Scharfe Schüsse nur mit Schützer

Foto: Kind Hörgeräte (www.kind.com)

Das menschliche Gehör ist äußerst empfindlich. Ein Knall reicht aus, das Trommelfell dauerhaft zu schädigen. Bis 180 Dezibel (dB) entstehen beim Schuss. Wie kann sich der Jäger schützen, wenn die Verwendung eines Schalldämpfer nicht möglich ist?

Armin Liese
Schützer können Ihr Gehör retten, wenn ein Schuss nahe dem Ohr bricht. Ohne Sicherheitsvorkehrungen ist ein Gehörsturz als Folge möglich. Nicht umsonst sind viele alte
Menschen, vorzugsweise Jäger, schwerhörig. Wenn Sie sich bei Unterhaltungen mit Ihren Enkelkindern nicht anschreien lassen wollen, müssen Sie im Vorfeld umsichtig handeln. Kleine Kinder mit feinem Gehör halten sich beim überflug eines Düsenjägers instinktiv die Ohren zu, und das ist auch gut so!

Gefahr durch Lärm
Während Diskobesuchen, Konzerten und am Flughafen wird der ungefährliche Schalldruckpegel oft überschritten, ohne dass sich die Zuhörer ausreichend schützen. Bei Menschen, die nur selten großen Lärm ertragen, kann man von Unwissenheit ausgehen. Jäger sollten aber Fachleute sein, wenn ihnen der Gehörsinn wichtig ist. Beim Schießen auf dem Stand ist das Tragen eines Schutzes Vorschrift. Auf der Jagd ist dies eher die Ausnahme. Dabei wird die Gefahr meist unterschätzt: Bei einem Schuss kann Impulslärm bis zu einer Belastung von 180 dB entstehen. Das ist mehr als nur gefährlich! Die Gefahr des Schalls steigt nicht linear, sonder logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Zunahme von 140 auf 160 Dezibel wesentlich größer und gefährlicher ist, als die von 90 auf 110.

Deckel auf die Ohren!
Um bei vorhersehbarem großen Lärm das sensible Organ zu schützen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Schallwellen abzuhalten. Egal, wie die Schützer aussehen, sie reduzieren die maximale Lärmbelastung nur um 25 bis 40 dB. Mehr geht nicht. Zur Auswahl stehen Stöpsel, Kapseln und Otoplastiken. Sie unterscheiden sich in Form, Material und Preis. Zum Leistungsvergleich der Produkte ist ein Dämpfungswert angegeben, der die gemittelte Dämpfung über den relevanten Frequenzbereich angibt. Er dient der Orientierung und ist nicht als absolut zu sehen. In der Praxis wird bereits aus Sicherheitsgründen eine Reduktion vom angegebenen Dämpfungswert gemacht. Dieser Abzug beträgt für Stöpsel 9 dB, für Kapseln 5 dB und für Otoplastiken 3 dB.

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Kapselgehörschutz mit elektronischer
Regelung ist praktisch für
Schießstand und Jagd Foto: Armin Liese
Kapselgehörschutz
Besonders bei kurzzeitigem Gebrauch, wie auf einem Schießstand, bietet sich der Kapselgehörschutz an. Er ist schnell auf und abgesetzt. Es handelt sich um geschlossene, kopfhörerähnliche und ohrumschließende Kapseln. Dieses Modell gibt es für kleines Geld als einfache Ausführung, die nur dämpft. Für ein paar Scheine mehr gibt es auch Ausführungen mit elektronischer Regelung. Sie verstärken leise Geräusche und glätten die Lärmspitzen. Bei der pegelabhängigen Dämpfung ist an der Außenseite der Gehörschutzkapsel ein Mikrofon angebaut. Es nimmt die Umgebungsgeräusche auf und leitet sie an einen Verstärker weiter. über einen Lautsprecher im Innern der Kapsel werden die Geräusche wiedergegeben. Der Verstärker arbeitet sehr schnellund reduziert alle Geräusche auf maximal 85 Dezibel. Ein Schussknall wird dadurch deutlich reduziert. Leise Gespräche sind
aber weiterhin möglich. Beim Tragen auf dem Hochsitz kommt ein Vorteil hinzu: Leise Geräusche werden verstärkt.
Fotos: Kind Hörgeräte (www.kind.com)
Gehörschutzstöpsel
Ohrstöpsel können entweder kleine „Tannenbäumchen“ aus Silikon oder Zylinder aus Schaumstoff (Ohropax) sein. Beide werden in das Ohr eingeführt. Die Silikon- Bäumchen verändern dabei kaum ihre Kontur, die Schaumstoff-Schützer werden erst  zusammengedrückt und dehnen sich im Gehörgang aus. Wird beim Hereinstecken der Silikon-Bäumchen die Ohrmuschel durch einen leichten Zug etwas angehoben, ist ein noch tieferes Eindringen möglich. Nur so ist die volle Leistung erreichbar. Beide Modelle sind sehr günstig, jedoch nicht beliebig oft wiederverwendbar.

Otoplastiken
Neben der Verwendung von industriell gefertigten Gehörschutzstöpseln ist es auch möglich, sich bei einem Hörgeräte-Akustiker einen individuellen Gehörschutz als Otoplastik anfertigen zu lassen. Sie wird meist aus Acryl, Silikonoder hartem Kunststoff gegossen.
Durch die bauartbedingte Sitztiefe wird immer die optimale Schalldämmung erzielt. Sie ist abhängig vom Restvolumen der Luft zwischen Gehörschutz und Trommelfell. Preislich beginnen die Otoplastiken bei rund 200 Euro. Viel Geld, jedoch dafür hat man lange was davon. Der Tragekomfort ist bei der Maßanfertigung außerdem optimal.

Fazit: Gute Beratung von Fachleuten ist wichtig. Möglichst verschiedene Modelle probetragen: nicht nur ein paar Sekunden, sondern auch in Bewegung beim Sprechen und
Lachen. Drückt der Schützer, werden Sie ihn wenig tragen. Er darf einfach nicht stören. Wer bei dieser Investition sparen will oder nur auf das Aussehen achtet, wird sich langfristig zum schlechten Zuhörer entwickeln.

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