Schießausbildung – Laufschüsse verursachen schwierige Nachsuchen. Daher empfiehlt ein anerkannter Schweißhundführer anders als bisher üblich ins Ziel zu gehen. Revierjagdmeister Christian Franke
Beim Mucken nach vorn können jetzt jeweils nur die Luft- und/oder Speiseröhre sowie Halswirbel oder der Schädel getroffen werden. Die Kammer liegt nicht hinter der Blattschaufel, sondern unter ihr. Beim Mucken nach unten können wieder nur der gesamte Laufbereich oder die Schwarte getroffen werden. Geht’s „nach oben los“, kommt es angesichts der recht tief liegenden Wirbelsäule der Sauen häufig zu Krellschüssen durch die Dornfortsätze der Brustwirbel oder zu wildbretzerstörenden Rückentreffern. Es bleibt also nur ein kleiner runder Bereich übrig, der einen absolut tödlichen Schuss ergibt. Nach oben, unten und vorn können nur Knochenschüsse, Luft- oder Speiseröhrenschüsse und – im seltenen, aber günstigsten Fall – tödliche Hals- oder Schädeltreffer entstehen. Die bessere Zieltechnik und Ausbildungsmethode ist, mitten ins Stück zu gehen und dann ein wenig nach vorn in Richtung Kammer zu ziehen. Überhaupt sollten Jungjäger mit viel Jagdfieber nur waagerecht und nicht senkrecht mit dem Absehen auf den Wildkörper gehen. Dies gilt generell für alles Schalenwild.
Ist es ein ganz nervöser Schütze, liegt der Schuss oft zwischen der Kammer und dem Waidsack oder Pansen, also in der Leber. Auch diese Stücke sind mit einem guten Hund normalerweise immer zu bekommen. Das waagerechte „Einzielen“ auf den Wildkörper hat in jedem Fall den Vorteil, dass beim unkontrollierten Lösen des Schusses deutlich seltener Knochenschüsse, sondern mehr Organschüsse entstehen. Ist der junge Schütze so nervös, dass bei der „neuen“ Zieltechnik schon beim Ansetzen auf den Wildkörper der Schuss bricht, ist es statistisch erwiesen, dass einerseits Laufschüsse deutlich seltener vorkommen als bei der alten Zieltechnik, andererseits die Zahl der Fehlschüsse („unterschossen“) steigt.
und ein paar Röhrenknochensplitter.
Der Verdacht des Schützen hat sich
bestätigt – Laufschuss. Eine schwere
Nachsuche steht bevor, die es mit
Christian Frankes Zielmethode
wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Foto: T. Dillenberger
Foto: T. Dillenberger
Knochensplittern am Anschuss – die Arbeit erleichtern.
Die Jungjägerausbildung wurde in den letzten Jahren um viele Bereiche erweitert. Die Bestimmung zum Beispiel von Kröten sowie 28a-Biotopen sind für den Jungjäger fast zum alltäglichen Handwerk geworden. Als Anachronismus dazu wird bei der praktischen Schießausbildung den Jagdscheinanwärtern immer noch eine veraltete und falsche Zieltechnik unterrichtet. Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass eine solide Grundausbildung auch über das Verhalten nach dem Schuss in keiner Jungjägerausbildung fehlen darf. Und „Jäger“, die es nach dem Lösen ihres ersten Jagdscheines nicht mehr für nötig halten, ihre Fertigkeiten im Umgang mit der Waffe auf Schießständen zu verbessern und zu festigen, sollten, wie auch notorische Schießer, ohnehin in keinem Revier eine dauerhafte Jagdmöglichkeit finden. Egal, ob auf Sauen, Rehe oder anderes Wild.