Investition Zielfernrohr
Eine gรผnstige Waffe schieรt in aller Regel besser als eine gรผnstige Zieloptik trifft. Um bei der Wahl des Zielfernrohrs nicht auf die Nase zu fallen, ist auf einiges zu achten.

Ein gewagter Blick ins Jahr 2050: Zielfernrohre mit automatischem Zielerkenยญnungssysยญtem sind etabliert.
Ein Fuchs, der auf 200 Meter vorbeischnรผrt, wird vom System erkannt und formatfรผllend herangezoomt. Im unteren Bilddrittel werden Zielentfernung und automatische Haltepunktkorrektur angezeigt. Mit jedem Zentimeter, den sich Fuchs oder Waffe bewegen, verรคndern sich diese Daten blitzschnell. Der Rotrock hat keine Chance. Bis 300 Meter und bei ruhiger Hand verspricht der Hersteller Erfolg.
Ein Blick zurรผck: In den 1920er Jahren startete die Erfolgswelle der ersten Zielfernrohre. Anfangs noch als unweidmรคnnisch verpรถnt, statteten immer mehr Jรคger ihre Waffen mit Zielfernrohren aus.
Parallelen in der jรผngeren Vergangenheit: Als Leuchtabsehen auf den Markt kamen, wurden sie als โSpielereiโ belรคchelt. Inzwischen wird ein Groรteil der Produktion mit ihnen ausgestattet. Die neuesten Modelle haben sogar integrierte Entfernungsmesser und korrigieren den Haltepunkt.
Die Erfahrung zeigt, dass sich sinnvolle Innovationen durchsetzen. Es gibt aber weiterhin Optiken mit fester Vergrรถรerung und kleinem Objektivdurchmesser, die sich im jagdlichen Einsatz befinden. Dies spricht fรผr die Qualitรคt der ersten, fast 100 Jahre alten Zielfernrohre.
Spezial oder universal?
Vor jeder Entscheidung steht die Frage: Was mรถchte ich mit meiner Zieloptik erreichen? Der passionierte Sauenjรคger hat andere Anforderungen als ein begeisterter Bergjรคger. Das jagdliche Betรคtigungsfeld entscheidet deshalb รผber die Wahl der Optik. Wer gerne und viel auf Fรผchse und im Gebirge jagt, verlangt nach hohen Vergrรถรerungswerten. Diejenigen, die nachts den Sauen nachstellen, brauchen einen groรen Objektivdurchmesser, um auch bei wenig Licht genug zu erkennen.
Beim ersten Waffenkauf wird in der Regel aus finanziellen Grรผnden nach einer Universalwaffe gesucht. Das ist entweder eine Kombinierte oder ein Repetierer. Um mรถglichst viele jagdliche Anforderungen mit dieser Waffe abzudecken, liegt die Entscheidung nahe, sich auch fรผr ein Universalglas zu entscheiden. Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan.
Variable Vergrรถรerungen gibt es zwar schon lange, doch haben sie sich erst in jรผngster Zeit so etabliert, dass feste Vergrรถรerungen in den Hintergrund getreten sind. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts galten 6-fache Zielfernrohre mit 42 Millimeter Objektivdurchmesser durchaus noch als Universalglas. Heutzutage verfรผgen solche Optiken รผber eine variable Vergrรถรerung und einen Objektivdurchmesser von bis zu 50 Millimetern. Sie eignen sich mit 1- bis 4-facher Vergrรถรerung fรผr Drรผckjagden, reichen mit 10- oder 12-facher Vergrรถรerung aber auch fรผr Schรผsse auf weit entfernt stehendes Wild.
Anstelle des frรผher sehr gรคngigen Absehens 1 sind heute Leuchtabsehen gerรผckt, die bei schwachem Licht eine sehr groรe Sicherheit รผber die Platzierung des Schusses liefern.
Technik, die begeistert
Alt bedeutet nicht zwangslรคufig รผberholt. Natรผrlich steht die Leistungsfรคhigkeit moderner Qualitรคtsoptiken auรer Frage. Wer das Geld hat, sich ein Zielfernrohr eines Premium- oder zumindest Markenherstellers zu kaufen, das keine Wรผnsche offen lรคsst, soll das tun.
