Durchblick bei gebrauchten Glรคsern
Neben der Bรผchse kommt es beim Gebrauchtwaffenkauf aufs Zielfernrohr und dessen Montage an. Hier lauern Gefahren. DJZ-Waffenexperte Norbert Klups gibt Tipps, wie selbst Laien Altglas von guten Zielfernrohren unterscheiden kรถnnen.
Wird eine Waffe gekauft, die einen Kugellauf hat, ist in der Regel auch ein Zielfernrohr vorhanden. Hier verbirgt sich so manche Fallgrube, die spรคter teuer werden kann. Einfach ist es, wenn das montierte Zielfernrohr den Ansprรผchen genรผgt und weiter verwendet
werden soll. Dann muss lediglich รผberprรผft werden, ob Glas und Montage technisch in Ordnung sind. Dellen am Rohrkรถrper des Zielfernrohrs sind problematisch, denn sie kรถnnen das Innenleben und damit die Funktion beeintrรคchtigen. Der Dioptrienausgleich und bei variablen Glรคsern die Vergrรถรerungsverstellung muss sich leicht und ohne Hakeln drehen
lassen. Kratzer auf den Linsen sind bei Tages- oder Kunstlicht auf dem Schieรstand kaum erkennbar โ in der Dรคmmerung aber ein รrgernis. Ein prรผfender Durchblick in der Dรคmmerung gibt Aufschluss. รผbrigens lรคsst sich die โDรคmmerungsleistungโ bei so manchem รคlteren Zierfernrohr deutlich verbessern, wenn die Auรenlinsen mal grรผndlich gereinigt werden. Bei รคlteren Modellen kommt es vor, dass sich der Linsenkleber lรถst. Beim Durchschauen ist das kaum zu erkennen, blickt man aber von vorn ins Glas, ist oft ein
milchiger Schatten zu sehen.
Kein Gas im Glas
Zielfernrohre werden mit Gas, meist Stickstoff, befรผllt, um den Beschlag der Linsen von innen zu verhindern. รผber die Jahre hinweg kann diese Fรผllung entweichen. Um das zu รผberprรผfen, kommt das Glas fรผr eine Stunde in die Kรผhltruhe. Wird es dann in einen beheizten Raum gebracht, entsteht
Reif auf der Oberflรคche. Einfach abwischen und die Linsen von auรen trockenputzen.Innen an den Linsen darf kein Beschlag zu sehen sein. Sind sie von innen angelaufen, muss das
Glas ins Werk und die Stickstofffรผllung erneuert werden. Sind alle Dichtungen intakt, ist das keine groรe Sache. Die weitere รberprรผfung des Zielfernrohres erfolgt auf dem
Schieรstand. Zunรคchst wird aber die Montage gecheckt. Denn sind hier Mรคngel zu erkennen, kann man sich die Patronen sparen. Zur Montageprรผfung sollte die Waffe mit dem Lauf fest eingespannt werden (Schutzbacken verwenden). Dann fasst man das
Glas vor dem Okular und mit der anderen Hand am Objektiv.
schlieรend krรคftig rรผtteln. Jetzt darf in der Montage nicht das geringste Spiel spรผrbar sein. Bewegt sich etwas, alle Schrauben auf festen Sitz kontrollieren. Sind sie fest, liegt das Spiel an der Montage, und die Waffe muss zum Bรผchsenmacher. Bei Schwenkmontagen sollte der Hebel so stehen, dass er nicht ganz unten ist, sondern noch etwas nachgedrรผckt werden kann. Bei Qualitรคtsmontagen lรคsst sich das einstellen. Einhakmontagen dรผrfen keine รผbermรครige Spannung haben. Wird der Verriegelungsschieber am Hinterfuร zurรผckgezogen und das Glas springt hoch, ist zuviel Spannung vorhanden. Ob Glas und Montage in Ordnung sind, lรคsst sich am besten mit einigen Schรผssen feststellen. Zunรคchst wird geprรผft, ob sich die Treffpunktlage nach Abnehmen und Aufsetzen des Glases รคndert.
