Elf Freunde müsst ihr sein.
Was dieses Zitat von Fußballtrainerlegende Sepp Herberger mit der Aufstellung einer Hundemeute zu tun hat, und wie das Zusammenspiel zwischen Rüdemann und Meute gelingt, weiß Revierjagdmeister SASCHA SCHMITT.
Sprengern oder Packern aufgestellt ist. Während den Findern meist der Schneid fehlt, die Sauen so zu bedrängen, dass die Rotten die Dickung verlassen, fehlt es den kurzjagenden Sprengern meist am Finde- und Spurwillen, um ein großräumiges Gelände zuverlässig abzusuchen, das Wild zu finden und so lange auf der Fährte zu verfolgen, bis es die Schützen anwechselt. Auch der Einsatz der klassischen Findermeute hat große Nachteile. Diese Meuten haben den Aufbau, wie er in der alten Literatur beschrieben wird: Während ein oder zwei hochläufige Finder, meist Bracken oder Wachtel, das Gelände weiträumig absuchen, bummeln die Sprenger, Packer und Beihunde fast ausschließlich um den Hundeführer herum. Die Sprenger suchen nicht eigenständig nach Wild, sondern warten lediglich auf den Laut der Finder, um ihnen beizuschlagen. Während die Finder stark beansprucht werden und gerade in sehr großen Treiben mit dichtem Bewuchs häufig an ihre Leistungsgrenzen stoßen, umschwirrt der Rest der Truppe nur ihren Führer und vertreibt sich die Zeit oftmals mit Raufereien.
dazu in der Lage ist, die Rolle des Finders zu übernehmen, ist dies meist ein langwieriges Unterfangen. Wie der Titel dieses Beitrages aber schon verrät: Innerhalb der Meute muss Einigkeit und Harmonie herrschen! Konkurrenz und Streit im Team geht immer zu Lasten der Leistungsfähigkeit und der Moral der Truppe. Wie der Trainer beim Fußball, muss beim Jagen der Rüdemann dafür sorgen, dass in seiner Truppe einvernehmliche Ruhe herrscht. Jeglicher Ansatz von Kopfhundallüren sollten daher unterbunden werden. Reibereien müssen bereits im Keim und mit Nachdruck erstickt werden. Jeder Hund muss wissen, dass Raufen unangenehme Folgen für ihn hat.
abhängt: Das Rüstzeug für die Grundanforderungen eines brauchbaren Jagdhundes müssen ihm bereits im Blut liegen. Gefestigt werden können diese Anlagen jedoch nur durch langjährige und planmäßige Leistungs- und Reinzucht. Jeder ernstzunehmende Hundeführer sollte deshalb Abstand von den zum Teil abenteuerlichen „Gebrauchskreuzungen“ nehmen. Denn wenn es sogar bei sorgfältig geplanten Würfen aus Leistungszuchten vorkommen kann, dass nicht alle Welpen dem Zuchtziel entsprechen, ist es offensichtlich, dass bei gedankenlos durchgeführten Kreuzungen höchstens vom Schuss ins Blaue gesprochen werden kann – mit ungewissem Ausgang und Ergebnis. Von zielführender, durchdachter Verpaarung mit absehbaren Folgen und einem klar definierten
Zuchtziel kann dabei keine Rede sein.
Eine Hundemeute kann sehr wohl aus den herkömmlichen Rassen gebildet werden. Sowohl aus Vorstehhunden, Jagdoder Foxterriern und Wachtelhunden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Bracken und Wachtel die klassischen Weitjager sind, der Deutsche Jagdterrier mittelweit, Foxterrier und Vorstehhunde eher kurzjagende Vertreter sind. Gewiss gibt es – bedingt durch die Einarbeitung und das Naturell jedes einzelnen Hundes – individuelle Abstufungen und fließende Übergänge. Aber auch Ausnahmen können die Regel bestätigen. So stöbert zum Beispiel die Kurzhaar-Hündin „Sadhu“ sehr weiträumig. Aus diesem Grund besetzt sie besonders in großen Treiben gemeinsam mit Wachtelhündin „Ronja“ die beiden Stürmerpositionen, um den Vergleich mit einer Fußballmannschaft wieder heran zuziehen.
