20 Minuten Hundeschule am Tag – das reicht aus, um dem Welpen nach und nach Leinenführigkeit, Sitz, am Rucksack bleiben und die Basis fürs Apportieren beizubringen.
Neugierig schnüffelt der zehn Wochen junge Foxterrier-Rüde „Anton“ an der Lederleine. Ich lasse ihm Zeit, setze mich mit der Leine in den Händen auf die Erde. Neugierig bewindet er den Lederriemen, und ich lege ihn behutsam an. „Anton“ bemerkt das gar nicht, macht sich an meiner Hosentasche zu schaffen, in der noch ein paar Futterbröckchen stecken. Ich gebe ihm eines. Dann wird er aber wieder neugierig, will die Gegend erkunden und trippelt auf und davon, bis sich die Leine strafft. Irritiert geht er ein, zwei Schritte zurück und hat bereits die erste Lektion begriffen: „Ich kann den Druck von der Leine selbst mindern, indem ich nachgebe.“ Nachdem er noch einige Male versucht hat, seine Kreise zu ziehen, die durch den „Strick“ natürlich begrenzt sind, kommt er zu mir zurück und legt sich auf
meine Beine. Das war die zweite Lektion: Der Welpe soll lernen, sich an mir zu orientieren . Das ist für die Leinenführigkeit sehr wichtig: Wenn ich eine Pause einlege, macht er auch eine. Wenn ich in eine andere Richtung gehe, muss der Azubi mir folgen. Bleibe ich stehen, muss er ebenfalls anhalten. Drossle ich mein Tempo, muss er langsamer werden.
Ich stehe auf, der Hund rappelt sich ebenfalls hoch. Deutlich setze ich einen Fuß Richtung Wiese, nach dem Motto: „Achtung, jetzt geht’s los!“ Ich schaue dabei nicht auf den Hund, denn er soll von der
ersten Sekunde an begreifen, dass er sich an der Leine ausschließlich nach mir zu richten hat. Doch der Hund hat mich sowieso aufmerksam beobachtet, meine Geste richtig interpretiert und läuft mit. Aber nach ein paar Metern strafft sich bereits wieder die Leine, weil „Anton“ vorprellt. Ich bleibe stehen, sage nichts. Nach ein paar Sekunden nimmt mein Lehrling selbst den Druck von der Leine
und trippelt zurück. Jetzt erst, wenn die Leine durchhängt, geht’s weiter. Natürlich fordert es Geduld und Zeit, schließlich möchte man ja auch irgendwann mal an der Wiese ankommen. Die Ziele sollten also anfangs nicht zu weit entfernt sein. Doch Sie werden sehen, dass der Hund später erst gar keinen Druck an der Leine mehr aufkommen lässt, weil es dann ja nicht weiter geht. Ein wenig spannender wird der „Ziellauf“ dadurch, dass man ab und zu eine andere Richtung einschlägt. Weil unser zehn Wochen alter Welpe aber noch sehr jung und leinenunerfahren ist, sollte man nicht mit einer adhoc-Bewegung hin- und herschreiten. Im Gegenteil, beugen Sie Ihren Körper leicht nach vorne in die Richtung, die Sie einschlagen wollen. Sie geben Ihrem Hund also Hilfen, und der wird sie sicher
annehmen, weil er lernt, Sie zu beobachten, auf Sie zu achten. Später, wenn er die Leine gewöhnt ist, können Sie auf diese übertriebenen Hilfestellungen verzichten, weil der Hund inzwischen begriffen hat, sich an Ihnen auszurichten. Da reichen schon kleine Körperdrehungen, und er weiß genau, wo’s langgeht.
und ohne Worte neben Ihnen Sitz macht. Aber überfordern Sie Ihren jungen Racker nicht zu stark. Das Leinentraining sollte in den ersten vier Wochen nicht länger als fünf bis zehn Minuten dauern. Sie
werden sehen, dass Ihr Hund nicht leinengefrustet sein wird, wenn Sie nach ihr greifen, sondern freudig angesprungen kommt. Das Kommando „Sitz“, das der junge Hund immer beim An- und Ableinen
machen sollte, leiten Sie beim Anleinen ein, indem Sie Ihren Zeigefinger von der Nasenspitze des Welpen extrem in die Luft führen und dabei Ihren ganzen Körper strecken. Wenn Sie in dieser Hand noch einen kleinen Futterbrocken halten, wird Ihr Hund automatisch ins Sitz gehen. Später brauchen Sie nur noch die Hand in die Luft strecken, dann wird der Hund diese Bewegung richtig deuten. Zu Beginn kann man die Kommando-Gesten also ruhig übertreiben.
