Es war Anfang September und die Sauen tummelten sich im Mais. Fast bei jedem Ansitz konnte ich die Schwarzkittel hören, bekam sie aber kaum zusehen.
Es waren perfekte Verhältnisse, der Kugelfang war gegeben, es war ausreichend Licht vorhanden und meine Waffe kurz vorher eingeschossen. Nach dem Schuss verschwand der Keiler im Wald und alles war wieder still. Ich suchte mit meiner Wärmebildkamera die Umgebung ab, fand aber nichts. Jedem, dem sowas schon passiert ist, weiß, dass jetzt unendlich lange Minuten beginnen. Nachdem ich eine halbe Stunde gewartet hatte, ging ich zum Anschuss, konnte aber nichts finden – ein Fehlschuss?
Ein kurzer Blick mit der Wärmebildkamera in den Wald, machte mir auch keine Hoffnung. Sollte ich diese perfekte Situation vermasselt haben?
Es hilft alles nichts, ein Nachsuchenführer musste kommen um den Keiler zu finden, oder einen Fehlschuss zu bestätigten. Bei der anschließenden Kontrollsuche haben wir nichts gefunden. Ein weiterer Kontrollschuss mit meiner Waffe bestätigte meine Vermutung > Da muss ich ehrlich sein, es war einfach ein schlechter Schuss von mir, da das Trefferbild meiner Waffe keine Abweichung zeigte.
Es wird Euch niemand den Kopf abreißen, wenn ihr einen Fehlschuss, oder einen schlechten Schuss zugebt. Wir sind es dem Wild schuldig, eine Nach- oder eine Kontrollsuche zu organisieren, um der Kreatur Leid zu vermeiden. Ich möchte Euch mit diesem Blog das richtige Verhalten am Anschuss näherbringen und meine Erfahrungen mit Euch teilen. Zuerst möchte ich aber auf das Verhalten vor dem Schuss eingehen. Einige Fehlerquellen könnt ihr damit schon ausschließen. Um das Wild ansprechen und einen sauberen Schuss antragen zu können, ist es wichtig, dass ihr ausreichendes Licht habt. Wenn ihr das Stück nicht exakt ansprechen und nicht genau erkennen könnt, ob es breit steht oder nicht, ist ein Schuss auf jeden Fall zu unterlassen.
Einfach bei der Schwarzwildjagd auf einen “schwarzen Klumpen“ zu schießen, hat mit waidgerechter Jagd nicht viel zu tun. Wenn ihr eine neue Charge Munition gekauft habt, solltet ihr auf jeden Fall einen Probeschuss machen, damit ihr Abweichungen bei dem Treffersitz ausschließen könnt. Falls ihr eine Waffe mit einem Stecher habt, solltet ihr überprüfen, ob der Stecher zu fein eingestellt ist, damit sich ein Schuss nicht bei der kleinsten Berührung des Abzuges löst. Ganz wichtig ist auch die Gewehrauflage bei der Schussabgabe.
Wenn ihr eine Ansitzeinrichtung bezieht, sollte ihr auf jeden Fall einen Probeanschlag machen, damit ihr sicher seid und keine Zeit verliert, wenn ihr Wild vorhabt. Besonders wenn ich nachts auf Schwarzwild jage, überprüfe ich vorher bei Tageslicht das Schussfeld auf Äste, die die Flugbahn des Geschosses beeinflussen können. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn ihr den Finger bei unklaren Situationen gerade lasst. Wenn ihr Euch bei der Schussabgabe unter Druck setzt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschusses hoch.
Gerne könnte ihr Euch meinem Blog zu diesem Thema durchlesen.
In welche Richtung ist das Stück geflüchtet und habt ihr anschließend Geräusche gehört? Wenn ihr all diese Informationen gesammelt habt, ist der Grundstein für eine erfolgreiche Suche gelegt. Sofern es die Lichtverhältnisse zulassen, könnt ihr nach einer angemessenen Wartezeit den Anschuss auf Pirschzeichen überprüfen.
Aber auch dabei gilt der Grundsatz, erstmal Ruhe zu bewahren und ggf. auf die Hilfe eines Nachsuchenführers zu warten. Ich persönlich suche einen kleinen Radius des Anschusses auf Pirschzeichen ab. Wenn ich dabei nichts finde, ist der Einsatz eines Hundes unbedingt notwendig.
Je mehr ihr Euch, im schlimmsten Fall mit mehreren Personen, im Bereich des Anschusses aufhaltet, desto eher könnt ihr hilfreiche Pirschzeichen zerstören, das kranke Wild hoch machen, oder auch Verleitfährten legen.
- Schweiß
- Haare
- Eingriffe der Schalen des Wildes
- Knochensplitter
- Panseninhalt
- Teile des Äsers
- Wildbretstücke
- Beschädigungen an Bäumen
- Kugelriss im Boden
Wenn ihr Pirschzeichen entdeckt, solltet ihr den Ort, an dem ihr sie gefunden habt, markieren. Ihr könnt dazu Farbband, Äste, Taschentücher usw. verwenden.
Ja nachdem welche Pirschzeichen ihr nun findet, solltet ihr Eure weitere Vorgehensweise festlegen.
Bei schaumigem Lungenschweiß würde ich dem Schweiß schon ein gutes Stück nachgehen, da die Chance das Stück nach kurzer Flucht zu finden, relativ groß ist.
Bei einem Laufschuss und einem Stück des Röhrenknochens, würde ich auf jeden Fall einen Nachsuchenführer anrufen und auf dessen Hilfe vertrauen.
Es ist wichtig, dass ihr die Möglichkeit habt, einen Nachsuchenführer zeitnah zu kontaktieren. Je nachdem, wo ihr eine Jagdmöglichkeit habt, solltet ihr Euch vorab mit dem Thema auseinandersetzen und die Ansprechpartner vor Ort kennen.
Habt nur keine Angst eine Nachsuche zu organisieren und seid ehrlich – das sind wir dem Wild schuldig.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gerne könnt ihr mir eure Geschichten über Nachsuchen zusenden.
Bereits jetzt wünsche ich euch viel Gesundheit und für die hoffentlich, stattfinden Gesellschaftsjagden viel Anblick und Waidmannsheil
Bilder und Text: Torben Petry