Beide Hunde suchen das Gelände in der Tiefe ausgedehnt ab und gewährleisten so, dass auch in großen Dickungskomplexen zügig Wild gefunden und hochgemacht wird. Mit sicherem Laut jagen sie es dann zu den Schützen. Das weite, selbstständige Stöbern und lange Ausarbeiten der Fluchtfährte ist mit Sicherheit nicht der klassische Arbeitsstil für einen Vorstehhund. Bei der individuellen Ausbildung und Prüfungsvorbereitung des Hundes kristallisierte sich dies aber als seine große Stärke heraus. Heute wird genau diese Tatsache beim Einsatz der Hündin berücksichtigt.
Durch diese zeitnahe Hilfe werden lange Standlautszenen vermieden und durch den mit jedem beischlagenden Vierläufer größer werdende Druck wird der Rottenverband schnell gesprengt. Gerade die Vorstehhunde bewähren sich beim Sprengen der Rotten immer wieder. Wenn neben den schnellen, wendigen Terriern einige wildscharfe Vorsteher zwischen die Rotte fahren, flüchtet sie sehr schnell in alle Himmelsrichtungen und zerspritzt wie Glas unter dem Hammer. Neben der Erhöhung des Jagderfolges bringt dieses schnelle Sprengen der Rotten einen weiteren wichtigen Effekt: Sicherheit für die eingesetzten Hunde. Je länger sich Sauen, insbesondere gröbere Stücke, stellen und zur Wehr setzen, desto größer ist die Gefahr, dass die Hunde vom Schwarzwild geschlagen werden. Sind die Sauen erst einmal in Bewegung und flüchten vor den wildscharfen Hunden, sinkt das Verletzungsrisiko der Sauhunde auf ein Minimum. Deutsch-Langhaar-Rüde „Voss“ und Foxterrier „Gero“ übernehmen in meiner Aufstellung die Posten der Verteidiger. Beide jagen sehr kurz und befinden sich immer in Rufweite. In erster Linie entspricht diese Art des Jagens ihrer Veranlagung. Im Zuge der Ausbildung und während des Einjagens wurden sie jedoch bewusst gefördert und in ihrem Jagen verkürzt. Gerade „Voss“ und „Gero“ finden so diejenigen Stücke, die von der Rotte versprengt wurden (Frischlinge und abseits steckende Einzelsauen) und schnell überlaufen werden könnten. Beide Rüden lassen sich im Treiben gezielt lenken und einweisen, weil sie immer in der Hand des Führers stehen. Beim Angehen von Standlautsituationen treffen sie nahezu zeitgleich mit mir ein, was gerade bei angeschweißten Stücken auch ein Plus an Sicherheit für ihre Meutegenossen ist.
Dadurch, dass jeder Vierläufer der Gruppe einzeln eingejagt ist und selbstständig Wild findet, ist es möglich, die Meute in ihrer Anzahl und Zusammensetzung dem jeweiligen Revier anzupassen.Während in großräumigen, dichten Einstandskomplexen mit der gesamten Truppe gejagt wird, kommen zum Beispiel in Schilfgebieten mit hohem Wasserstand nur die Vorstehhunde zum Einsatz. Dort, wo die Vorstehhunde noch laufend das Schilfgebiet absuchen können, wären die kurzläufigen Terrier schon zum Schwimmen gezwungen und würden wegen ihrer geringen Körpermasse schnell auskühlen und erschöpfen. Auch in felsigem Gelände mit hohen Absprüngen sind die großen Hunde im Vorteil. Werden nur kleine Einstände bejagt, oder ist das Treiben in der Nähe von Straßen
oder Reviergrenzen, werden nur die kurz- und einige mittelweit jagende Vierläufer eingesetzt. Um die Mannschaft bereits im Vorfeld richtig zusammenstellen zu können, brauchen sowohl Fußballtrainer als auch Rüdemann möglichst viele Informationen über den Einsatz. Während der Trainer die gegnerische Mannschaft meist anhand aufgezeichneter Spiele analysiert und sich so seine Taktik zurechtlegt, klärt der Rüdemann Detailfragen bereits im Vorfeld mit dem Revierpächter am Telefon ab.