Wollen Sie Ihren Azubi schnallen, einfach den Hund wieder neben sich ausrichten, gleichbleibenden Zug an der Leine ausüben, und schon bald wird er sich setzen. Nehmen Sie ihm dann die Leine ab, und lassen Sie ihn erst aus der „Sitz-Position“ loslaufen, wenn Sie ihn mit einer Handbewegung nach vorne freigeben. Der junge Hund wird länger im Sitz bleiben, wenn Sie ihm ein Futterbröckchen geben, und das Warten auf ihr Signal lernen. Wichtig ist natürlich auch das Kommando „Bleib“. Unterstützen kann man dieses Signal mit Hilfe eines Rucksacks. Optimal ist es, wenn der Hund angeleint ist, denn dann können Sie ihn sanft, aber konsequent zu seinem Platz zurückziehen, falls er dort nicht bleibt. Legen Sie zu Beginn der Übung den Rucksack auf die Erde, oben drauf ein paar Futterbröckchen verteilen, und es wird nicht lange dauern, bis der junge Hund auf dem Rucksack steht. Jetzt strecken Sie den Arm aus, sagen Sie „Bleib“ und drehen Sie sich weg – das bedeutet: Ich kann dich nicht gebrauchen, bleib einfach da, wo du bist! Sobald der Hund Ihnen nachlaufen will, sagen Sie: „Nein.“ Hat er bereits seinen Platz verlassen, ziehen Sie ihn mit der Leine sanft auf den Rucksack zurück. Wiederholen Sie das Bleib-Kommando noch einmal, und gehen Sie wieder ein Stückchen weiter weg. Rührt der Hund sich nicht vom Platz, kehren Sie wieder zu ihm zurück, loben Sie ihn
und geben ihm ein Futterbröckchen.
eine Pfote bleibt auf dem Rucksack. Warum? Stellen Sie sich vor, Sie müssen sich auf einen Stuhl setzen und dort Hände und Arme in einer bestimmten Position lassen, dürfen sich minutenlang nicht bewegen, nicht die Beine ausstrecken. Würden Sie sich am nächsten Tag mit Freude wieder auf den gleichen Stuhl setzen wollen? Eine schöne Übung am Rucksack ist das Schleppelegen. Die sollte am Anfang natürlich noch nicht besonders anspruchsvoll und lang sein. 20 Meter mit einem kleinen Dummy für den Anfang reichen völlig aus, denn der Welpe muss ja erst einmal begreifen, um was es geht und was Sie von ihm wollen. Vergewissern Sie sich beim Schleppeziehen immer wieder, dass der Hund auch auf dem Platz bleibt. Sobald er Anstalten macht vorzuprellen, mit einem „Nein“ wieder konsequent zurück zum Rucksack lotsen. Auch hier fällt es dem Ausbilder leichter, wenn er anfangs die Leine am Hund belässt. So brauchen Sie ihn nicht direkt zu packen, wenn der Welpe seinen Platz verlasssen hat und einfach Richtung Dummy laufen will, sondern können ihn in aller Ruhe mit der Leine an seinen Platz dirigieren. Am Ende der Schleppe den Dummy dann auslegen und zum Hund zurückgehen. Jetzt ist die Leine wiederum sehr hilfreich, denn die ist nun Ihr langer Arm, mit der Sie den Azubi unter Kontrolle halten. Wenn er nicht so recht weiß, was er eigentlich machen soll, unterstützen Sie ihn mit Ihrer Nase! Hört sich komisch an, ist aber ganz einfach: Schnüffeln Sie demonstrativ an der „Duftspur“, und Ihr Hund wird es Ihnen sicher bald gleichtun und sich in den Riemen legen. Helfen Sie anfangs ruhig ein wenig mit, loben Sie ihn, wenn der Hund seine Nase richtig einsetzt. Zusammen erreichen sie bald das Ziel. Ist der Hund am Dummy angekommen, motivieren Sie ihn mit hoher Stimme und freundlichem „Ja“, das Apportel aufzunehmen. Sollte er es packen, laufen Sie schnell mit ihm Richtung Rucksack zurück. Sie haben den Hund durch die Leine unter Kontrolle,
er kann es also jetzt nicht irgendwohin schleppen. Am Rucksack angekommen, wird getauscht. Verliert der Welpe unterwegs das „Gefundene“, laufen Sie mit ihm an der Leine dorthin zurück, nehmen
Sie es kurz in die Hand, schwingen Sie es spielerisch umher, lassen es fallen und wenn der Hund es jetzt wieder in seinen Fang nimmt, laufen Sie gemeinsam wieder Richtung Rucksack. Sollte der Hund den Dummy am Ende der Schleppe nicht aufnehmen wollen, verfahren Sie ebenso. Freuen Sie sich ruhig mit ihm, sobald er es im Fang hat. Dann weiß er, dass er alles richtig macht. Sie werden sehen, bald wird der Welpe die Beute so schnell wie möglich zum Rucksack tragen, weil ja dort getauscht wird. Er kommt also automatisch zum Ausgangspunkt zurück.
