. Das Fahrzeug ist 500 Meter entfernt, also unerreichbar. Man kann mit seinem Handy, das der Jäger immer am Mann haben
sollte, einen Notruf absetzen. Vorausgesetzt der Unfallort liegt nicht im Funkloch.
Im Regelfall kann die Rettungsleitstelle nichts mit der Ortsangabe anfangen: „Ich liege hier
50 Meter vom Erdsitz entfernt auf dem Pirschpfad zur Wildwiese an der Kirschbaumwiese“ . Und dann dauert es, bis Hilfe vor Ort eintrifft. Klar, wer absolute Sicherheit will, sollte nicht in den Wald gehen und schon gar nicht jagen. Aber einige Gedanken, wie ich Mitmenschen
und mir außerhalb von Ortschaften und öffentlichen Straßen in Notsituationen helfen
kann, sollte man sich machen. Hier einige Fragen, die man sich vor Revierarbeiten, Pirsch
oder Ansitz stellen sollte, damit Hilfe kommen kann:
• Wem teile ich mit, wann ich wo bin?
• Ab wann werde ich vermisst?
• Wer ist ortskundig und kann mich finden und Rettungskräfte einweisen?
• Wo wäre ein möglicher Treffpunkt mit den Rettungskräften?
• Welche Wege sind mit einem Rettungsfahrzeug befahrbar?
• Welchen Weg wähle ich nach Verlassen der öffentlichen Straße, und wer weiß das?
• Wo stelle ich mein Auto ab?
• Habe ich Material dabei, um mich selbst zu versorgen (z.B. starke Blutung) oder vor Unterkühlung zu schützen?
• Habe ich mit meinem Handy Empfang?
• Habe ich eine Signalpfeife dabei?
Erstversorgung Was ist zu tun, wenn ich den Verletzten gefunden habe? Bleiben Sie ruhig und handeln Sie nach folgendem Plan:
1. Sprechen Sie den Verletztenan. Wenn er nicht ansprechbar ist, überprüfen Sie, ob er atmet. Sollte dies nicht der Fall sein, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
2. Ist der Verletzte eingequetscht oder liegt ein Baum auf ihm, schneiden Sie ihn vorsichtig
frei.
3. Klagt der Verletzte über Taubheit in Beinen oder Rückenschmerzen, bewegen Sie ihn so
wenig wie möglich. Die Wirbelsäule könnte verletzt sein. Keine stabile Seitenlage
4. Ist der Verletzte bewusstlos, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage.
5. Stillen Sie starke Blutungen, indem Sie den verletzten Körperteil hochlegen und einen Druckverband anlegen.
Spätestens nach den Sofortmaßnahmen muss der Notruf abgesetzt werden. Dabei möglichst das vorgegebene Schema nutzen (siehe Kasten). Wenn Sie zum vereinbarten Rettungspunkt fahren oder die Rettungskräfte zum Unfallort lotsen, bleiben Sie besonnen. Weisen Sie die Fachleute auf besondere Gefahren hin, wie in anderen Kronen hängengebliebene Bäume. Danach können Sie den Spezialisten die Arbeit überlassen, und bleiben im Hintergrund. Rettungspunkte Ein Treffpunkt mit der Rettungsmannschaft ist entscheidend für das zügige Eintreffen und damit die Zeit bis zur professionellen Hilfe. Größte Unterstützung hierfür sind Rettungspunkte. In einigen Staatsforsten sind weiße Kreuze auf grünem Grund mit
einer Zahl aufgestellt. Sie steht stellvertretend für die Position auf der topografischen Karte oder eine individuelle Codierung. Ein Anbieter für Rettungspunkte hat sich dieser Problematik angenommen. Sollten Sie in Ihrem Revier nicht ausreichend solcher festgelegten „Treffpunkte“ haben, können Sie unter Rettungspunkt sich einen Rettungspunkt kaufen. Grundsätzlich gibt es keine Verpflichtung für die Grundeigentümer,
Rettungspunkte auszuweisen. Die Bezahlung dieser Punkte, genauer gesagt die Festlegung,
Einmessung und Schilderherstellung ist freiwillig. Rund 50 Euro kostet solch ein Punkt. Wird dadurch ein Leben gerettet, ist es eine sinnvolle Investition. Oftmals fehlt das Verantwortungsbewusstsein bei Waldbesitzern, egal ob privater oder kommunaler Forst.
Sind bei Ihnen im Revier keine Rettungspunkte festgelegt, dann fragen Sie sich doch mal, ob es im Notfall Schwierigkeiten gibt. Die Annahme, dass der Rettungswagen innerhalb von 15 Minuten jeden Punkt der Bundesrepublik erreicht, ist falsch. Ein Navi kennt nur Straßen, keine Feld- und Waldwege. Grundsätzlich gilt: Haben Sie bereits vor einem Unfall
im Revier die Rettungskette durchdacht, jagen und arbeiten Sie ruhiger und sicherer.