Schaftmaterial Holz bis Synthetik

Schaftmaterial

Schaftmaterial: Beim Waffenkauf müssen allerlei Dinge beachtet werden. Richtiges Modell, passendes Kaliber, gutes Glas, zuverlässige Montage und zahlreiche andere Dinge. Doch auch das Material des Gewehrschaftes sollte überlegt gewählt werden — es gibt große Unterschiede.

Markus Lück
Jahrzehntelang gab es beim Material für einen Gewehrschaft kein Überlegen: Nussbaum- Wurzelholz. Sämtliche Jagdwaffen wurden mit hölzernen Schäften ausgestattet — vom Repetierer bis zum Drilling. Doch schon seit Längerem tut sich was auf dem Material-Markt. Wie bei zahlreichen anderen Produkten auch, wird Holz mehr und mehr durch synthetische Materialien, sprich Polymere, ersetzt. Auch bei Gewehrschäften ist das so. Noch eine Stufe futuristischer geht es bei Carbon-Schäften zu, die durch geringes Gewicht und extreme Stabilität bestechen. Doch bleiben wir erst einmal beim Holz. Ohne Wenn und Aber: Gut gemaserte Wurzelholzschäfte an edlen Jagdwaffen sind ein echter Hingucker. Kein Holzschaft ist wie der andere, mit jedem hat der Jäger ein Unikat. Ein großer Vorteil von Holzschäften ist, dass sie individuell den Bedürfnissen eines jeden Schützen angepasst werden können. Denn Holz lässt sich im Gegensatz zu Kunststoff oder Carbon immer bearbeiten. Auch bei gebrauchten Waffen besteht so die Möglichkeit, den Schaft für den neuen Besitzer passend zu machen. Doch nicht nur Schaftanpassungen lassen sich so immer wieder realisieren. Auch Ausbesserungen oder Reparaturen sind kein Problem. Ist beispielsweise die Fischhaut am Pistolengriff nach vielen Jahren aktiver Jagd mal abgegriffen und stumpf, lässt sie sich bei einem Holzschaft nachschneiden. Ein großer Unterschied zu anderen Schaftmaterialien! Um möglichst lange etwas vom schönen Schaft zu haben, muss der Jäger den Hölzern Pflege zukommen lassen. Ab und an Einölen ist Pflicht! Ein großer Unterschied zu Kunststoff. Auch bei der Empfindlichkeit gegenüber Druckstellen, Absplitterungen oder Brüchen ist Holz ganz klar im Nachteil. Für Jäger, die oft unter rauen Bedingungen, wie beispielsweise im Gebirge oder bei Drückjagden in Dornen jagen, sind deshalb Kunststoffschäfte empfehlenswert. Ein weiterer Nachteil von Holzschäften ist, dass diese ein Leben lang arbeiten. Verschiedene Außentemperaturen und schwankende Luftfeuchtigkeiten führen zur Verformung des Holzes. Besonders im Bereich des Laufes kann das zu Problemen führen. Denn liegt der Schaft am Lauf an, verändert sich die Treffpunktlage massiv.
Es gibt zwar Kunststoffschäfte,
aber bei Kipplaufwaffen bestehen
die Schäfte meist aus Holz
Holz 2.0
Um diesem Problem der Vollholzschäfte aus dem Weg zu gehen, haben die Schafthersteller auf Schichtholz zurückgegriffen. Dabei werden mehrere Lagen dünnen Holzes in verschiedenen Ausrichtungen miteinander verklebt. So gefertigte Schäfte verziehen sich nicht so leicht wie Vollholzschäfte. Nachteil der verklebten Versionen: Die Oberfläche ist etwas druckempfindlicher als die von Vollholzschäften.

Plastik am Gewehr
Mit Kunststoff- oder auch abwertend Plastikschäften ausgestattete Repetierer liegen in jüngster Zeit voll im Trend. Ein Grund: Sie sind meist wesentlich günstiger als mit Holz geschäftete Waffen. Besonders bei Jagdneulingen ist das ein ausschlaggebender Punkt, denn nach dem Kurs herrscht bei vielen Ebbe im Portemonnaie. Große amerikanische Waffenhersteller, mit gewaltigen Produktionszahlen, bieten teilweise neue Repetierer mit Kunststoffschäften für nur ein paar hundert Euro an. Weiterer Punkt pro Kunststoff: Ist der Schaft mal dreckig, einfach mit einem feuchten Tuch abwischen und fertig. Viel mehr Pflege ist nicht nötig, denn Kunststoff ist unempfindlich. Auch in puncto Präzision kann Kunststoff überzeugen. Im Gegensatz zu Holz verzieht er sich bei unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten nicht. Plötzliche Treffpunktlagenveränderungen bei beispielsweise extrem hohen Termperaturen sind so fast ausgeschlossen. Im Bezug auf die Schaftoberfläche gibt es bei Kunststoff nahezu keine Grenze. Alle erdenklichen Muster und Farben sind darauf möglich — von signalfarben bis Tarnoptik.

Bei Hunde- und Nachsuchenführern
leiden Waffenschäfte häufig durch
Dornen sowie Astwerk
Einen Hauch von Rennsport
Noch einen Tacken extravaganter geht es bei Schäften aus Carbon zu. Das aus der Automobilbranche stammende Material wird ab und an bei Schäften für Präzisiongewehre und Sportwaffen eingesetzt. Es besteht aus unzähligen einzelnen Kohlenstoff-Fasern, die miteinander verbunden werden. Neben einem futuristischen Aussehen sehen bringt Carbon Eigenschaften mit, die die Fähigkeiten von Holz und Plastik toppen. Carbon ist extrem stabil. In Bezug auf  Zugfestigkeit und Steifigkeit übertrifft dieses Material sogar Stahl. Trotz dieser extremen Belastbarkeit ist es aber nicht starr. Kohlenstoff-Fasern können sich dehnen und sind elastisch. Diese Verformbarkeit ist dauerhaft und qualifiziert Carbon als guten Werkstoff für Gewehrschäfte. Sie ist hochinteressant, denn der Rückstoß wird dadurch gemindert. Durch Verformen des Schaftes wird ein Teil der Kräfte absorbiert und die Schulter des Schützen geschont. Trotz dieser ansprechenden Eigenschaften sind Kohlenstofffaser-Schäfte in  Deutschland bei Jagdwaffen nur sehr selten anzutreffen. Neben dem extravaganten Aussehen könnte vor allem der hohe Preis auschlaggebend dafür sein. Alle Materialien haben ohne Zweifel ihre Vor- und Nachteile. Ist alleine der Preis ausschlaggebend, fällt die Wahl ganz klar auf Polymerschäfte. Ist neben den Kosten aber auch das Aussehen und die Haptik entscheidend, ist Holz immer noch eine gute Wahl. Für technikbegeisterte Grünröcke mit gefülltem Portemonnaie dürfte Carbon zumindest einen Blick wert sein.

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