ein befahrener Bau, der natürlich auch auf einen jungen Teckel oder Terrier eine große Anziehungskraft ausübt – aber dann ist schon der Platz, den jungen, unerfahrenen Hund ausgerechnt dort frei laufen zu lassen, fahrlässig gewählt!
Zurück zu den Schleppen: Ziehen Sie einmal einen getrockneten Hasenlauf hinter sich her, ein anderes Mal Ihre Baseballkappe, dann einen Jute-Dummy – so sind die Schleppen abwechslungsreich, und der Hund muss mit unterschiedlichen Gegenständen arbeiten und verschiedene Griffe und Haltepunkte üben. Außerdem ist es auch ganz praktisch – sollten Sie zum Beispiel mal Ihr Handy verloren haben, bringt Ihr Hund es Ihnen gewiss wieder, vorausgesetzt, Sie setzen ihn auf Ihrer Spur im richtigen Umkreis an. Ein weiterer schöner Nebeneffekt, wenn Sie mit solchen wildwittrungsfreien
Dummies arbeiten: Sie verwöhnen und verderben die feine Hundenase nicht mit der starken Wildwittrung, die ja für ihn sehr viel leichter zu winden ist als beispielsweise ein Jute-Dummy. Und noch
eins: Hat der Azubi Ihnen bereits einmal die Baseballkappe, den Jute-Dummy oder den Hasenlauf gebracht, ziehen Sie bitte nicht am gleichen Tag noch einmal eine Schleppe damit. Sie haben mit dem Tauschen – Dummy gegen Futter – Ihre interne Rangordnung bereits festgelegt: Der Welpe hat Ihnen, dem Rudelführer, also „Alpha“, einen Gegenstand gegeben. Und „Alpha“ wiederum hat ihn
dafür mit Futter belohnt. Der Tausch ist abgeschlossen. Es wäre also unsinnig, damit noch einmal eine Schleppe zu ziehen. Das macht für den Hund überhaupt keinen Sinn. Verkneifen Sie es sich, nehmen Sie einen anderen Gegenstand, und wenn es die Leine selbst ist, die es gilt zu bringen. An die Schnur damit, durch das Gras ziehen und den Hund ansetzen. Für den Anfang sollten ein, zwei kurze
Schleppen pro Tag reichen.
überzureagieren und ungerecht zu werden. Noch ein Tipp: Gestalten Sie „Ihre“ Hundeschule abwechslungsreich. Fangen Sie beispielsweise mit der „Bleib“-Übung am Rucksack an. Dann den Hund anleinen und fünf Minuten über die Wiese spazieren. Danach wieder zum Rucksack zurück, ihn dort warten lassen und eine Schleppe ziehen – und am nächsten Tag fangen Sie eben gleich mit der Schleppe an. Bleiben Sie aber bei allen Übungen konsequent. Lassen Sie Ihrem Lehrling keine Kleinigkeiten durchgehen, dann wird er die späteren Kommandos erst gar nicht anzweifeln.