Es steigert nicht nur den Wiederverkaufswert der Waffe, sondern bietet mit verschiedenen Vergrรถรerungen, Lichtstรคrke und Beleuchtungseinheit einen Standard, der die Jagd auf weite Entfernungen und bei schlechtem Licht nicht nur komfortabel getaltet.Es erรถffnet auch Mรถglichkeiten, die mit manch anderem Zielfernrohr nicht gegeben sind.
Dennoch ist ein Glas, das in den 1960er Jahren als Universalglas galt, auch heute noch fรผr den Groรteil der jagdlichen Praxis verwendbar. Zahlreiche Jรคger weidwerken noch heute mit fester Vergrรถรerung, Absehen 1, geringem Objektivdurchmesser und ohne Leuchtpunkt.
Neu oder gebraucht?
Es stellt sich vielmehr die Frage, was der Geldbeutel hergibt und ob man sich fรผr eine Gebraucht- oder Neuwaffe entscheidet. Grundsรคtzlich ist der Gebrauchtwaffenmarkt groร und im Vergleich gรผnstig. Mit etwas Geduld findet man gut gepflegte Jagdwaffen, die ein Bruchteil des heutigen Neupreises kosten.
Greift man zu einem gebrauchten 98er Repetierer, ist der Schlossgang zwar nicht immer der weicheste. Fรผr unter 500 Euro bekommt man aber ein รคuรerst zuverlรคssiges und bewรคhrtes System, das meistens mit einer sehr soliden Suhler Einhakmontage und 6-fachem Zielfernrohr ausgestattet ist.
Selbst der Nachtansitz auf Sauen kann damit erfolgreich sein, genรผgend Licht vorausgesetzt. Aber Hand aufโs Herz: Selbst die lichtstรคrksten Zieloptiken verschaffen dem Jรคger in dunklen Nรคchten keinen Durchblick.
Es ist mรถglich, die Zieloptik bei Gebrauchtwaffen mit einer neueren Variante zu ersetzen. Allerdings ist dann meistens auch eine neue Montage fรคllig. 2โ000 Euro Komplettpreis sind schnell erreicht. Hier muss jeder selbst abwรคgen, wieviele zusรคtzliche Minuten in der Dunkelheit und wieviele Meter im Feld- oder Bergrevier ihm die Mehrinvestition wert ist.
Entscheidet man sich hingegen fรผr eine Neuwaffe, muss ohnehin eine Zieloptik gekauft werden. Wer das Geld hat, sollte alleine schon aufgrund des Wiederverkaufswerts in eine neue Markenยญoptik mit den benannten Kriterien investieren. Aber auch bei einer solchen Waffe bietet der Gebrauchtmarkt gรผnstige Alternativen.
Montage
Die beste Zieloptik zรคhlt wiedeยญrum nichts ohne vernรผnftige Montage. Der Markt bietet zahlreiche Varianten. Da die Verbindung von Montage und Waffe oft mit Arbeiten am Lauf einhergeht, ist dies eine Sache fรผr den Bรผchsenmacher. Er hat die Fachkenntnis und kann den Kunden beraten, wieviel sinnvollerweise investiert werden sollte.
Allein aus Tierschutzgrรผnden genieรt Qualitรคt oberste Prioritรคt. Diยญes gilt fรผr die Zieloptik, die Zielfernrohrmontage und das Montieren der Gegenstรคnde auf der Waffe. Wer Gebrauchtwaffen mag, kann viel Qualitรคt fรผr wenig Geld bekommen. Wer technisch auf dem neuesten Stand sein mรถchte, muss hingegen deutlich mehr ausgeben. Denn Qualitรคt hat bei Neuware ihren Preis. Dies gilt insbesondere fรผr Optik.
Jagdwaffen sollten nur mit Markenprodukten bestรผckt werden. Als Merksatz gilt: Ohne gescheite Zieloptik und bombenfeste Montage trifft die beste Waffe nicht. Also lieber bei der Waffe als bei der Optik sparen.
Ein Tipp zum Schluss: Es frustriert, die Sauen in der Dรคmmerung mit einem 8x56er Fernglas noch zu erkennen, wenn ich mit meinem 6x42er Zielfernrohr nichts mehr sehen kann. Die Investition in ein ordentliches Zielfernrohr ist also wichtiger. Denn auch damit kann man ansprechen. Mit einem Fernglas aber nicht schieรen.