Wild versorgen – Ringeln oder Knacken?

รœbers Aufbrechen lernt jeder Jagdscheinanwรคrter etwas in der Ausbildung. Meist wird dabei das Schloss โ€žgeknacktโ€œ. Viele Gruฬˆnrรถcke setzen heute jedoch aufโ€™s Ringeln. Doch wo liegen die Vorteile?

Fotos: Heiko Arjes
Markus Lรผck
Wildbret ist ein hochwertiges Lebensmittel. Voraussetzung: Die Stรผcke mรผssen nach dem Erlegen ordentlich versorgt werden. Entscheidend ist das sofortige, fachgerechte Aufbrechen bei Wild, das mit einem schlechten Schuss zur Strecke kam. Gelangt Pansen bzw. Darminhalt ins Gewebe, muฬˆssen die verunreinigten Wildbretteile groรŸzuฬˆgig weggeschรคrft werden. Im schlimmsten Fall sind die Stuฬˆcke
nicht mehr zu retten und sollten verworfen werden. Zahlreiche Jรคger setzen heute beim Aufbrechen aufs Ringeln. Dabei wird der Darm โ€žnach hintenโ€œ ein Stuฬˆck aus der Beckenhรถhle gezogen.
AnschlieรŸend schรคrft der Aufbrecher mit einem langen schmalen Messer rund um den Darm das Bindegewebe durch. Dann wird der Darm erneut gegriffen und etwas weiter aus der Beckenhรถhle gezogen. So lรคsst sich vorhandene Losung einfach aus dem Darm herausdruฬˆcken. AnschlieรŸend kann der Jรคger โ€žganz normalโ€œ die Bauchhรถhle รถffnen und den gelรถsten Darm nach innen in den Bauchraum ziehen. Alle Innereien werden dann nach vorn entnommen.
Mit Hilfsmitteln lรคsst sich auch im Revier im Hรคngen kopfuฬˆber
aufbrechen โ€” eine saubere Sache! Foto: Michael Migos
Keulen bleiben sauber
Als Vorteil dieser Aufbrechmethode benennen die โ€žRinglerโ€œ, dass das Schloss nicht geรถffnet wird und somit die Keuleninnenseiten gut geschuฬˆtzt sind. Besonders sauber ist diese Art des Aufbrechens, wenn die Stuฬˆcke kopfuฬˆber versorgt werden. Somit ist es ausgeschlossen, dass die wertvollen Keulen verunreinigt werden.
Als weiterer Vorteil der Ringelmethode wird von manchen Jรคgern angefuฬˆhrt, dass das Wildbret an den Keuleninnenseiten nicht eintrocknet. Richtig ist, dass bei der herkรถmmlichen Methode des Aufbrechens oft die Keuleninnenseiten leicht aufgeschรคrft werden. Jedoch ist die Menge an Wildbret, die dadurch wรคhrend der Kuฬˆhlung und Fleischreife eintrocknet, verschwindend gering.
Weiterhin wuฬˆrde das wichtige Abhรคngen des Wildbrets mit geรถffnetem Schloss nicht so gut verlaufen. Dieses Argument kann mit Blick auf die Arbeitsmethoden in der Fleischindustrie entkrรคftigt werden.
In Schlachthรถfen werden alle Nutztiere im Hรคngen ausgeweidet und sogar teilweise direkt danach in Hรคlften zerteilt. Rindfleisch, das manchmal bis zu 3 Wochen abgehรคngt wird, reift auch so problemlos weiter.
Der entscheidende Punkt dabei ist nur, dass Hygiene an oberster Stelle steht. Sind die angeschnittenen Fleischpartien nicht verunreinigt, steht einer langen Fleischreifung auch bei geรถffnetem Schloss nichts im Weg! Wer sich fuฬˆrs Ringeln entscheidet, sollte zuvor einem darin erfahrenen Jรคger uฬˆber die Schulter gucken. Das richtige Ansetzen der Klinge ist besonders wichtig, damit von innen am Beckenknochen entlang das Bindegewebe gelรถst wird. Die Vorteile der Ringelmethode sind alle dahin, wenn durch falsche Schnittfuฬˆhrung die Keulen entwertet werden.
Ist im Revier mal keine Mรถglichkeit vorhanden, um das Wild 53kopfuฬˆber aufzubrechen, wird das Ringeln schwierig. Ist der Jรคger dann auch noch allein, fรคllt es schwer, den Enddarm zu greifen. Fuฬˆr diesen Zweck gibt es Hilfsmittel auf dem Markt. Mit diesen kleinen Helferlein aus Kunststoff lรคsst sich der Darm problemlos greifen und genuฬˆgend weit aus der Beckenhรถhle ziehen.
Bei Metzgern ist es gang und gรคbe, im Hรคngen uฬˆber Kopf aufzubrechen.So sollte es auch der Jรคger machen
Foto: Jens Kruฬˆger
Immer im Hรคngen!
Ebenso wie beim Ringeln, empfiehlt es sich auch bei der herkรถmmlichen Aufbrechmethode, bei der das Schloss geknackt wird, die Stuฬˆcke im Hรคngen aufzubrechen. Vorteil: Alle Innereien gleiten nach vorn durch den Brustkorb aus der Kรถrperhรถhle.
Vor allem bei schlechten Schuฬˆssen, bei denen Pansen oder Darm geรถffnet wurden, sollte das Wild lieber an der Wildkammer bei ausreichender Beleuchtung aufgebrochen werden, wo es uฬˆber Kopf aufgehรคngt und nach dem Aufbrechen mit ausreichend Wasser ausgespuฬˆlt werden kann. Verunreinigte Wildbretpartien sollten nach dem Ausspuฬˆlen groรŸzuฬˆgig weggeschnitten werden.
Egal fuฬˆr welche Aufbrechmethode sich der Jรคger entscheidet, wichtig ist, dass die Stuฬˆcke im Hรคngen uฬˆber Kopf aufgebrochen werden. Verunreinigungen durch Pansen- bzw. Darminhalt sind dabei ausgeschlossen. AnschlieรŸend mit Leitungswasser ausspuฬˆlen und fertig. Auf diese Weise erzeugtes Wildbret lรคsst sich mit Genuss verzehren und ohne Bedenken in den Handel geben.
Dieser Schuss war nicht gut.
Hier ist schnelles und sauberes
Aufbrechen Pflicht!
Foto: Beate Siebernbei

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