Manche Montagen benรถtigen einen โSetzschussโ. Die Abweichung sollte aber nicht zu groร
sein. Zeigen sich Treffpunktlage- Abweichungen nach dem Aufsetzen und Abnehmen des Zielfernrohres, ist in der Regel die Montage schuld, wenn die Prรคzision der Bรผchse an sich in Ordnung ist. Bei generellen Prรคzisionsproblemen, die nicht an der Waffe selbst liegen, fรคllt der Verdacht auf Zielfernrohr oder Montage. Ist die Montage in Ordnung und zeigt
die Waffe รผber die offene Visierung eine gute Prรคzision, muss das Glas zur รberprรผfung an den Hersteller geschickt werden. Die Funktion der Absehenverstellung wird getestet, indem
zunรคchst ein Schussbild geschossen wird und dann Hรถhen- und Seitenverstellung um genau abgezรคhlte Klicks verdreht werden. Bei korrekter Funktion liegt der nรคchste Schuss mit entsprechender Hรถhen- und Seitenabweichung von der ersten Schussgruppe entfernt. Dann wird die Verstellung wieder auf die Ausgangsposition zurรผckgedreht. Der Folgeschuss sollte jetzt innerhalb der ersten Schussgruppe liegen.
den Huฬlsenkopf eingelassen, kann
er meist nicht entfernt werden
unten: Suhler-Einhakmontagen erfordern
viel Bรผchsenmacherarbeit. Ein
Glastausch wird hier schnell teuer
Hat die Gebrauchte eine Suhler Einhakmontage (SEM), ist der Zielfernrohrwechsel nicht einfach. Soll ein von der Baulรคnge her kleines Glas gegen ein modernes Zielfernrohr mit groรem Objektivdurchmesser ausgetauscht werden, ist der Abstand der Montageplatten
auf der Waffe zu kurz. Zumindest mรผsste eine weitere vordere Montageplatte angebracht werden โ schรถn sieht das nicht aus! Leider sitzt dort, wo der neue Vorderfuร hinkommt bei vielen Kipplaufwaffen das Visier, das dann versetzt werden muss. Anschlieรend ist eine Neubrรผnierung des Laufbรผndels fรคllig. Zum Schluss muss der Bรผchsenmacher noch die neuen รผbermaรigen Oberteile der SEM einpassen. Da geht viel Zeit bei drauf, und Handarbeit ist teuer! Meist ist es gรผnstiger, eine moderne Hebelschwenkmontage in die vorhandenen Einschรผbe zu passen. Im Fachhandel gibt es entsprechende Umrรผstsรคtze. Dabei spielt der Abstand der Montageunterteile keine Rolle, da zur Seite geschwenkt wird.
Um bei Repetierbรผchsen eine flache Montage zu fertigen, wurde frรผher oft die vordere Fuรplatte der SEM in den Hรผlsenkopf eingeschwalbt. Klopft man so eine Platte heraus, hat man oft freien Blick auf das Laufgewinde. Heute kรคme solch eine Bรผchse nicht mehr durch den Beschuss. Eine Gebrauchtwaffe zu kaufen, auf die ein neues Glas montiert werden soll, lohnt sich nur, wenn ein modernes Montagesystem vorhanden ist. Oder aber die
Waffe selbst ist so hochwertig, dass sich der Aufwand lohnt. Da kann der Preisvorteil
schnell dahin sein. Groรe Jagdausstatter bieten hรคufig Komplettwaffen mit Montage und
Zielfernrohr an, die erstaunlich gรผnstig sind und das Nachrรผsten einer Gebrauchtwaffe mit moderner Optik eher unattraktiv werden lassen.
Vorsicht bei
– deutlichen Kratzern oder Beschรคdigungen an den Auรenlinsen
– Beulen im Rohrkรถrper
– sichtbaren Spuren von gelรถstem Kleber hinter den Auรenlinsen
– Innenbeschlag nach dem Kรผhltruhentest
– Problemen bei der Absehenverstellung
– schwergรคngiger Vergrรถรerungs- oder Dioptrienverstellung
– fรผhlbarem Spiel in der Montage beim Rรผtteltest
– bei Repetierbรผchsen mit Vorderplatte im Hรผlsenkopf
– Treffpunktlage-Abweichung nach dem Abnehmen und Aufsetzen der Zieloptik